Mittwoch, 20. Januar 2010

Adam Green - Minor Love (Review)

Man, ist das leicht. Nein, nicht dieses Review zu schreiben, sondern die Songs auf „Minor Love“. Klar, man bekommt hier LoFi mit ein bisschen Anti-Folk und einem waschechten Crooner. Damit könnte man jetzt auch aufhören, nachdem man die Songs im Rahmen einer Plattenkritik vom hr in verwurschtelter Reihenfolge vorgeklatscht bekommt ohne groß auf die Musik oder Texte einzugehen. Aber genau die Texte sind eben die große Überraschung auf diesem Album. Green scheint sich nicht mehr durch das Leben zu blödeln wie auf den Vorgängern, er torkelt eher wie die Figur auf dem Cover und wirkt leicht überrumpelt.

Andere sog. Entertainer würden ihr Scheidungsalbum wahrscheinlich vollstopfen mit unnötig aufdringlicher Musik, bei Adam Green muss man zumeist schon wirklich in die Tiefe des Albums eindringen um Ausbrüche zu sehen. Den Anfang von „Stadium Soul“, ein kleiner trockener Beat, kann man als solchen ausmachen und es finden sich mit der Zeit immer mehr davon. Vielleicht sollte man auch nicht nach ihnen suchen. Der Tiefpunkt des Albums ist nämlich die Flucht in LowestFi-E-Gitarren-Gefilde in „Oh Shucks“. Aufdringlich ist das und lässt den Anti-Folker viel zu sehr raushängen. Der 2. Song, der von elektrischen Gitarren getragen wird, „Lockout“, ist da schon ein wenig besser, hätte aber genauso wie „Oh Shucks“ auch gerne fehlen können.

Dem gegenüber steht ein homogenes und gutes Album, das trotzdem nicht allzu schnell langweilig wird. Für diese Momente ist „What Makes Him Act So Bad“ wohl das beste Beispiel. Einfach nicht totzukriegen, das Gitarrensolo ist kurz genug um den Song nicht zu (zer-)stören oder hält sich weit genug im Hintergrund auf. Green kann erzählen und wird durch die Instrumente, die er übrigens alle selbst eingespielt hat, nicht gestört.

Das Thema ist dabei klar: Trennung, Schmerz und Hoffnung. Noah and The Whale haben letztes Jahr erst einen der besten Tonträger des Jahres mit diesen Themen und ähnlicher Zurückhaltung veröffentlicht. In der Musik, so wie in den Texten sind die Alben sich dann aber doch nicht ähnlich. Die Erzählweise ist einzigartig. Hoffnung wird an der „Ewig brennenden Zigarette“ festgemacht und Melancholie wird auf höchstem Niveau in einer Baratmosphäre vorgejammert.

Hier hat man also eine halbe Stunde voller sympathischer Musik vor sich, dass aber doch auch Ausfälle hat. Fast alles könnte im Radio gespielt werden und würde am oberflächlichen Hörer wohl vorbeirauschen. Mein Tipp ist: Hört hin, es lohnt sich, allein schon um die „schmog“s auf dem Album zu finden. Nach mehrmaligem Hören haben sich bei mir aber auch schon einige Songs überhört. Gesamteindruck: mixed.

6/10 Punkte

erstellt von Leon.

Erste Labelkontakte (Editorial)

Hallo Leser,

in den letzten 2 Wochen war hier ja eher wenig los...
Das lag einmal an der Auszeit, die speziell ich mir nach einem halben Jahr des Rezi-Schreibens mal gegönnt hab. Hinter den Kulissen haben wir aber auch noch die ersten Kontakte zu Plattenlabels geschlossen, um den Blog interessanter für euch zu machen. Die aktuelle Playlist ist ja schon vor längerem wieder verschwunden, da dem Anbieter verboten wurde, dieses Angebot so fortzusetzen. Das wars dann erstmal.

Ich wünsche euch noch viel Spaß beim weiterlesen,
Leon.

Sonntag, 3. Januar 2010

2009: Das Musikjahr in kurz

So, nun ist auch das Jahr 2009 zu Ende. Seit Mai ist auch unser Alternative Block am Start und seit dem wurden hier unzählige Alben rezensiert und über alternative Musik geschrieben. Bester Anlass also, dass vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und euch die musikalische Essenz auf die Bildschirme zu verfrachten. Blicken wir also nochmal auf 12 Monate und die wichtigsten Geschehnisse zurück.


