Donnerstag, 30. Dezember 2010

Rock nacional: Kapitel I - Vorgeschichte und die ersten Aufnahmen auf Spanisch

Die Vorgeschichte der argentinischen Rockmusik ist im Prinzip die gleiche wie in anderen Laendern. Einige Kuenstler coverten Songs von bekannten Rock & Roll-Musikern aus Amerika entweder in Englisch oder in spanischen Uebersetzungen. Das beste Beispiel dafuer war Sandro, einer der ersten Elvisimitatoren der Welt. Diese Sparte wurde dominiert von der aermeren Schicht und war ein Riesenerfolg. Unter den bekannten Songs gab es auch einige in Spanisch, diese waren aber deutlich in der Unterzahl und weiterhin schamlose Kopien der amerikanischen bzw. mexikanischen – die Mexikaner exportierten Rock & Roll nach Suedamerika – Vorbilder. Kein “Rock nacional” also, aber immerhin wurde mit den Singles der Grundstein fuer den Erfolg argentinischsprachiger Musik der Zukunft gelegt.

Wie im Rest der Welt spielte in der weiteren Entwicklung vor allem die British Invasion und die Beatlemania eine grosse Rolle. Die Gruendungen der ersten Bands folgten jedoch erst auf das Eintreffen der “Invasión Uruguayo”, die als erste Beatmusik mit spanischen Texten verband.

In diesem Moment kommt “Naufragar” (zu deutsch: Schiffbruch erleiden) ins Spiel. Ihre Anfaenge hatte diese als Literaturszene von intelektuellen Mittelstaendlern, die als “Di Tilla” oder “Arte Libre” bekannt wurde. Als die ersten Jazzclubs Argetiniens, z.B. La Cueva und La Perla del Once, oeffneten, wurde diese Bewegung erstmals auch musikalisch. Als diese Szenelokale sich nebenbei naemlich auch als Aufenthaltsorte fuer die ersten Hippies des Landes etablierten, wurde alles in Fahrt gebracht. Die Hausmusiker - also, die die eigentlich Jazz spielten – und der Untergrund - also die Rocker – formten mit den Schreibern die ersten Rockbands und definierten “Naufragar“ als weitergedachte Version, aber auch als Gegenstueck zu “Di Tilla” und “Arte Libre”, die stark an den Beat der USA aus den 50er-Jahren angelehnt waren.

“Das Herz, der Geist der Bewegung war nicht intelektuell, es war die Musik, ausschweifend… Der creative Schiffsbruch…
Das, was passiert war, dass es einen Unterschied gegeben hatte, zwischen uns und frueheren Genrationen, den Intelektuellen, den Bildhauern, den Beatnikpoeten und –Schriftstellern Argentiniens: Wir wollten uns nicht ein paar Stunden zum Reden in einem Café treffen, wir wollten die 24 Stunden lang leben. Das freie Leben war das Schaffen von Kunst. Das Leben leben ohne Fesseln und die Schoenheit der Welt entdeckend; Welch ein Angebot!
Warum… Was ist Schiffbruch? Es bedeutet die Gespraeche, die Kreativitaet, die Freundschaft und die Liebe bis zum Kern zu bringen. Die Zeitplaene nicht akzeptieren, die die Lust zum Erfinden oder zum Zusammensein beschneiden. Das war, das was wir wollten, was spaeter abdriftete in unkontrollierbares Delirium. Aber wir mussten etwas ausprobieren.” (Pedro Pujó)

In diesem Moment, Mitte der 60er, gab es dann zwar argentinische Rockmusiker, aber keine Rockmusik auf “Castellano” (so nennen die Argentinier selbst ihren Dialekt). Diese begann erst als die Musiker erkannten, dass es schon immer Musik in ihrer Sprache gab, die ueber Dinge sprach, die sie wirklich betrafen. Das Album, was als erstes mit der Stilbezeichnung “Rock nacional” versehen werden kann, wurde im Jahr 1965 dann mit dem selbstbetitelten Album von der aus Rosario stammenden Band “Los Gatos Salvajes” veroeffentlicht.

Die Band hatte mit Covers in Englisch und Spanisch unter dem Namen “The Wild Cats” angefangen und mit ihren Singles einige Achtungserfolge. Als Litto Nebbia – wichtiger Name - dann als neuer Saenger zu ihnen stiess, aenderten sie ihren Namen in die spanische Version und namen ihre erste und einzige LP auf. Aufgrund der niedrigen Verkaufszahlen wurde die Band von ihrer Plattenfirma gefeuert, wobei die aber immerhin eine kurzzeitige Anstellung beim Fernsehen bekommen konnte. 1967 gruendeten Nebbia und Foggliatta, der Keyboarder – auch wichtiger Name – schliesslich mit sonst rundum neuen Musikern die Band Los Gatos. Die sonstigen Mitspieler der Los Gatos Salvajes setzten ihre Musikkarriere nicht fort und gingen zurueck nach Rosario.

