Egal, wo man hingeht zu dieser Zeit, zu der die ersten Weihnachtsmärkte die Weihnachtssaison endgültig eingeläutet haben: Man wird von allen Seiten mit „Last Christmas“, „White Christmas“, „Coming Home For Christmas“ oder irgendeinem anderen Song vollgedudelt, der das Wort ‚Christmas‘ im Namen trägt. Das führt bei Menschen mit dem geringsten Anzeichen von Musikgeschmack dann leider zu einem immer größer werdenden Hass auf diese Zeit, der nicht wie bei anderen durch die materialistische Umdeutung der Nächstenliebe oder die zufällige Festlegung eines Feiertages entsteht, sondern nur durch den Willen seinen Gehörgang vor Vergewaltigung zu schützen… Ich spreche da aus Erfahrung und will ab jetzt jeden Adventssonntag ein bisschen Abhilfe schaffen.
Diesmal mit einem Weihnachtsgeschenk von Low, die dieses Jahr schonmal mit ihrem aktuellen Album C’mon hier auftauchten. Zum Anfang will ich nämlich etwas bieten, das man tatsächlich auch mit der ganzen Familie hören kann. Denn die Mormonen von Low lassen sich auf ihrer Christmas EP nicht zu Glaubenskritik verleiten, sondern interpretieren u.a. Weihnachtssongs wie „Silent Night“ oder „Little Drummer Boy“ in ihrem eigenen langsamen, spärlich instrumentierten Stil und ganz ohne Schmunzeln oder Augenzwinkern – und ohne finanzielle Ambitionen erst Recht. Dieses Weihnachtsalbum kommt von Herzen und nur von Herzen wie alle Musik von Low. Obwohl dieses Mal auch Ideen aus der Bibel umgesetzt werden; in „Long Way Around The Sea“ besingen Alan Sparhawk und Mimi Parker in ihrer typischen Art, die nicht besser zu Tannenbaum und Schnee passen könnte, nämlich die 3 Weisen und die Probleme, die sie mit Herodes hatten oder umgekehrt. Das, was man dem Album aber am meisten anrechnen muss, ist, dass es sich nicht auf seiner komfortablen Position als hörbares Weihnachtsalbum ausruht, sondern mit dem Opener „Just Like Christmas“, der mit aller möglichen Perkussion wie z.B. Glocken aufwartet, auch noch neue schnelle und lebensfrohe Wege im Kosmos dieser Band beschreitet.
Die Christmas EP ist also ein Tipp für jeden, der von Weihnachtsmusik genervt ist. Eckt kaum an. Auch für Gläubige und fanatische Christbaumschmücker geeignet!
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