Jeder mit jedem


Einer der großen Trends des Jahres war es, sich Gastsänger/innen auf seine eigenen Veröffentlichungen zu holen. Das ist an sich nichts neues, doch wurde selten so häufig betrieben wie in der letzten Zeit. So erschien es einem teilweise als richtiger Wettbewerb um die meisten illusteren Gäste. Das Electroduo MSTRKRFT packte über seine krachenden Beats unter anderem die Stimmen von Rapgröße Ghostface Killah und Soulsänger John Legend. Danger Mouse legte aber noch eine Schippe drauf, als er sich für seine Platte "Dark Night Of The Soul" u. a. Julian Casablancas, Iggy Pop und Wayne Coyne ins Boot holte. Der Dancehallszene von Jamaika wurde durch Major Lazer, die einen großen Teil der relevanten Acts der Szene des Landes für sich rappen und singen ließen, mit dem Album "Guns Don't Kill People... Lazers Do" Tribut gezollt. Weitere Beispiele für die Massen an Kooperationen auf Alben gefällig? So arbeiteten Simian Mobile Disco auf "Temporary Pleasure" z.B. mit Beth Ditto, Alexis Taylor und Jamie Lidell, Röyksopp mit Karin Dreijer-Andersson, Lykke Li und Robyn auf "Junior" und N.A.S.A. auf "The Spirit of Apollo" mit Kanye West, M.I.A. und Santogold zusammen. Das Ganze geht aber anders herum, wie es Dizzee Rascal zeigte, in dem er Armand Van Helden und Calvin Harris die Beats produzieren ließ. Dass eine Platte durch möglichst viele bekannte Vokalisten nicht automatisch besser wird, müssten manche Leute aber noch lernen.

It was acceptable in the 80s!

Dieser Slogan dürfte uns aus Calvin Harris' gleichnamigem Song bekannt sein und was sich vor fast 3 Jahren anbahnte ist spätestens 2009 offiziell geworden. Die Achtziger sind zurück und mit ihnen auch mehr Pomp und Glitzern. Protagonisten dieses Revivals gibt es zu genüge. In die Musikwelt sind nicht nur nerviger Müll wie Lady Gaga geplatzt. Nein, es sind auch tolle Popalben wie die von La Roux und Empire Of The Sun entstanden. Florence + The Machine und Little Boots als Newcomer und Vorreiter wie Datarock und Patrick Wolf haben dazu auch ihren Teil beigetragen. Doch hoffentlich wissen die Verantwortlichen auch, dass manches wirklich besser in den Achtzigern aufgehoben war. Es möchte bestimmt nicht jeder auch noch Wham! und Modern Talking hören müssen.

Synthesize me!

Passend zum 80s Revival dachten sich mehrere sonst eher gitarrenbetonte Künstler, dass sie ihren Sound ja mal mit Synthesizern auffrischen könnten. So legten Animal Collective zum Jahresanfang eine experimentelle Synthpop-Platte vor, die ungewöhnlich war trotzdem aber sehr viele Fans und Platz in den Jahresbestenlisten fand. Die Yeah Yeah Yeahs schafften ähnliche Erfolge, indem sie sich von der Indie/Garagepunk-band zum Discoact verwandelten. Dem ganzen stzten dann aber The Horrors die Krone auf, die über ihren Postpunk-Sound wabberne Keyboards überstreiften, großartige Melodien schufen und so eins der Highlights des Jahres ablieferten. Auch die Editors begaben sie mit ihrer düsteren Version von Depeche Mode in für sie völlig neue Klanggebiete.

Britischer Indierock - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Das Jahrzehnt ohne richtigen Namen neigt sich dem Ende zu. Keins wurde vorher so vom Indierock geprägt. Die Welle, die The Strokes, Yeah Yeah Yeahs, The Libertines und andere ausgelöst hatten, war auch 2009 noch nicht verebbt. Doch spätestens in diesem Jahr, zeigte sich, wer noch Potenzial hat und welche Bands lieber aufhören sollten. Zu ersteren gehören Franz Ferdinand, The Horrors und auch die Artic Monkeys, wobei letztere ihr Publikum doch stark spalteten. Die Parallele dieser Bands ist schnell erkannt, alle haben sich auf ihren neusten Alben deutlich verändert, die einen mehr (The Horrors), andere weniger (Franz Ferdinand). Überzeugen konnten auch die, die weiter individuell geblieben sind. So z.B. Kasabian, denn ihr Album "West Ryder Pauper Lunatic Asylum" war nicht nur als Gesamtwerk gut, sondern lieferte auch noch mit "Fire" und "Underdog" einige DER Indie-Hitsingles des Jahres. Doch manche Künstler dachten es würde reichen, fast alles so zu machen wie früher. Dass das Ergebnis höchstens solide und oft langweilig war, musste man beim Anhören der neuen Platten von Maximo Park, Art Brut und The Rifles feststellen. Wir merken uns also, wer sich anstrengt und sich auch verändert, der kann durchaus noch was reißen.

Afrika schlägt zurück!

Der südliche Kontinent schaffte es nun dieses Jahr sich in Form von frischen Acts wieder in der Popkultur zurückzumelden und auch Indie/Alternative-Fans waren begeistert. 3 Bands sind hier stellvertretend zu nennen. Da wäre einmal The Very Best, ein Zusammenschluss der europäischen Electro/Grime-Produzenten Radioclit und des in Malawi geborenen Sängers Esau Mwamwaya. Zusammen nahmen sie das Album "Warm Heart Of Africa" auf, für das sie auch M.I.A. und Ezra Koenig für jeweils einen Track gewinnen konnten. Herausgekommen sind dabei tolle, tanzbare, afrikanische Popsongs. Das ist bei den anderen Protagonisten nicht entstanden war aber trotzdem gut. Buraka Som Som Sistema transportierten als Portugiesen den harten Dancesound Kuduro von Angola in die Clubs und Ohren der Welt. Auch damit haben BLK JKS nicht viel zu tun. Sie lieferten nämlich mit "After Robots" die wahrscheinlich interessanteste Experimentalrock-Scheibe des Jahres ab, auf der sie Krautrock, Worldmusic, Alternative und noch so vieles mehr miteinander vermischten. Es wird also nicht mehr allzu lang dauern bis sich Afrika in den guten Musiksammlungen etabliert.