Die kurzlebige Band The Beatniks konnte die erste merkbar erfolgreiche Single der argentinischen Rockmusik fuer sich verbuchen. “Rebelde/ No finjas más” verkaufte sich ueber 250.000 mal bei einer Spielzeit von knapp 4 Minuten und einem Garagenrock-/Beatsound, der Ohrwurmqualitaet hat.





Bald: meine Review zu "Los Gatos Salvajes"

Samstag, 25. Dezember 2010

Teebs - Ardour (Review)

Teebs, mit bürgerlichem Namen Mtendere Mandowa, ist ein aus New York stammender Beatbastler, der mittlerweile in Los Angeles lebt. Nun hat er zum ebenfalls in L.A. sitzenden Label Brainfeeder gefunden. Das wurde von Flying Lotus gegründet und passt stilmäßig auch gut zu Teebs, da er mit den anderen dort veröffentlichenden Künstler eine Vorliebe für einen Mix aus u.a. HipHop-Beats, IDM, Glitch und Jazz teilt. Bei ihm sind zudem Downtempoeinflüsse hörbar vorhanden.

Sein erstes trägt nun den Titel "Ardour" und enthält insgesamt 18 Tracks. Vocals findet man allerdings nur auf einem. Alle Stücke basieren auf Beats, die sich im Midtempobereich befinden. Auf diese Grundgerüste legt Teebs die unterschiedlichsten Klänge. Man findet hier Synthiesounds, Glockenspiel, Samples und allerlei Perkussion. "Ardour" überzeugt deshalb wesentlich durch seinen Reichtum an Sounds. Das ganze wirkt trotzdem nie überladen, sondern ist immer laid back, woran man deutlich den Downtempoaspekt der Platte erkennt. Kein Track fällt negativ aus der Reihe, leider bringt aber auch keiner etwas wirklich neues oder innovatives. Das einzige wirkliche Problem liegt allerdings im Aufbau der einzelnen Stücke, der leider immer gleich ist. Zurückhaltene Synthiesounds zu Beginn, dann das Eintrefen des Beats, dann das Hinzukommen der zusätzlichen Sounds und nach 2-3 Minuten ist dann Schluss. Durch diesen immergleichen Aufbau ist "Ardour" leider letztendlich nicht so spannend wie das dank des Soundreichtums eigentlich sein könnte.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein schönes und entspanntes Album, das mal wie Baths ohne Gesang, eine anderes mal wie Flying Lotus ohne große Experimente klingt. Alle die mit den eben genannten Künstlern oder z.B. Gold Panda etwas anfangen können, könnten auch an Teebs gefallen finden. Insgesamt ist "Ardour" also nichts weltbewegendes oder sehr ereignisreiches, aber ein solides und gut klingendes Werk, für die entspannteren Momente.

6/10 Punkte



erstellt von Markus.

Freitag, 24. Dezember 2010

Frohe Weihnachten (Editorial)

Frohe Weihnachten an alle Leser,

Eigentlich war meine Idee ja ein kleines Weihnachtsmixtape zusammenzustellen ohne die ueblichen Verdaechtigen. Und dann hab ich das hier gesehen:
Weihnachtsflash

Und mal ganz ehrlich: besser kann ich es nicht machen. Eine komplette Zusammenstellung von Weihnachtssongs von Kuenstlern, von denen man es nicht erwartet und dann alles auch noch zum Download. Es waere gemein euch gegenueber das hier nicht zu verlinken. Und jetzt erfreut euch an euren Weihnachten, bei 35 Grad am Strand mit Boellern und fast ohne Geschenke hier in Argentinien kommt nicht 1 bisschen Weihnachtsstimmung auf. Geniesst euren Gluehwein so viel ihr koennt!

Nebenbei will ich uebrigens immer noch eure Top10- bzw. Top5-Listen von 2010. Direkt ueber den Posts ist der Link. Einfach Meinung abgeben, ob eingeloggt oder nicht.

Das war es dann auch schon von mir.

Viel Spass beim Weiterlesen,

Leon.

Montag, 20. Dezember 2010

Argentinische Rockmusik - Rock nacional: Prolog

Stellt euch Folgendes vor: Ihr fragt einen neuen Freund, welche Musik er hoert. Und er antwortet: Deutschen Rock. Unvorstellbar ist das vielleicht nicht, aber doch hoechst unwahrscheinlich. Die Anwort "Rock nacional" auf die selbe Frage hier in Argentinien ist aber durchaus normal. Das hat verschiedene Gruende: Einmal sind Englischkenntnisse hier nicht alltaeglich, ausserdem gibt es in Argentinien die Tendenz Stile zu erfinden, die in anderen Laendern unantreffbar waeren. Man hoert hier Cumbia, ein zutiefst eintoeniges Gedudel mit exakt gleichem Rhythmus in jedem Song und einem, ebenfalls gleichbleibendem, nervigem Keyboardton und Texte gegen jedes Anzeichen von Verstand. Vor 20 Jahren gab es hoerbare Musik aus disem Bereich, aber ich will mich darin gar nicht verlieren - ich schreibe schliesslich ueber Rock nacional. Neben diesen beiden Gruenden ist der wichtigste aber, dass Rock nacional eine ganz andere Entwicklung genommen hat als die Rockmusik in Rest der Welt. Der Poprockmist in deutschen Radios hat mit dem Maennerbluesrock von den Redondos oder La Renga naemlich nicht viel zu tun. Diesen Stil zu erklaeren mit all seiner seltsamen Entwicklung wird das Ziel dieser Reihe sein. Beispiel gefaellig:

