Was ist das wichtigste an einer Rede, einer Plattenkritik oder vielleicht sogar einem Album? Manche sagen das Gefühl, manche meinen es sei der Inhalt und immer wieder kriegen wir die Bedeutung von Soft Skills eingeredet. Wenn man Graeme Ronald, Hauptverantwortlicher bei Remember Remember, befragen würde, würde der wahrscheinlich am meisten Betonung auf die richtige Einleitung legen; das richtige Intro. Trotzdem brauchen auch die schönsten und besten Opener irgendwann mal Songs, die man tatsächlich als Hauptteil bezeichnen kann. Aber auch wenn man auf „The Quickening“ selten das Gefühl hat einen vollwertigen Song zu hören, hat es seine Vorzüge.
Denn mit all seiner Klangmalerei, der schönen Kompositionen und der positiven Grundeinstellung der Songs kann man wenigstens nicht böse werden auf Remember Remember und wenn man gerade schon gut gelaunt ist, machen sie alles noch besser. Die Wirkung ist also eine ähnliche als würde man die Atmosphäre von Sigur Rós und Coldplay (der Opener White Castle hätte so ähnlich auch zu Viva La Vida gepasst) kreuzen und ab und zu klingt die Musik sogar wirklich so. Dieser Mix birgt aber auch so seine Risiken und die Band tappt leider in zu viele Fallen, indem sie sich zu oft für einen Mittelweg entscheidet – einen Mittelweg zwischen Traum und Realismus, der wenig zu einem Erlebnis werden lässt, einen Mittelweg zwischen Post-Rock, Pop und Ambient und einen Mittelweg zwischen Repititivität und Weiterentwicklung. Das ist oft langweilig, aber vor allem fast nie mutig.
Oft hört man eine Ruhe vor dem Sturm, ohne dass danach ein Sturm kommt, weil alles ja schön bleiben muss oder weil zu viele Instrumente eine Weiterentwicklung verhindern wie auf „Hey Zeus“. Dessen gespannte Atmosphäre hätten Bands wie ihre Labelherren Mogwai sicher zu einem Höhepunkt getrieben, der das Lied zu etwas Besonderem gemacht hätte. So wird hier halt mal ein bisschen anders als sonst mäandert. Fehlende Abwechslung zwischen den Songs kann man ihnen dabei aber nicht nachsagen genauso wenig wie ein zerrissenes Album gemacht zu haben.
Die Probleme sind die einzelnen Tracks selbst, von denen nur der letzte, namentlich „John Candy“, auf voller Strecke zu überzeugen weiß. Wo der nämlich zwischen verschiedenen Gefühlslagen von optimistisch in zweiflerisch und wieder zurück und dann in ein ernstes Finale hin und herwechselt ohne verkrampft zu sein, wurde in den meisten anderen Songs eher Geradlinigkeit praktiziert und das klingt dann oft ziel- und belanglos. Wirklich gut ist das Album also nicht, aber wenigstens ist es dank einiger Songs und dem generellen Schöngeist auch nicht nervig. Und wenn die Musik häufiger zu mehr werden würde als Vorspiel, würde vielleicht auch das Talent von Graeme Ronald und seinen Musiker mehr zum Tragen kommen, aber das ist leider Wunschdenken.
5/10 Punkte
erstellt von Leon.
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