Freitag, 23. Dezember 2011

Kleine Pause (Editorial)

Liebe Leser,

Wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, machen wir gerade Pause. Morgen kommt nochmal ein Weihnachtspost, aber dann ist aufgrund von generellem Weihnachtsloch bis zu den Jahresbestenlisten Anfang nächsten Jahres erstmal Pause. Nochmal schnell die Reviews des letzten Monats:

Remember Remember - The Quickening: 5/10
Future Of The Left - Polymers Are Forever: 8/10
Civil Civic - Rules: 7/10
Konzertreview: Low im Sinkkasten/Frankfurt (Main)
The Black Keys - El camino: 7/10

Dann noch schöne Ferien, frohe Weihnachten, guten Rutsch und viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Alben des Monats: November 2011

Wir waren schon mal später...

Leon:

Charles Mingus – The Black Saint And The Sinner Lady

Obwohl die Untertitel der 3 Songs auf „The Black Saint…“ schon ein bisschen eine mögliche Story zwischen Liebe, Sünde, Religion, Krieg und Frieden andeuten, kann man Charles Mingus‘ Avantgarde-Jazz-Meisterwerk doch aufnehmen wie man will. Zum Beispiel kann man sich die Tänzer vorstellen, die zu diesen Stücken tanzen, wie es die eigentlichen Titel andeuten – vielleicht würde das ein bisschen seltsam aussehen, aber zugucken würde ich trotzdem. Denn, wenn sie es auch nur halb so gut schaffen sollten Komposition und Improvisation in einer Form zu verbinden wie Mingus es hier geschafft hat, gäbe es an diesem „Ballett“ unglaublich viel Interessantes zu entdecken und gleichzeitig überhaupt nichts auszusetzen.


Has-Lo – In Case I Don’t Make It

Was ist das besondere am melancholischen Seelenstriptease von Has-Lo? Er hat sich dafür eine Ausdrucksform ausgesucht, in der alle Fehler sofort von anderen kritisiert werden und auf jede kleine Schwachstelle sofort mit abwertenden Kommentaren reagiert wird. Aber der Rapper ist so weit weg von typischen Klischees, dass wahrscheinlich kein anderer auf die Idee kommen wird genau ihn zum Feindbild zu machen. Denn in den Selbstmord, den er am Ende des Albums sogar selbst offen als möglichen Grund das Album gemacht zu haben anspricht, will ihn bestimmt niemand treiben. Seine Todesfantasien und Probleme klingen dabei mit Streichern und Pianos auf minimalistischen Beats so menschlich und traurig, dass man wirklich mit ihm leiden kann und ihn für sein Talent trotzdem noch beneidet.


Markus:

Asap Rocky - LiveLoveA$ap

Asap Rocky ist einfach ein cooler Dude. Es ist zwar kein herausragender Lyriker, dafür ist er aber der Typ mit dem hervorragenden Beat-Geschmack, gutem Flow, Charisma und Swag. Er ist der "Pretty Motherfucker", wie er selber gerne betont. Hier folgt Hit auf Hit, trifft Cloud Rap auf Dirty South, Chopped and Screwed auf East Coast Hip Hop. Die Musik ist gleichzeitig Vernebelt und erhaben, vor allem aber einfach großartig.


Big K.R.I.T. - Return Of 4Eva

Der Mississippi-Rapper gilt bei vielen als einer der interessantesten, noch relativ neuen Akteure im US-Rap. Und das zu recht. Nicht viele produzieren so gute Beats und überzeugen auch auf lyrischer und raptechnischer Ebene. Auf diesem Free-Album verbindet er gekonnt klassisches Sampling mit Synthies und Drumcomputer. Das klingt dann sowohl zeitgemäß und frisch, als auch zeitlos. Für sein komplettes Schaffen gilt, dass er immer den Spagat zwischen derbem Country Shit und souligen, geerdeten Tracks schafft. So thematisiert Big K.R.I.T. hier u.a. das Cruisen unter freiem Himmel, seine Rapanfänge, dem Umgang mit Stereotypen und das Lebensgefühl im Süden der Staaten. Alles durchgängig auf hohem Niveau.