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Top10: The Beatles - Abbey Road (Review)

"Abbey Road" ist jetzt schon 41 Jahre alt und in denen ist viel passiert. Damals war die bemannte Mondmission das grosse Thema - heute spricht man ueber sowas gar nicht mehr. Damals war ein Spritpreis von 70 Pfennig astronomisch - heute wuerde man darueber lachen. Damals waren fuer viele die Beatles die groesste Band der Welt - heute... ach verdammt, das haette so schoen weiter gehen koennen.

Aber die Beatles kann halt wirklich niemand abloesen und dazu hat Abbey Road einen grossen Teil beigetragen. Die Mystik dieses Albums faengt schon auf dem Cover an: die "Paul is dead"-Theorie zieht viel ihrer Kraft aus der Tatsache, dass McCartney als einziger barfuss ueber den Zebrastreifen geht. Weiter geht es mit den Texten bei denen ein "Haehhh??" haeufiger angebracht ist als nur bei dem Nonsens-Italienisch in "Sun King". "I Want You (She's So Heavy)" ist als Song ja sowieso schon schwer zu erkennen, aber der 20-Woerter-Text macht ihn noch schwerer erfassbar... Und was will uns bitte "Maxwell's Silver Hammer" sagen?

Dieses ganze seltsame Flair macht die Platte gerade interessant. Zum Glueck gibt die Musik nicht so viele Raetsel auf. Gerade die Elemente, die so auf anderen Beatles-Alben nicht gepasst haetten, wie z.B. der gemaechige Psychedelic Rock von "I Want You", die Synthesizer in "Because", das Medley auf der 2. Seite, das Schlagzeugsolo in "The End" oder den Hidden Track "The Majesty", verschmelzen den Tontraeger zu einer maechtigen Einheit. Stopp. Die Stimmen, die Dynamik und die Musik im allgemeinen sind natuerlich auch genial.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Maserati - Pyramid Of The Sun (Review)


Maserati. Mit diesem Namen verbindet man vor allem eines: schnelle und teure Sportwagen. Seit nun mehr als 10 Jahren versucht allerdings eine Band aus Athens, Georgia sich als eine weitere Assoziation zum Namen zu etablieren. Derzeit tun sie das mit ihrem mittlerweile 4. Album, welches "Pyramid Of The Sun" betitelt wurde. Allerdings stand die Entstehung der Platte unter keinem guten Stern, denn während der Aufnahmen starb der Drummer Jerry Fuchs durch einen Unfall in einem Fahrstuhl. Dennoch wurde seine Drumparts auf dem Album gelassen, was durchaus eine gute Entscheidung war.

Auf "Pyramid Of The Sun" präsentieren Maserati völlig instrumentalen Postrock und ergänzen diesen mit einer Eigenschaft, die auch die gleichnamigen Autos kennzeichnet: Dynamik. Die Songs kommen schnell und druckvoll aus den Boxen, so das es schwer fällt das Genreetikett dauerhaft dranzubelassen. Denn mit Bands wie Godspeed You, Black Emperor oder Sigur Rós hat das nur noch bedingt etwas zu tun. Gitarrenriffe werden mit Synthieeinsprengseln, Effekten, tollem Schlagzeugspiel und Krautrockeinflüssen kombiniert und diese Mischung ist in den besten Momenten wirklich mitreißend. Wie z.b. beim Titeltrack, der immer wieder wie der Sportwagen kraftvoll beschleunigt und dann durchzieht. Hin und wieder geschieht das ganze aber auch ein wenig entspannter und laid-back. Allerdings können diese Lieder nur bedingt mit den schnellen und vor Spielfreude strotzenden Stücken wie "Bye M'Friend, Goodbye" mithalten.

Wirkliche Ausfälle sind auf "Pyramid Of The Sun" jedoch nicht zu finden. Im Mittelteil hat das Album jedoch so seine Längen. Dies ist allerdings die einzige
Sache, die die Bewertung letztendlich noch ein bisschen nach unten drückt. Trotz dessen gehören Maserati zu den derzeit interessantesten Bands die es im Bereich des instrumentalen Rocks gibt. In diese Platte sollte man zum Jahresende definitiv noch mal reinhören.

7/10 Punkten



erstellt von Markus.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Lieblingsalben 2010? (Editorial)

Hallo Leser,

es geht um die Top-Alben dieses Jahres, also genauer gesagt eure Top-Alben dieses Jahres. Um diese zu waehlen habe ich hier eine Seite eingerichtet. Dort ist auch alles nochmal erklaert, wobei es eigentlich wenig zu beachten gibt.

Viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Alben des Monats: November 2010

So Jungs, die Alben des Monats sind uebrigens die meistgeklickten Posts, danke auch dafuer. Schon das 11. mal jetzt. Der Geburtstagspost ist also nicht mehr lang hin.


