Mittwoch, 16. November 2011

Future Of The Left – Polymers Are Forever EP (Review)

Viele Bands würden gerne ein Alleinstellungsmerkmal ihr eigen nennen und versuchen es dann mit einem schlechten Sänger oder seltsamen Effekten. Das klingt dann aber leider oft ungenießbar und klingt wenig interessant weil sich einfach niemand für sie interessiert. Auf dieser EP gelingt es dagegen schon nach den ersten fünf Sekunden des ersten Tracks, einem Wechsel zwischen Punkgitarren und kreischenden Synthies, herauszuhören, wer hier so charmant vor sich hinrumpelt. Sobald die Stimme von Andy Falkous einsetzt, gibt es sowieso keinen Zweifel mehr daran, dass Future Of The Left sie selbst geblieben sind.

Damit ist die halbe Miete zwar schon bezahlt, aber selbst und eigentlich gerade so eine einzigartige Band wie die McLusky/Jarcrew-Nachfolger müssen immer wieder zeigen, dass sie auch gute Musik machen können ohne sich selbst immer wieder zu zitieren. Und das klappt auf Polymers Are Forever richtig gut. Eine Abkehr vom coolen abgebrühten (Synth-)Punk der Waliser will sicher keiner und auch die sarkastischen, witzigen Lyrics von Falkous will kein Fan missen. Wie geht hier also Veränderung?

1. kann man komplizierter werden
2. kann man einfacher werden
3. kann man härter werden und
4. kann man sanfter werden
5. werden natürlich neue Themen gebraucht

Und tatsächlich findet man auf dieser EP ALLE DIESE 5 Punkte. Immer wieder brechen FoTL ihre Strukturen auf und kommen bei „destroywithchurch.com“ zu einem Song, der mit seinen 3 Teilen vom Aufbau auch auf der letzten Titus Andronicus-Platte hätte sein können – die Instrumentierung mal außen vor – und immer wieder kommen die bissigen Hooks erst am Ende der Songs statt als Refrain eingebunden zu werden wie z.B. bei Dry Hate (Dry hate/there’s no escape/ you won’t die alone in a desert stay/…). Dry Hate ist gleichzeitig aber auch sehr einfach gestrickt und zeigt musikalisch kaum Abwechslung bis auf eben diese Coda. Hart sind sie auf vielen Stücken aber am meisten zelebriert wird das Abstoßende auf „With Apologies to Emily Prankhurst“, wozu neben dem hohen Synthie-Drone und der reinen Punkenergie vor allem der geifernde Gesang und das Porno-Thema dieses Songs beitragen.Aber das, was direkt auf „…Emily“ folgt, nämlich „New Adventures“, der die Zerwürfnisse einer dieser seltsamen und seltsam vertrauten Familien beschreibt, ist eigentlich noch viel ungewohnter. Richtig anbiedernd ist das nach dem anfänglichen „Bababa“-Geschrei, alles ist wirklich songtauglich. Über die Themen habe ich auch schon genug geschrieben.

Bleibt also zu sagen, dass die Waliser sich nicht neu erfunden, aber ihre Extreme erforscht haben. Und das klingt dann wirklich oft ziemlich genial obwohl es auch ein zweischneidiges Schwert ist einen Song wie „Dry Hate“ am Anfang so verstauben zu lassen. Das Album sollte, das nächstes Jahr erscheinen soll, sollte sich aber auf jeden Fall jeder als Mitbewerber um den „Album des Jahres“-Titel notieren, da dann vielleicht auch die Struktur des Albums ein bisschen nachvollziehbarer wird.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

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