Clams Casino - Instrumentals

Dass "LiveLoveA$ap" so überzeugen konnte, ist er der Verdienst von Clams Casino, der für 5 Beats auf dem Mixtape verantwortlich war. Doch auch Lil B, Mac Miller, Soulja Boy u.a. belieferte er schon mit passenden Instrumentals. Einige dieser wurden Anfang des Jahres zusammengestellt und veröffentlicht, so dass die oftmals sehr guten Stücke, die größtenteils auch ohne Raps funktionieren, auch nochmal ihre verdiente Aufmerksamkeit erhielten. Clams Casino hat sich zur wichtigsten Figur eines neuen Hip Hop-Mini Hypes, der den Namen Cloud Rap aufgesetzt bekam, entwickelt. Dieser zeichnet sich durch verträumte, dichte Beats, die gleichzeitig aber auch immer kraftvoll und episch klingen. Hört man Clams Casino dann tauchen vor dem inneren Auge Nebelschwaden, Sonnenauf- und -untergänge auf, passend zur Schönheit der Beats.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Alternative Christmas: Sufjan Stevens – Songs For Christmas

42 Songs auf 5 EPs aus 5 verschiedenen Jahren in einer Box mit Noten, Textbuch und einer Menge Gimmicks – das ist Songs For Christmas und deswegen ist es fast schon ein moderner Klassiker in der Indie-Welt. Egal, wo im Internet nach hörbarer Weihnachtsmusik fragt, Sufjan Stevens Box ist immer ein Tipp. Und das hat seine Berechtigung. 2 Stunden Weihnachtsmusik braucht natürlich kein Mensch, aber mit ein paar der 17 Eigenkompositionen und ein paar der Neuinterpretationen von traditionellen Weihnachtssongs kann sich sicher jeder Anfreunden und sich ein eigenes kleines Album zusammenstellen, dass dann sogar die Meisterleistung schafft ein und die selbe Stimmung auf unterschiedlichste Weise zu verbreiten. Auf den ersten beiden/drei EPs bleibt Stevens nämlich größtenteils sehr nah am Zuhörer und macht die Jahresschein meistens nur mit Banjo und unzähligen Gitarren schöner. Später kommen dann auch elektronische Elemente, Bläser und Streicher hinzu. Wie man merkt: ich will euch hier nicht meine Lieblingssongs von diesem Mammutwerk auftischen, denn im Endeffekt muss diese jeder selbst finden und genau das sollt auch wirklich jeder mal versuchen!

Neben einigen großartigen Songs muss man Sufjan aber auch zuschreiben, dass er nicht in das Muster verfällt Weihnachten als schreckliches konsumorientiertes Fest zu kritisieren und so allen den Spass verdirbt, sondern das Fest auch als solches darstellt und Freude, Freunde und Familie hier im Vordergrund stehen.

Trotzdem nochmal meine Auswahl an Songs: "It's Christmas, Let's Be Glad", "This Was The Worst Christmas Ever", "Come On! Let's Boogey to the Elf Dance!", "It's Christmas Time!", "Get Behind Me, Santa!", "Jupiter Winter/Sister Winter"

Samstag, 10. Dezember 2011

Newsflash 10.12.2012

Passend zur Zeit haben sich The Flaming Lips und Yoko Ono zusammen getan um einen Weihnachtssong aufzunehmen. Diese hört auf den Namen "Atlas Eets Christmas" und kann auf einer eigens dafür eingerichteten Website angehört werden.

Ein Ebenfalls illusterer Name, zumindestens für alle Psychedelic Rock-Fans sind Spiritualized, welche im März ein neues Album veröffentlichen werden. Der Name des 10 Track starken Werks wird auf Domino Records erscheinen und "Sweet Heart Sweet Light" heißen.

Ähnlich sieht es da derzeit bei der neuen EP "Kindred" von Burial aus, welche auch für nächstes Jahr geplant ist. Erhältlich wird sie dann sowohl digital als auch auf Vinyl sein und bei Hyperdub erscheinen.

2012 soll dann auch der zweite Langspieler von Major Lazer erhältlich sein. Nun gibt es eine erste audiovisuelle Auskopplung namens "Original Don", die mir persönlich etwas zu stumpf, trashig ist. Aufgrund des gelungenen Debuts, freue ich mich dennoch auf das Album.



Relativ nah liegt da die Veröffentlichung von "Für Anfänger", dem Minialbum der Sterne, welches im Januar erscheinen soll und mit 7 Songs inklusive zwei Cover-Versionen von Superpunk und Die Regierung aufwartet.