Leon:


The Velvet Underground (& Nico) - The Velvet Underground & Nico + White Light/White Heat + The Velvet Underground


Premiere: Erstmals bestehen meine Alben des Monats komplett aus Alben der gleichen Band. Aber nagut, Velvet Underground kann man in den 3 Jahren, in denen diese Alben aufgenommen wurden eigentlich kaum als eine Band sehen.

Schon auf dem Debutalbum "The Velvet Underground & Nico" zeigte die Band, was sie immer auszeichnen wuerde. Es gibt mittelguten Gesang auf einfachen sich wiederholenden Takten. So einfach das ist, so schwierig ist es dann auch sich mit diesem seltsamen Entwurf von Pop - dank der Viola von John Cale koennte man es auch Noise-Pop nennen - abzufinden. Aber alle Kritikpunkte, die man haben koennte wie z.B. der deutsche Akzent von Nico, die Ereignislosigkeit vieler Tracks, die Ziellosigkeit der Improvisation auf "European Son" oder dass sie ihre Instrumente nur mittelmaessig zu beherrschen scheinen, machen es stuemperhaft liebenswert. Und "Heroin" ist jawohl ausserdem ein absoluter Uebersong!

Ein Jahr spaeter, Nico war weg, kam dann "White Light/White Heat". Uff. 6 Songs, die man hasst oder liebt. Wenn man sie hasst, hat man wegen all der teilweise ziemlich unhoerbaren Musik (oder im Fall von "The Gift" Gedicht) allen Grund dazu. Wenn man es liebt, macht man wahrscheinlich mal eine Band aud, das zeigt die Geschichte. Durch die masslose Uebertreibung der Formel von "...& Nico" entsteht sowas wie ein Hinweis auf experimentelle Rockmusik und Punk und eben auch das 17-minuetige "Sister Ray", auf das man wieder aus 2 Perspektiven schauen kann. Ich fuer meinen Teil bewundere mutige Musiker.

Noch ein Jahr spaeter, diesmal ging John Cale und liess Lou Reed als Songwriter allein, erschien mit "The Velvet Undergound, dann auf einmal eine Platte, die man heute wohl dem Anti-Folk-Genre zurechenen wuerde. Suesse Musik ist das, wobei durch die Textur der Song aber durchaus noch Velvet Underground zu erkennen sind. Das mit dem suess geht dann sogar soweit, dass Reed den Gesang der Abschlussnummer "After Hours" an Maureen Tucker abgibt. Auch wenn ich finde, dass dieses Album gegenueber den anderen beiden schwaecher ist, war es einfach das, was fuer mich bei 9.000 Kilometer Busfahrt in Patagonien am leichtesten konsumierbar war.

Fuer alle, die sich - aus was fuer einem Grund auch immer - noch nicht mit TVU auseinandergesetzt haben. Sucht euch jetzt eines der Alben raus. Jetzt!


Markus:


DJ Shadow - Entroducing...

Diese Platte zeigt wie kaum eine andere, welchen großen Wert Samples haben. DJ Shadow genügten ca. 500 Soundschnipsel aus unterschiedlichsten Genres um diese wirklich gute und stimmungsvolle Platte zu kreieren, deren Einfluss bis in die heutige Zeit in Hip-Hop und Electronic nachvollziehbar ist.


Oasis - The Masterplan

Auch wenn die Platte insgesamt nicht unbedingt zu den besten der Band zählt, so zeigt sie doch was Oasis zu der, meiner Meinung nach, vielleicht besten Band der Welt machte. Denn man beachte: es handelt sich hier um eine B-Seiten Kompilation. Doch trotz dessen befinden sich hierauf einmalige Hits. Übersongs wie "Acquiesce" oder das Solostück "Talk Tonight" von Noel Gallagher. Nicht zu vergessen das Lied "about growing up but not growing old", "Fade Away". Wenn man sowas hört, ist es schwer zu glauben, dass es B-Seiten sind. Denn wie viele andere Bands schreiben schon solche Songs als A-Seiten?


Neon Indian - Psychic Chasms

"Psychic Chasms" ist hervorragend geeignet um sich in der kalten Jahreszeit nochmal zurück an den Sommer zu erinnern. Ansteckende Freude, tolle Melodien
und jede Menge alte Synthies machen das hier zu einem wirklich gelungenem Debut.

Freitag, 3. Dezember 2010

Neon Indian - Psychic Chasms (Review)

Der ein oder andere wird sich wahrscheinlich beim Lesen des Albumtitels gefragt haben, "Hä?! Ist das nicht ein bisschen spät?". Ganz unrecht hat der- bzw. diejenige nicht. Denn eigentlich kam "Psychic Chasms" schon vor einem Jahr raus, doch nur in den USA. Erst jetzt entschied sich das Label, das Album auch hierzulande in die Läden zu stellen. In den Staaten war Neon Indian dann schon längst gehypt und sowohl von Kritiker als auch Hörern überwiegend positiv aufgenommen worden. So dürften er auch einigen unseren Lesern bereits bekannt sein. Doch da hoffentlich viele von euch auch Tonträger kaufen und man ja öfters auch einige Hypes verpasst (was allerdings oft genug auch gut so ist), ist eine Rezension also durchaus noch angebracht.

