Charles Andrew Bothwell müsste eigentlich Franzose sein so sehr wie sich seine Musik anhört wie ein vertonter Jules Verne-Roman. Er könnte auch irgendwo in der Nähe von Nashville aufgewachsen sein und sich dann nach Los Angeles begeben haben um Beck nachzueifern. Tatsächlich kommt Bothwell, der mit „This Is Our Science“ hier sein 4. Album als Astronautalis vorlegt, aber aus der Großstadt Jacksonville in Florida – nur so als Randnotiz.
Astronautalis ist nämlich sowieso schon längst abgehoben und trauert jetzt mit seiner Band aus der Vogelperspektive seiner Zeit auf der Erde nach. Dazu entwickelt er einen ziemlich eigenen Mix aus HipHop, Südstaaten-Folk, Elektronika und übergroßer Popgeste, die auf der Erde auch gar keinen Platz finden würde. Das Ganze passiert auf ganz unterschiedliche Arten, was auch an der Stimme liegt, die sich von auf der ganzen Platte extrem wandelbar zeigt. Vor der Aufnahme vom indisch anmutenden „Holy Water“ war wahrscheinlich die Aufnahme von viel rauchigem Whiskey nötig, wohingegen vor dem kleinen Alternative Country-Ausflug „Measure The Globe“ eine Gesangsstunde von Tegan Quinn gestanden haben könnte.
Die Tegan and Sara-Hälfte leiht ihre Stimme nämlich einem Song und „Contrails“ wird dadurch zu einem der stärksten Songs der Platte. Denn zusammen schaffen es die beiden den Song trotz des gewichtigen Refrains interessant zu bleiben. Das funktioniert nämlich nicht immer, da Songs wie „Lift The Curse“ weit über das Ziel hinausschießen in ihrem Pomp. Eigentlich trifft das sogar für andere starke Songs zu wie den Opener „The River, The Woods“, aber die Galle, die hier aus Astronautalis sprüht und die Musik, die an den Post-Rock-beeinflussten Stil von Casper erinnert. Die Parallelen zu XOXO sind sowieso leicht zu ziehen, wobei Astronautalis aber leider schlechter abschneidet, da die Gesamtstimmung der Platte viel zu sprunghaft ist und einige Stile, die er einbringt einfach nicht passen wollen.
So stehen langweilige Indie-Pop-Liedchen hier neben astreinen modernen HipHop-Tracks, die mal an Casper, mal an Ghostpoet und mal an Rhymesayers-Rapper erinnern. Das kann er auch nicht mit seinen Geschichten rausreißen, die sich in jedem Genre behaupten könnten und das oft super eingesetzte Klavier sorgt eben auch für die Over The Top-Momente. Typischer Fall von überambitioniertem Künstler also…
7/10 Punkte
erstellt von Leon.
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