Zum Abschluss noch ein kurzer Ausflüg in deutsche Hip Hop Beat-Gefielde. Demnächst wird das Label Melting Pot Music zwei vielerwartete Platten auf Vinyl veröffentlichen. Zum einen hat man einige Beiträge vom 2. Beat Fight in Köln zusammengestellt, mit dabei u.a. Dexter, Shuko und Morlockko Plus (aka Morlockk Dilemma). Nachdem dies am 23. Dezember geschieht, wird am 20. Januar die Hi-Hat Club-Reihe um einen weiteren Teil ergänzt. Die 6. Ausgabe stammt diesmal von DJ Adlib, der erstmalig, bei diesem eigentlich instrumentalen Projekt, auch Rapper featured. Eine erste Hörprobe gibt es nachfolgend, den Beatfight-Sampler könnt ihr bei Bandcamp streamen.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

The Black Keys - El camino (Review)

Es war ja schon klar, welchen Weg die Black Keys hier gehen würden. Was sie mit Attack And Release und Brothers eingeleitet haben, denken sie auf „El camino“(spanisch: der Weg) konsequent weiter. Ein Stück weiter in Richtung Pop und ein Stück weiter weg von dem Rauch, der früher vor ihren Songs hing und von der Zweisamkeit von Gitarre und Schlagzeug; weiter in Richtung Glam. Das dabei alles nur Schein ist, kann man aber nicht sagen. Dafür sind die Black Keys einfach zu sehr sie selbst, nur beim Auto auf dem Cover haben sie bekanntlich ein bisschen geschummelt, sonst ist alles noch echt hier.

Wenn das nicht mehr so wäre, wäre der Aufschrei auch gar nicht mehr zu kontrollieren, den DIE aktuelle Blues-Rock-Band unter ihren Fans auslösen würde. Natürlich ist das hier Blues, was (ausser HipHop) können die Keys auch sonst. Aber eben mit den Mitteln eines Danger Mouse (Chöre, klarste Produktion, Synthie) und diesem neuen fetten Bass. Dass das funktionieren kann, zeigt „Gold On The Ceiling“, der der wohl poppigste Song der Keys aller Zeiten ist, dabei aber nur haarscharf daran vorbeischrammt peinlich zu werden und zu sehr nach AOR zu klingen. Der Song verleiht dem Album Abwechslung und bei seiner Ohrwurmqualität ist es auch mal zu verzeihen, dass man manchmal an Status Qou und Konsorten denken könnte. Die hat „Stop Stop“ zwar auch funktioniert mit seinen Kopfstimmenversuchen und den Handclaps aber einfach nicht wirklich auf diesem Album.

Aber zum Glück ist kein anderer Song ist so offensichtlich kitschig und „Little Black Submarine“ zum Beispiel zeigt, dass es auch anders geht und legt nach einem Akustik-Intro so los wie man es von den Black Keys gewöhnt ist und eigentlich sogar noch härter und so geht es auch weiter in „Money Maker“ , der zwar ein paar ‚ohohohoh‘s zu viel hat, aber sonst so trocken rockt wie man es sich von dieser Band nur wünschen kann. So sehr wie bei Brothers kann man sich also nicht beschweren darüber, dass sie ihren Stil aufgegeben hätten. Eher hört man hier die alten Stärken der Keys, die immer schon in Blues und Rock lagen mit neuen Einflüssen - ein Stück Reaggea in „Hell Of A Season“ z.B. – und einem gut produzierten lyrisch aber leider selbst für diese Band schwachem Gewand.

Wer die Black Keys also schon abgeschrieben hatte, sollte bei „El camino“ dann doch noch mal reinschauen. So wie früher werden sie nie mehr klingen aber auch in aufgeräumt liefern sie noch ein sehr gutes Rockalbum und wer kann schon was tun um die Hooks aus „Lonely Boy“ oder „Gold On The Ceiling“ effektiv aus seinem Kopf zu kriegen?

sehr gute 7/10


erstelllt von Leon.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Newsflash 4.12.2012

Starten wir einfach mal mit guter Musik. Die Jungs von Pure X haben ein neues Video zu ihrem Song "Voices" aufgenommen. Dieser stammt von ihrem Debut-Werk welches diesen Sommer erschienen ist.




Neues musikalisches Material gibt es von The Black Keys. Die haben nämlich am 2. Dezember ihre neue LP "El Camino" veröffentlicht, von der sie nun auf ihrer Homepage 5 Stücke verschenken.