Neon Indian ist das Ein-Mann-Projekt des in Denton, Texas wohnenden Alan Palomo. Schon vorher war er musikalisch in der Band Ghosthustler und seinem
Discoprojekt VEGA aktiv. Mit seinem neusten alter Ego verschreibt er sich dem Produzieren von Synthpopsongs mit Lo-Fi Elementen. Seit ca. 2 Jahren nennt man das jetzt Chillwave und verbindet damit Künstler wie Washed Out und Toro Y Moi. Ob dieser Genrebegriff allerdings wirklich sinnvoll ist und ob Neon Indian da überhaupt wirklich hineinpasst, sei jetzt mal dahingestellt. Was allerdings nicht unklar ist, sind die Einflüsse von Alan Palomo, nämlich wie so oft der Synthpop der Achtziger. Dazu mixt er noch Samples, unzählige Effekte, eingängige Melodien, allerhand altes Equipment und viel Lust damit rumzuprobieren. Dann nimmt er dies in Schlafzimmerqualität auf mischt das ganze basslastig ab und erhält so seinen typischen Sound, der zwar auf nichts weltbewegendem basiert, aber durchaus seine eigene Note hat.

Auf dem ganzen Album piept, summt, quietscht und blubbert es vor sich hin, und zugleich strahlt die Musik damit auch die pure Spielfreude aus. Man merkt einfach, dass hier jemand am Werke war, der es liebt sich an seinen vielen alten Synthesizern auszutoben und dafür auf unnötigen und komfortablen Technikschnickschnack verzichtet. Allgemein klingt alles angenehm locker, frisch und unverkrampft. Durch den pumpenden Bass bleiben die Stücke aber trotzdem immer groovy und tanzbar und gehen durch Popappeal und schönen Melodien auch schnell ins Ohr.

Große Stärke der Platte sind definitiv auch die Hooks. Mal werden diese relativ konventionell vorgetragen ("Deadbeat Summer"), mal durch einen Sound, bei dem man nicht mehr weiß, ob es sich nun noch um eine sehr effektbeladene Gitarrenspur oder doch einen Synthie handelt ("Terminally Chill") oder auch durch eine durch Vocoder und Effekte gezogene, verträumt klingende Stimme ("Mind, Drips"). Es gibt eigentlich keinen Song - bis auf die 3 unter einminütigen - bei denen die Hook kein Ohrwurmpotential hat.

Schwächen hat "Psychic Chasms" eigentlich nicht viele. 1, 2 Tracks sind eher durchschnittlich und auf der Dauer kann der LoFi-80s-Synthie-Sound auch nerven. Für ein Debut ist das Album trotzdem ziemlich gut gelungen, da besonders eine jugendliche und positive Unbekümmertheit durchstrahlt und dabei nicht nervt. Zudem klingt alles, trotz klaren Retrobezügen, frisch und eigenständig. Insgesamt ist es keine Überalbum, aber ein angenehm kurzweiliges schönes Stück Synthpopmusik. Allerdings wird sicherlich nicht jeder seinen Gefallen hieran finden. Wer elektronische Musik nicht mag, nur innovative Avantgarde hört oder hervorragende Produktion verlangt, dürfte nicht unbedingt viel hiermit anfangen können. Alle anderen sollte sich hier auf jeden Fall mal reinhören.

7/10 Punkten

erstellt von Markus.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Wow (Editorial)

Hallo Leser,

also, ich komm so aus dem Urlaub wieder - Suedargentinien ist uebrigens atemberaubend - und checke grade die Statistiken und sehe was? Die meisten Seitenaufrufe aller Zeiten im letzten Monat! Mehr als 1.000. Das sind immerhin ueber 30 am Tag und das ist so hobbymaessig gar nicht schlecht, finde ich. Es koennten bestimmt mehr sein und werden es wohl auch, weil: das war eine mehr als 10% Steigerung vom Vormonat aus betrachtet. Sowas gibt echt Antrieb.

Danke an alle, die hier lesen, ihr seit schon ziemlich cool. Aber neben den abgedroschenen Phrasen will ich euch alle nochmal aufrufen, dass ihr mir vielleicht Tipps gebt, was ihr gereviewt sehen wollt. Diese werden mit groesster Freude angenommen! Und auch alle anderen Arten an Tipps und Beteiligung sind absolut erwuenscht.

Viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Samstag, 27. November 2010

Digitalism - Blitz (Review)

Jaja 2007, das war noch was. Da entfachten Justice, Boys Noize, Klaxons und einige andere einen Hype der die entsprechenden Szenen bis zum Ende der Dekade beeinflussen sollte. Der heiße Scheiß war das Produzieren von euphorischen Electrogeknarze mit Rockelementen und -appeal. Das ganze nannte man dann mal Nu Rave, mal Electroclash, aber meist einfach Electro. Eine Band, die vor 3 Jahren eins der meistbeachtesten und auch besten Alben dieses Genres rausbrachte, waren Digitalism. Die zwei Hamburger Jens Moelle und Ismail Tüfekçi hatten mit "Idealism" großen Erfolg und bespielten danach Clubs auf der ganzen Welt. Und das zu recht, denn Tracks wie "Pogo" und "Echoes" flashen auch heute noch. Doch wie bereits erwähnt, liegt die Platte schon einige Zeit zurück. Auch wenn man 2008 noch 3 EPs und die "Taken Away"-Single veröffentlichte, wäre neues Material nun durchaus angebracht. Für dieses wurde nun aber mit dem Release der EP "Blitz" gesorgt.

Natürlich ist eine gewisse Skepsis vor dem ersten Hören vorhanden. Gehen Digitalism immer noch so wunderbar in die Beine oder zieht der Sound nicht mehr? (Selbe Frage stand auch schon beim diesjährigen Shy Child Album im Raum). Doch glücklicherweise lässt die Band keine Zweifel an ihrer Qualität zu. Der Titeltrack läuft schon nach Sekunden mit einprägsamen Synthies und dynamisch pumpenden Bass direkt in einen euphorischen Ausrastmoment zu dem man die feiernden Clubbesucher förmlich vor seinen Augen sieht. Das darauffolge "Stratosphere" toppt das ganze dann nochmal und der Titel ist durchaus passend gewählt, da man sich aufgrund der großartigen Dynamik des Tracks wie auf einer Fahrt im intergalaktischen Raumflieger fühlt. Dazu noch coole Synthies, Vocalsamples und ein massiver Beat und schon hat man den nächsten Dancefloorhit.

Zu diesen beiden Tracks gesellen sich dann noch zwei Remixes von "Blitz". Die Überarbeitung von Harvard Bass ist technoider als das Original und vom Stil her so wie man es von ihm erwartet hat, leider nimmt er dem Track so aber auch seine Euphorie und lässt ihn stumpf wirken. Im Remix von Villa wird "Blitz" nur etwas gestreckt und mit ein paar neuen Sounds versehen. Wieder keine aufregendes Ergebnis.

Es wäre besser gewesen hat man die EP nur als 2-Track-Single veröffentlicht, doch auch so zeigt sich, dass Digitalism auch jetzt noch relevant sind. Die Spannung auf das Erscheinen des zweiten Longplayers "Stratosphere" im nächsten Jahr ist so definitiv gewachsen.

7/10 Punkten


erstellt von Markus.

Dienstag, 23. November 2010

Top10: SDP - Raeuberpistolen (Review)

"Raeuberpistolen" konnte man 2003 als Angriff auf populaere Musik mit der Feuer-mit-Feuer-Bekaempfen-Methode noch wirklich teilweise ernst nehmen (1). Mittlerweile produziert Vincent (musikalischer Kopf und Haupttexter) aber Beats fuer Aggro Berlin und Sarah Conor. Vielleicht eine der groessten Talentverschwendungen, die es in diesem Metier in den letzten Jahren in Deutschland gab. Man sollte sich, um dieses Album zu geniessen, also um 7 Jahre zurueck denken.

Auf diesem Album gibt es naemlich einzigartige Beats - sie klingen wie die Bands des deutschen Golden Age-HipHop der 90er ohne DJ - die immer zum Mitwippen einladen und nicht selten auch ohne Texte fuer Lacher sorgen wuerden; ob das jetzt mit der Techno-Parodie "Knicklicht" oder den Eulengeraeuschen in "Kein Partyhit" ist (2). Ohne 2-minuetiges Outtake-Outro waere der uebrigens ein spitze Partytrack. Neben diesem kleinen Intermezzo und dem schleht improvisierten "Zappeln" (10) ist die Amateurhaftigkeit, die man von Songs erwarten wuerde, die rund um den Erwerb der Volljaehrigkeit entstanden, eigentlich eher wenige vorhanden (11). Zu gut liegt die Gitarre von Dag, die gerne auch mehrfach zwischen Rock und Reaggae agiert, auf der Basis der Songs.

Und seine Stimme erst! Wo Vincent noch zu jung klingt, kann Dag einfach ganz viel, auch ernst, rockig wieder rausreissen. Vincent kann man das aber nicht vorwerfen, da trotz der auf ihre eigene Art hoerenswerte Musik eigentlich die vor Energie sprotzenden Texte den Ausschlag in Richtung grossartig geben. Ob hippiehafte Songs gegen Krieg (6) oder gegen Diskriminierung (4), ob mit Hass gegen schlechten HipHop(5), Techno(8) oder gegen die ganzen Charts(9) versehen oder ob mit einem Song, der dem Zusammenhang des Albums widerspricht(3), sie wissen den Hoere immer, auch beim schwersten Thema, zum Lachen zu bringen.

7!

Montag, 22. November 2010

Top10: SDP - Raeuberpistolen (Glossar)

Ich versuche jetzt mal etwas: Ich gebe in diesem Beitrag vor der naechsten Top10-Review folgenden Glossar mit jeweils einem Textauszug aus Raeuberpistolen raus, weil ich einfach unglaublich viele Lyrics in die Review zittiert haette, wen ich nur einen Post gemacht haette und auf die Art wird sie wenigstens lesbar.

1. Angriff: Es gibt viel zu viel viel zu schlechte Popmusik/ und viel zu viel schlechten HipHop von dem ich's Kotzen krieg/ auch die Metalfreaks mit ihren langen Haar'n/ und die Zappelqueen Britney Spears will ich nicht laenger ertragen.
2. Kein Partyhit: Heutzutage ist doch alles Partygeneration/ jeder 2. zaehlt sich zur Rave Nation/ jedes Lied muss tanzbar sein/ doch ich scheiss darauf/ ich seh das alles nicht ein.
3. Citydancer: Citydancer/ hebt die Haende in die Luft/ immer immer weiter.
4. Habt euch nicht so: Jedem das seine/ du schwarz/ ich weiss/ habt euch nicht so/ wir alle lieben den Scheiss.
5. HipHop ist scheisse: Moses P, Freundeskreise/ scheissegal wie sie alle heissen/ ich wuerd so gern mal auf sie scheissen.
6. Ein Soldat: Kommt statt Panzerfahren lieber tanzen, man/ den der ganze Kram kotzt mich so tierisch an.
7. Bananensaft: Bananensaft und Selter sin der Weg zu Geld und Ruhm!
8. Knicklicht: Dassdrum-Snare/ Synthie-Bassdrum-Snare/ ist alles was ich hoer/ und ich glaube ihr seit ein bisschen gestoert/ weil ihr staendig diese Scheisse hoert.
9. Streitwagen: Wir haben ein Ziel: die Festung der Top10/ doch wir woll'n sie nicht erobern/ nein, wir wollen sie zerstoeren.
10: Zappeln: Wackeln mit'm Stuhl/ wackeln... was hab ich jetzt gedrueckt; bloede Transpose-Taste.
11: Perfektion: Der Perfektionist in mir fluestert:/ der letzte Schliff fehlt.

Donnerstag, 18. November 2010

Top10: Kings of Leon - Aha Shake Heartbreak (Review)

"Aha Shake Heartbreak" ist eines der wenigen 2. Alben bei denen alles richtig gemacht wurde. Die Kings of Leon konnten allesamt ihre Instrumente besser spielen und haben sich dank des Erfolges in England fuer neuere Einfluesse als Lynyrd Skynyrd geoeffnet. Calens "besondere" Stimme hat sich hingegen nicht veraendert. Man koennte von einer organischen Weiterentwicklung sprechen, wuerde sich das nicht so bloed anhoeren.

Sogar die Texte haben sich reaktionaer auf den Erfolg entwickelt. Der Erfolg als Band ist neben Sex immerhin das zweitwichtigste Thema. Auch der hatte aber zum Grossteil mit dem bisschen Ruhm der Band zu tun. Schon im ersten Song "Slow Night, So Long" wird ein kurzes Verhaeltnis mit den Worten "I'll take you home or back to Oklahoma/ You're not so nice, but sex sells so cheap" besungen. Wie bitte sollte Caleb seine Ueberwaeltigung aufgrund neuer Moeglichkeiten ehrlicher Ausdruecken? Dass die Texte so jedoch auch oft naiv und pubertaer wirken, muss man einfach so hinnehmen.

Der schon erwaehnte Opener ist neben dem typischen Textbeispiel auch noch sehr gut geeignet um die wirkliche musikalische Weiterentwicklung zu erklaeren. Nachdem sie knapp 3 Minuten eine etwas aufgeraeumtere und entspanntere Variante der Musik ihres Debuts gespielt haben, springt das Lied in einem 2. Teil mit Perkussion und Piano, der Strandstimmung verbreitet. Momente, die nahe dran sind an ihrem frueheren Selbst und von mir aus auch an den guten Strokes gibt es z.B. in "Four Kicks". Aber es gibt halt auch Lieder die ganz anders sind; "Milk" ist da ganz vorne zu nennen, weil es sich so aubaut, dass es bei ein bisschen laengerer Spielzeit als Progressive-Song durchgegangen waere.

Man kann sich hier also an viel stossen, aber wen bei dem Zusammentreffen von naiven Texten, seltsamer Stimme, Southern Rock und ein paar kleinen Experimenten nichts stoert, der wird hier sicher seinen Spass haben.

Sonntag, 14. November 2010

Saalschutz - Entweder Saalschutz (Review)

Wenn man nach tanzbarem Electropunk mit viel Popappeal sucht, schaut man eigentlich nicht unbedingt Richtung Schweiz. Die Band die mit ihrem mittlerweile dritten Album dabei ist an diesem Zustand langsam etwas zu ändern, heißt Saalschutz. Die besteht aus den zwei Herren DJ Flumroc und M T Dancefloor, die beide aus Zürich stammen, und ist beim geschätzten Audiolith-Label. Dort passt man auch gut hin, da die ebenfalls dort veröffentlichenden Bands wie Juri Gagarin und Der Tante Renate stilistisch sehr nah liegen.