Gelangweilt von deiner alten Band? Dann mach doch'ne Supergroup auf.

Auch dieses Jahr gab es wieder namenhafte Künstler die sich mit ebenfalls bekannten Künstlern zusammen schlossen. Am erfolgreichsten und auch in unserem Leservoting weit vorne mit dabei waren Them Crooked Vultures, die aus drei der wichtigsten Musiker unserer Zeit und zwar John Paul Jones, Dave Grohl und Josh Homme bestehen. Auch Jack White hatte dieses Jahr wieder Tatendrang, so dass er zusammen mit Alison Mosshart, Dean Fertita und Jack Lawrence ein Blues/Garage-Album als The Dead Weather aufnahmen. Auch hier in Deutschland gab es eine solche Fusion von bekannten Acts. So schloss sich der für seine IDM- und Ambient-tracks bekannte Produzent Apparat mit dem Electroduo Modeselektor zusammen. Als Moderat nahmen sie ein tolles, melancholisches IDM-album auf.

Sie waren neu.

Newcomer gibt es jedes Jahr, so auch dieses und das in sowohl hoher qualitativer als auch quantitatativer Menge, wobei eine musikalische Revolution ausbleibt. Als erstes zu nennen wären da natürlich The XX, die mit ihrem Debut die Massen der Indiependentfans begeistern konnten und auch es in unserem Leservoting an die Spitze schafften. Weiterhin nennenswert waren The Big Pink und Glasvegas, die mit dafür verantwortlich waren, dass der Shoegaze wieder aus der Versenkung heraus kam. Für einen der größten Hits sorgten auch Miike Snow. Der wunderbar eingängige Electropop von "Animal" blieb vielen im Ohr. In der Electrowelt hingegen debütierten Fukkk Offf und The Bloody Beetroots mit ziemlich harten Klängen, legten aber auch keine Glanztaten hin und besonders letztere enttäuschten. Also mal sehen wer uns 2010 so in musikalischer Sicht bereichert.

Und Wie geht's weiter?

Für 2010 sind schon einige sehr interessante Releases angekündigt worden. So wollen z.B. die Könige der Hamburger Schule, Tocotronic, ihr neues Album "Schall und Wahn" Anfang des Jahres herausbringen. Dann wollen auch Vampire Weekend und Get Well Soon ihre Zweitwerke präsentieren. Gespannt gewartet wird auch auf "Congratulations", ebenfalls die zweite LP-Veröffentlichung ihrer Karriere, von DER Hypeband 2008, MGMT. Im Februar wollen dann u.a. Massive Attack und Hot Chip vorstellen und auch für den März gibt es mit Black Rebel Motorcycle Club und Goldfrapp weitere große Namen.

Wir sehen nun: 2009 hat sich gelohnt und auch 2010 dürfte es weiterhin viele exzellente Musik geben. Man darf also auch das nun beginnende Jahr mit Spannung erwarten.

erstellt von Markus.

2009: Die Alben des Jahres

Nach der Auswertung aller Jahreslisten, die uns zugekommen sind, kommt hier nun die Top 20 eurer Lieblingsalben aus dem Jahr 2009:

1. The XX - XX
2. Phoenix - Wolfgang Amadeus Phoenix
3. Arctic Monkeys - Humbug
4. Them Crooked Vultures - Them Crooked Vultures
5. The Dead Weather - Horehound
6. Isis - Wavering Radiant
Wilco - Wilco (The Album)
8. Wolfmother - Cosmic Egg
The Whitest Boy Alive - Rules
Franz Ferdinand - Tonight
Editors - In This Light And On This Evening
Animal Collective - Merriweather Post Pavilion
13. Heaven And Hell - The Devil You Know
Placebo - Battle For The Sun
15. Jamie T. - Kings And Queens
16. Dredg - The Pariah, The Parrot, The Delusion
17. Röyskopp - Junior
18. Peste Noire - Ballade Cuntre Lo Anime Francor
Rammstein - Liebe ist für alle da
20. The Devil's Blood - The Time Of No Time Evermore

Und zum Schluss noch die Top 5 der Redakteure:

Markus:

Phoenix - Wolfgang Amadeus Phoenix
Lake Heartbeat - Trust In Numbers
White Lies - To Lose My Life
La Roux - La Roux
The Horrors - Primary Colours

Leon:

Portugal. The Man - The Satanic Satanist
Pontiak - Maker
Animal Collective - Merriweather Post Pavilion
Phantom/Ghost - Thrown Out Of Drama School
Fun. - Aim And Ignite