Kostenlos wird es Anfang 2012 auch ein neues Mixtape vom Südstaaten-Rapper Big K.R.I.T. geben. Bis auf den Namen "4Eva & a Day" und dem Fakt, dass es vor seinem ofiziellen, auf Def Jam erscheinenden Album "Live From the Underground" über seine Website erhältlich sein wird, ist allerdings noch nichts bekannt. Man darf gespannt sein.

Ebenfalls noch nicht allzu viele Informationen gibt es zur neuen Platte der Sleigh Bells, welche "Reign Of Terror" heißen soll. Warten wir es ab.

Ein bisschen konkreter sieht es da bei Alex Willner und seinem Projekt "Loops Of Your Heart" aus. Der Herr, dessen Musik die meisten unter dem Namen The Field kennen, veröffentlicht am 27. Januar bei Magazine den ersten Langspieler unter seinem Pseudynom mit dem er sich eher Ambient-orientierter Musik widmet. 7 Tracks wird das Werk enthalten und einen davon könnt ihr bereits jetzt hören; "Neukölln".

Loops Of Your Heart - Neukölln by Magazine Records


Im Zuge der weltweiten Occupy-Protestbewegung gibt es immer wieder Solidaritätsbekundungen von Seiten der Musiker. Nachdem u.a. vor kurzem erst das Label "Occupy Musicians" ins Leben gerufen wurde, unterstützt von Größen wie Lou Reed, Thurston Moore (Sonic Youth) und Talib Kweli, haben nun Massive Attack eine Plattform für entsprechende Musik gestartet. Auf "Occupy Radio" soll der Soundtrack der Bewegung hörbar sein, bisher gibt es Beiträge von Massive Attack-Mitglied 3D und dem ehemaligen DFA-Produzenten Tim Goldsworthy.

3D Occupy Radio Mix by Occupy Radio


Jetzt, wo wir mit großen Schritten auf den Winter zugehen, erwacht natürlich wieder Sehnsucht nach dem Sommer. Highlights dieser Jahreszeit sind natürlich oftmals die zahlreichen Festivals. Erste geben nun schon Auskunft über das Line-up im nächsten Jahr, so auch das Zwillingsfestival Southside/Hurricane. Die haben nämlich zu den bereits länger feststehenden Acts Blink-182 und den Ärzten nun weitere Name genannt, unter sich auch durchaus interessante befinden.
Justice | Sportfreunde Stiller | Broilers | Katzenjammer | Florence & The Machine | LaBrassBanda | Casper | Lagwagon | Hot Water Music | Mad Caddies | Kakkmaddafakka | Kurt Vile & The Violators | Fritz Kalkbrenner | SebastiAn | Busy P | Supershirt | Dumme Jungs

Und zum Schluss nochmal wirklich gute Neuigkeiten: Tocotronic haben sich wieder in den Proberaum begeben und werkeln an neuem Material. Zudem hat Schlagzeuger Arne Zank Gedichte des Psychoanalytikers Wilhelm Reich vertont. Auf einem Tribut-Veröffentlichung wird das "Lied der Jugend" in den USA erscheinen. Weiterhin wurde auch 2 Livetermine von Dirk von Lowtzow bekannt gegeben. Am 21.12. werden Phantom/Ghost im Shade inc in Berlin auftreten und am 13.1. gibt es ein DJ-Set vom Herr von Lowtzow im about blank, welches sich ebenfalls in der Hauptstadt befindet.

Alternative Christmas: The Beatles – The Beatles Christmas Album

Es ist nicht so schön wie es sich anhört. Also – es hört sich nicht so schön an wie man denkt, wenn man es liest. Um es kurz zu machen: Die jährlichen Beatles-Weihnachtsgrüße, die ab dem Jahr 1963 bis 1969 entstanden sind, sind nur für die größten Fans von irgendeinem Wert. Für alle anderen ist es fast nur Gelaber, was die Fab Four da als Weihnachtsgrüße an ihren Fanclub aufgenommen haben. Wirklich in Weihnachtsstimmung kommt man mit diesen 5 minütigen Grüßwörtern bestimmt nicht. Aber es gibt durchaus Lichtblicke in Form dieser kleinen Einminüter, die für die Flexi-Discs aufgenommen worden sind. Die hat wohl mal jemand rauseditiert. Das Ergebnis findet ihr hier (33MB, .WAV)). Und der einzige Weihnachtssong, den die Beatles jemals regulär veröffentlicht haben, darf natürlich auch nicht fehlen. Darum hier „Christmas Time (Is Here Again)“: