Wie gut ein Jahr war erfährt man ja meistens erst Jahre später, wenn sich Alben als persönliche Klassiker durchgesetzt haben, aber 2 Alben aus 2011 hätten bei mir auf jeden Fall die Chance dazu und stehen ganz vorne auf der gleich folgenden Liste. Bevor ich die anfange, will ich auch nochmal betonen, das sich noch viel verändern kann. Viele dieser Alben haben zwar einen ziemlich festen Platz, aber "Mein kleiner Krieg" von Mutter scheitert bis jetzt einfach am Einzug in die Liste (und wahrscheinlich Top 10), weil ich die Platte erst 3, 4 Mal gehört hab. EPs sind übrigens genauso wenig enthalten wie die geniale Smile Sessions der Beach Boys. Darum hier noch mal einen kleinen Überblick über meine Lieblings-Kleinformate des Jahres. Da gibt es erstmal die Awake EP von Trash Talk, die musikalisch für mich das Beste ist, was sie je gemacht haben, aber ein ganz kleines bisschen an Ecken und Kanten verloren hat. Die Manx EP von Maeckes war das Deutschrap-Release meines Jahres - die Amateurhaftigkeit wie halbfertige Beats mit genialen Lyrics verschmelzen ist einfach Einzigartig. Future Of The Left habe ich hier ja sogar besprochen und Polymers Are Forever hat keinen Teil seines Abhängigkeitspotentials verloren und deutet auf eins der besten, dreckigsten und schmutzigsten(ja, da gibt es einen Unterschied) Alben des nächsten Jahres hin. Die Comecrudos EP hingegen deutet eher auf eine ziemlich seltsame LP aus dem nächsten Jahr hin. Diese 24 Minuten Landschaftsbeschreibung sagen über das nächste Großprojekt von Pontiak aber wahrscheinlich eher wenig aus. Zum Schluss muss auch noch Burial erwähnt werden, der auf Street Halo so schön das Gefühl rüberbringt, das man hat, wenn man nach dem Feiern einfach in die Stadt kotzen möchte. Aber jetzt erstmal viel Spass mit meine Liste.
20. The Dodos – No Color
No Color fängt an mit einem typischen Dodos-Beat, so abstrakt wie er sein muss und nach dem enttäuschenden Singer/Songwriter-Folk Ausflug auf dem Vorgänger „Time To Die“ ist das echt eine Überraschung. Und gerade als man sie dafür umarmen will, kommt es noch besser und durch eine Symbiose aus Freak-Folk und Folk-Pop entsteht der Opener „Black Night“. Die Art, in der im Laufe des Albums dann noch ein Stück Noise-Rock in den Mix einfließt, hat auch nur mit der neuen Reife im Sound der Dodos Sinn. Dadurch klingt zwar nur noch wenig so verspielt wie auf ihren frühen Alben, aber das könnte man ihnen auch nicht mehr abkaufen. Der Spass, den man bei Meric Long immer erwartet, ist zwar trotzdem noch da, nur muss man ihn sich jetzt halt erarbeiten – und das ist nur höchstens so wiedersprüchlich wie der Verlauf von „Going Under“, der so klingt als hätten Animal Collective einen Song mit Robin Pecknold aufgenommen bei dem die Synthies draußen bleiben mussten.
19. Samsara Blues Experiment – Revelation & Mystery
Noch nie war die Versuchung größer sich eine Horde Kiffer beim Headbangen vorzustellen. Denn genau dazu liefern SBE hier den Soundtrack ab. Nach der Energie, die bei einem Auftritt dieser Band verbraucht wurde, kann man zu Colour Haze dann auch bestimmt gleich viel besser abgleiten. Und so unterschiedlich sind die beiden genannten Bands dann auch gar nicht. Wo bei Colour Haze immer noch ein tranciges Riff eingeschoben wird, gibt es hier dann einen Stimmeinsatz oder manchmal sogar einen hektischen Umschwung, der die Heavy-Stoner-Atmosphäre ein bisschen aufweckt. Immer schön zwischen die Stühle!
18. Rainald Grebe – Zurück zur Natur
Es ist 2011 und jeder singt über Liebe und Gefühle? Eigentlich kann das nicht sein, wenn es soviele politische Themen gibt. Selbst der Punk oder Hardcore praktiziert die Nabelschau und macht teilweise wie La Dispute oder Fucked Up sogar Konzeptalben. Dann muss sich eben der mittlerweile 40-jährige Rainald Grebe neben seinen eigenen Gefühlen auch noch um die Politik kümmern. Und mit der musikalischen Abwechslung, die mittlerweile in seiner Musik steckt, wird das sogar richtig interessant. Wenn er die Talking Heads, Leonard Cohen und alle anderen, die er so nebenbei erwähnt jetzt auch noch in seinen Sound integrieren würde, gäbe es aber noch mehr zu feiern als ein wirklich gutes Pop/Rock-Album.
17. The Black Keys – El camino
Eine typischere Band für das vergangene Jahrzehnt wird es wohl nicht mehr geben. Alles an den Black Keys ist ein einziges Revival, kein Riff hört sich wirklich „neuartig“ an und die Drums treiben relativ „gewöhnlich“ – eine Mischung aus Garage Rock mit ein paar Spritzern T-Rex und mittlerweile übermenschlich großer Produktion. Das dabei nicht unbedingt Spannendes herauskommt und selbst ein Song wie „Little Black Submarine“ nicht ins Anspruchsvolle abgleitet, obwohl er die Verschmelzung von Folk-Rock und Hard Rock betreibt, ist dabei gar nicht schlimm. Die Hauptsache ist hier einfach nur, dass es rockt und wenn dabei auch noch solche Hits abfallen, kann man Dan Auerbach und Patrick Carney den Erfolg nur gönnen.
16. Black Rust – The Gangs Are Gone
Ein Album als roter Faden gesponnen – jeder Song folgt thematisch auf den anderen und genau wie sich die Gefühle im ständigen Auf und Ab befinden, kommt auch die Musik mal als leiser Gitarren-Folk-Song daher oder packt mit Bläsern, Streichern, Piano alles aus, was man im Americana gerade noch machen darf. Das erinnert teilweise an Größen wie Neil Young, schrammt aber vor allem bei den leiseren Songs nur knapp an „zu brav“ vorbei. Das wird an anderen Stellen mit E-Gitarren-Einsätzen zwar wieder ausgeglichen, aber der einzige Spielraum, den sie für das nächsten Album jetzt noch haben ohne belanglos zu werden, ist der Weg weg vom Leisen. So wie es hier klingt ist es aber noch unglaublich guter Americana aus Münster.
15. Haken - Visions
Visionen sind ja auch irgendwie Traumtheater und Haken wandeln auf den Pfaden dieser Progressive-Götter und übertreffen mit diesem Album jetzt sogar alles, was Dream Theater auf ihren letzten Alben veranstaltet haben. Growling und Metal spielen da zwar nicht mehr so eine große Rolle wie auf ihren vorherigen Releases, dafür ist das Album aber mehr als je zuvor von (schwierigen) Zusammenhängen geprägt und wird dadurch so episch wie Musik nur seien kann. Und nur durch Übertreibung kann man in diesem Klischee-Genre ja überhaupt noch Großes vollbringen. Das beeindruckt niemanden, der Prog für ein Altherrenthema hält, aber auf der Basis des Genres ist bei Visions einfach alles gegeben: Virtuosität, Entwicklungen innerhalb der Songs und zwischen den Songs, Konzepte. Das Besondere an Haken ist dann aber, dass vor allem ihr Sänger, Ross Jennings, aber auch die Band als Ganzes noch Emotionen auslösen kann und nicht so steril (obwohl die Produktion strahlt) ist wie einige ihrer Genre-Kollegen.
14. Noah And The Whale – Last Night On Earth
Nachdem sich ein Drumcomputer und viele Synthies gleich am Anfang umschwirren, glaubt man erst nicht, dass das noch Folk seien kann. Aber die Stimme von Charlie Fink und das gesamte Arrangement mit Chören und Piano geben dem Opener „Life is Life“ eine glückliche Atmosphäre ganz ähnlich wie sie auf Peaceful, The World Lays Me Down 2007 war und rückt das Bild der ersten Töne ganz vorsichtig wieder gerader. Das setzt sich dann auch größtenteils so fort, mal mit mehr Gitarre, mal mit Geigen, aber immer als elektronische und fröhliche Neuerfindung der Band nachdem sie sich auf dem großartigen Vorgänger The Last Days Of Spring ja noch melancholisch zeigten und eine Auflösung danach gar nicht so unwahrscheinlich war. Schön das es euch noch gibt und danke für dieses Stückchen… Musik.
13. Profesjonalizm – Chopin Chopin Chopin
Nein, das hier ist keine Neuaufnahme von Chopin-Stücken, sondern ein polnisches Jazz-Sextett. Der Name will sich eigentlich nur lustig machen über die Ausbeutung von Chopin in polnischer Musik, die Musik will eigentlich nur Spaß machen, hat sich dazu aber die denkbar schlechteste Basis, nämlich Avant-Garde Jazz im Stile des 50er- und 60er-Bebop von z.B. Thelonius Monk ausgesucht – und dieses Ziel trotzdem erreicht. Das 4-minütige und damit kürzeste Stück Dęty ist eins der von mir am meisten gehörten Stücke dieses Jahres, da die treibende Rhythmusgruppe einfach immer wieder Freude macht und die komplexe Melodie, die immer wieder in Improvisationen durch jegliche Tonleitern gehetzt wird auch beim 50. Mal noch interessant ist. Die anderen Songs stehen da in nichts nach und insgesamt bietet das Album mit vielen Stimmungen und einigen atmosphärischeren Tracks auch Abwechslung. Damit kann ich auch schon nicht mehr schreiben über ein Album über das man eigentlich gar nichts schreiben sollte, sondern es einfach hören muss um Ahnung von seinem Sound zu bekommen.
12. Sandro Perri – Impossible Spaces
Was verdammt ist das? Da kommt irgendsojemand daher und presst einen minimalistischen Ansatz, der teilweise an Talk Talk erinnert zusammen mit einem Kraut-Prog Stil wie ihn Hoelderlin auf Platte gebracht haben und dann macht er daraus eine Folktronica-Platte, die zwischen den beiden Extremen des Genres nach Belieben hin- und hertingeln kann. Dass das dabei auch irgendwie zu Jazz wird, dürfte niemanden verwundern, dass es auch auf 10-Minuten-Songs nicht unnötig unverständlich wird, sondern irgendwie immer noch Emotionen vermitteln kann, zeugt von einem Riesentalent.
11. Young Circles – Jungle Habits
“Light up and let the feeling move ya/ I sell that friends to consume ya// you wanna feel alive//” So und jetzt Hornbrillen auf und ab in die Hipster-Indie-Disco. Wenn man “Jungle Habits” nur so antestet und bei dem Hedonismus der Platte nicht mal ein Auge zudrücken kann, kann man tatsächlich denken hier hätten sich ein paar Musik-Elitisten zusammengetan um ein bisschen das auszuformulieren, wofür Animal Collective und Radiohead zu viel Stolz haben. Aber das wäre erst mal gar nicht wirklich schlecht und wenn dabei zweitens sowohl ein Banger wie „2012“ rauskommen als auch ein experimenteller Jam wie „Jangala“, sollen sie doch so seltsam sein wie sie wollen. Eine Empfelung auch für jeden, der findet, dass man generell zu wenig Gesangseffekte in aktuellem Indie hört.
10. Has-Lo – In Case I Don’t Make It
Manche Rapper chillen mittlerweile hinter Rauchschwaden und klingen auch so, andere sind immer noch Gangster und haben immer noch alle Bitches und ticken Drogen. Bei all diesen (oft zurecht) Aufmerksamkeit suchenden Personen übersieht man so jemanden wie Has-Lo schnell. Der sitzt lieber bei Kerzenlicht in seinem Dichterzimmer und übersetzt seinen tief melancholischen (In Case I Don’t Make It) oder sogar gesellschaftskritischen (Kinetic Energy) Poetry Slam-Stil in Raps. Und die werden hinter nichts versteckt sondern durch die minimalen und vor allem auf klassischen Instrumenten basierenden Beats eher in den Vordergrund getrieben. Das bisschen Vordergrund kann er sich auch erlauben, so zurückhaltend wie die Musik ist. Nichts, nicht mal die Flows hier, drängen sich auf, obwohl alles gut bis perfekt ausgearbeitet ist. Das hier ist HipHop zum hinhören und analysieren und so wunderbar eigenständig.
9. Portugal. The Man – In The Mountain In The Cloud
Was passiert, wenn Musiker sich entfremden, streiten, kaum mehr schlafen und eigentlich nichts mehr funktioniert? Das kann in einem spannungsgeladenen Album enden oder in der Auflösung. Im Falle von Portugal. The Man führt es einfach nur dazu, dass sie ihrer Diskographie noch ein Spitzenalbum hinzufügen können. Nur ein Fehler ist ihnen dabei unterlaufen: Alles auf ITMITC ist Pop und damit kann ein Song nicht gut sein, wenn die Melodie nicht gefällt oder mitreißt. Bei 10 Tracks, die sich allesamt zwischen den Beatles, T-Rex und David Bowie positionieren, kann das System kaum aufgehen, ohne dass man mit einem Song rausgeht, der nunmal nicht so toll ist. Für mich ist das „Once Was One“, der ganz subjektiv einfach nicht mein Fall und mir zu sacht ist. Der 11. Track bildet die Ausnahme auf diesem Album: „Sleep Forever“ kann man eigentlich gar nicht nicht mögen, wenn man Gefühle hat. Der Aufbau von einer Gitarrenmelodie zu einem Song mit Chören, Streichern und allem was dazu gehört, reißt einfach mit und mit dem Text über die Sehnsucht nach einem Ende NACH dem Tod will man sich eigentlich mal in eine einsame Hütte in Alaska begeben nur um zu verstehen, was John Gourley da sagen will. Zusammenfassung: Solides Album mit Ausreißern nach unten und viel mehr nach oben.
8. Radiohead – The King Of Limbs
Dafür haben die 4 Jahre gebraucht? Das kann ich ja in ner Woche in meinem Fruity Loops zusammenschustern, das wiederholt sich ja ständig und das ist viel zu kurz und sie haben uns betrogen! Ja, das musste man sich echt anhören, wenn man King Of Limbs vor alten Fans, die sich OK Computer zurückwünschen, verteidigt hat. Und so Unrecht haben sie auch gar nicht damit, dass hier nicht viel Musik zu finden ist und Vieles immer und immer wieder wiederholt wird. Aber damit haben sie im Prinzip nur gezeigt wie wenig man machen muss um Atmosphäre zu erzeugen: ein vertracktes Beatfragment, unverständliche Stimme und eine Menge, das nur im Hintergrund abläuft, reicht bei Radiohead damit man an Can denken muss. Dabei ist die Musik auf diesem Album, die so gar kein Genre kennt vor allem daraus auf Gefühle zu erzeugen – von Isolation, Naturverbundenheit, technischer Distanz zwischen Menschen könnten diese Songs handeln, wenn man die Texte nur so interpretieren will und genauso fremd wirkt auch alles auf King Of Limbs. Das nennt man dann wohl stimmig.
7. Chuckamuck – Wild For Adventure!
Deutscher Punk ist ein seltsames Thema. Die meisten Leute denken dabei nur an Manschen, die mit ihren Hunden auf der Straße betteln, andere an die Ärzte oder die Toten Hosen. Obwohl fast jeder eine Meinung zu diesem Thema hat, weiß also eigentlich kaum jemand, was für geniale Bands es (vor allem in Berlin) gibt. Chuckamuck ist eine der neuesten davon: fast alle Mitglieder waren bei der Aufnahme noch minderjährig und sind ein Beispiel dafür, was die Black Lips in „Bad Kids“ besungen haben. Die Musik dazu ist ein schlampig eingespielter und dreckig produzierter Mix aus Rock’n’Roll und Punk ganz im Sinne der schon genannten Amerikaner. Alles, was dazu kommt (Geigen, „Geister-“Orgel usw.) und alle seltsamen Strukturen der Musik erschaffen intelligente Musik, die vor allem bei den englischsprachigen Songs Unmengen an Spaß macht. Im Endeffekt ist aber gerade die Wiederholung bei diesen Songs das einzige Problem des Albums. Texte über Schokoriegel, Sex auf der Schaukel oder die eigene Geilheit sind natürlich besser als „hsbgdhjfsdmngframdfshm, Walk Like A Duck“.
6. BRAIDS – Native Speaker
Die Kanadier kopieren auch wirklich alles und jetzt sogar Animal Collective – aber diesmal geben sie es immerhin zu. Wer BRAIDS auf ihre Standardreferenz anspricht, stößt bei ihnen auf Freude weil sie mit ihren Helden verglichen werden. Dabei können sie noch viel mehr für sich verbuchen. Die Arbeitsweise ist scheinbar erstmal die gleiche. Mit Sounds bei denen man sich fragt wie sie entstehen konnten, werden hier simple Melodien und Harmonien abstrahiert bis nur noch Stimmungen überbleiben, die mit ungewöhnlichem Gesangseinsatz überstülpt werden. Das Interessante hier ist aber, dass das manchmal so in Schönklang gipfelt wie sonst nur Post-Rock-Acts wie Remember Remember, dabei aber immer noch unglaublich verschlossen klingt. Wenn Stellen wie das perkussive „fucked up“ in „Glass Deers“ dann aber anfängt sich m Kopf festzubohren genauso wie die taub-aus-der-Disco-kommen-Atmosphäre von „Lammicken“, will man das Album immer wieder hören. Das ist im Endeffekt dann so wie Yeasayer, wenn man noch 10 Anläufe mehr für sie brauchen würde.
5. The UV Race – Homo
Ich will jetzt nicht Velvet Underground oder dem Krautrock den Humor absprechen. Trotzdem kann man den Sound von Homo nur als krawallende und lächerliche Verbindung von beiden beschreiben. Wirklich neu ist hier nichts, der Sound ist Garage-Punkig, die Songs Proto-Punkig, die ausufernden Teile krautig-repititiv und noisig und sogar der Wechsel von weiblichem und männlichem Gesang ist irgendwie geklaut. Aber wie sie das alles verbinden und dabei ihren eigenen Stil finden, ist beispielhaft. Wäre Lou Reed schon tot, könnte man sagen, er war bei den Aufnahmen wahrscheinlich als Geist im Studio anwesend und trotzdem hört man hier nicht 10 mal „Heroin“ oder „Run Run Run“, sondern 10 mal The UV Race mit all ihren Eigenheiten. Der Trick dabei ist 1. alles schlechter zu machen als man es könnte und 2. sich für nichts zu schade zu sein.
4. Low – C’mon
Low konnten gar nichts mehr falsch machen an diesem Album ausser das, was sie auf den Vorgängern falsch gemacht haben. Das hört sich komisch an ist aber so. Wo es auf The Great Destroyer noch zu allererst mal gelärmt hat, herrscht hier die pure Emotion, wo auf Drums And Guns das Experiment im Vordergrund gestanden hätte, herrscht hier die pure Emotion und wo es auf den Releases davor manchmal (eigentlich sehr selten) auch mal langweilig geworden wäre, herrscht hier schon wieder, natürlich, die Emotion. Und weil Emotionen nicht falsch sein können, ist es egal ob der einzelne Song jetzt Slowcore, Folkrock oder Country ist, weil so Oberflächliches gar nicht mehr zählt bei dieser Band. Sie sind schließlich „Nothing but Heart“ und könnten von mir aus jetzt sogar anfangen zu stagnieren.
3. Causa Sui - Pewt'r Sessions 1&2
Darf ich einfach sagen, dass das Musik ist über die man nicht schreiben kann und dann doch einfach nur 2 Sätze schreiben, die wenigstens ein bisschen Inhalt haben? Ja, das darf ich. Causa Sui ist das was man hören will, wenn man auf das DunaJam geht. Irgendwo zwischen Jazz und Rock und so weit da draussen, dass sich Psychdelic, Stoner und Post-Rock schon wieder zu Progressive Rock verbinden. Das ist bei der 1. Pewt'r Session songorientierter und bei der 2. bekommt man 3 Epen zu hören. Fertig, hört es euch an.
2. La Dispute – Wildlife
Eine Revolution! The Wave macht alles besser! Die neuen At The Drive-In! Ne Quatsch, ich bin keiner dieser Fanboys und klatsch euch hier keine dämliche das-beste-und-neueste-was-es-gibt-Review hin. Aber auch wenn man auf den Hype-Zug nicht aufspringt, kann man „Wildlife“ als wirklich gutes Album wahrnehmen, dass Post-Rock und Postcore zusammenbringt. Dabei sind sie nicht immer heavy und nicht immer schnell und aggressiv, obwohl ihre Musik vor allem Verzweiflung vertont. Nein, hier steht die Verzweiflung sogar noch vor der Musik und die macht sich dabei klein und ist schüchtern oder besser eingeschüchtert. Das passt dann aber auch schon wieder auf den „Geschichtenerzähler“ Jordan Dreyer, der an all seinen Stories wie ein gelähmter Betrachter daneben steht und die Figuren alles selbst machen lässt – und das tut weh; so weh, dass man selbst zu einem Mörder eine emotionale Beziehung aufbauen kann bis er sich am Ende von „King’s Park“ die Kugel gibt. Fast perfekt ist das, wenn man nicht ab und zu das Gefühl kriegen würde, einige kleine Längen fänden nur um des Textes Willen statt. Darum ist das hier auch nur Platz 2.
1. Urlaub in Polen – Boldstriker
Sicherheit ist der Feind des Musikers. Wenn man sich als Band sicher ist, was der Fan hören will, kopiert man sich irgendwann wahrscheinlich selbst. Wenn man finanziell nichts zu befürchten hat, muss man nicht mehr so viel in seine Musik investieren. Wenn man familiär abgesichert und glücklich ist, werden die Texte oft langweilig. Zum Glück gibt es so Pools der Unsicherheit wie UiP. Irgendetwas zu kopieren steht den beiden eh fern und so kann man sich als Fan kaum darauf einstellen, was da als nächstes kommt – sogar von einem Song auf den anderen ist das auf Boldstriker extrem schwer. Finanzen sind bei diesem Nebenprojekt wohl immer schon Nebensache und mehr mit der Musik zusammen als die beiden kann man kaum sein. Das ist die Basis für dieses Album, das einfach größer ist als alle davor und sich trotzdem teilweise so reduziert wie nichts, was sie vorher gemacht haben. 9 Songs brauchen sie um das Terrain zwischen Sonic Youth, Neu! auszuleuchten und mithilfe ihres bewährten Drumcomputers komplizierte Skizzen (Lore-Ley I), tanzbare Monster (Snowwhite) oder echte Rocksongs (Rebel And Waste) zu erschaffen. Das ist das logische Ende dieser Band, aber nicht das logische Ende der Musik von Georg Brenner und Phillip Janzen. Die werden auch weiterhin den Kraut zurückbringen und wenn das so weitergeht wie auf Boldstriker angedeutet, kommt da etwas Großes auf die Musikwelt zu.
Weitere Honorable Mentions: Prinz Pi, Yob,Timber Timbre, Tufu, Boots Electric, Projekt Gummizelle, Astronautalis, Hannah Peel, Black Lips, Ghostpoet, Weekend, Götz Widmann
2012?
Kettcar! Of Montreal! fun.! Die Ärzte! Perfume Genius! Janelle Monae? Animal Collective? Godspeed You! Black Emperor? MF Doom?? R.A. The Rugged Man?? The Tallest Man On Earth? Pontiak! Portugal. The Man?! Colour Haze!
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