Nachdem ihr letztes Album "Macht's möglich" nun schon 4 Jahre zurückliegt, ist die Veröffentlichung von "Entweder Saalschutz" durch aus angebracht. Ihren typischen Sound und Stil behalten sie auch hier wieder bei. Heißt man bekommt wieder in die Beine gehende Beats, Synthiegeballer und dödelige, dadaistische und lustige Texten, die an z.B. Bonaparte und Supershirt erinnern. Das Ergebnis dieses Mix ist wieder sehr „for-the-dancefloor“ , partybezogen und trashy. Wie man es eigentlich erwartet hat.

So dürften die Saalschutzfans auch wieder ihre Freude an dieser Platte finden. Doch wenn man schon vorher nicht allzu viel mit der Gruppe anfangen konnte, dürfte auch "Entweder Saalschutz" daran nichts ändern. Der Hörer sollte also ein Faible für solche Musik haben.

Ich persönlich habe dies aber nur bedingt. Es ist nicht so, dass Saalschutz schlecht sind, eigentlich können sie sogar richtig gute Songs produzieren, wie auch der Rest auf Audiolith. Auch auf dem neusten Album finde sich um die 4 coole Tracks in denen ihr Konzept wirklich gut aufgeht, insbesondere "Der Widerspruch" und "The Anthem" haben es mir angetan.

Doch das große Problem ist der oftmals übertriebende Trash-Faktor. Dinge wie das Schief-Singen von Zeilen wie "Gib mir bitte deine Hand / ich verliere den Verstand. / Es gibt keinen Halt mehr" sollen wahrscheinlich lustig sein, nerven aber einfach nur. Ebenfalls gegen jeden guten Geschmack ist das Gammblitzboys-Cover "Laserboy Erwacht" in dem es um einen Superhelden geht, der die Menschheit retten soll. Das ganze ist aber nicht lustig sondern einfach nur mies.

Dabei haben sie doch eigentlich das Zeug dazu wie sie in einigen Songs zeigen, doch letztendlich neutralisieren sich hier gute und schlechte Momente, so dass "Entweder Saalschutz" insgesamt einen durchwachsenen bis durchschnittlichen Eindruck hinterlässt. Frei nach dem, von Egotronic zu eigen gemachtem, Motto: "Könnte geil sein, ist es aber nicht".

5/10 Punkte

Alle die sich eine eigene Meinung über "Entweder Saalschutz" bilden möchten, können die Platte bei soundcloud in kompletter Länge streamen. Eure Reaktionen könnt ihr dann auch gleich hier posten.

http://soundcloud.com/saalschutz/sets/entweder-saalschutz

erstellt von Markus.

Mittwoch, 10. November 2010

Top10: The Slackers - Better Late Than Never (Review)

"Better Late Than Never" hat vielleicht nicht die Vielseitigkeit von "Self Medication" von 2008, dafuer aber 13 gut geschriebene Offbeat-Songs, die von Cool Jazz angehaucht sind.Damit haben die New Yorker einen dieser Stilmixe gefunden, der viel zu selten praktiziert wird. Cool Jazz kann hier naemlich einfach eine perfekte Wirkung entfalten. Die soulige Stimme von Vic Rugguiero und die jamaikanische Sommermusik tragen mit viel Sonne und von Liebe gepraegten Texten dazu bei diesen Stil endlich aufzutauen.

Der zusammenfassende grossartige Song dieses Albums ist mit Sarah (Sarah/ oh girl I love you/ and I love you for the rest of my life/ Sarah/ I'm only thinking of you/ I'm so sorry I can't make you my wife/ this life) auch noch so platziert das man auf keinen Fall von abfallender Qualitaet im Mittelteil reden kann. Auch wenn das die meisten anders sehen, sehe ich einen kleinen Schwachpunkt am Ende. Meiner Meinung nach haetten sie die Auswechslung des Stimmparts durch Doreen Schaefer in "Our Day Will Come" naemlich gar nicht noetig gehabt, weil die Band in sich perfekt abgestimmt ist und die andere Art zu singen ein kleines bisschen Unruhe reinbringt. Das ist neben dem zu hohen Anteil an Instrumentals (13 von 54 Minuten) aber auch der einzige Negativpunkt. Das laengste Instrumental "Contemplation" haette man aber nun wirklich nicht so auf Platte bringen muessen.

Neben diesen Kleinigkeiten ist das einzige, was aber wirklich schade ist im Rueckblick, dass die Slackers auf allen folgenden Aufnahmen ihre Naehe zu alten Helden wie den Skatelites aufgegeben haben um den Jazz-einfluss gegen allerlei andere karibische (Redlight) oder amerikanische (Self Medication) Stile einzutauschen. Und obwohl ich wieterhin auch noch die tolle sehr entspannte Perkussion dieses Tontraegers, man sehe das "Solo" auf "Prophet", vermisse und auch auf die Gefahr hin, wie ein Werbemacher zu klingen, gibt es von den Slackers fuer alle Nich-Kenner eine Masse an guter Musik bis zur aktuellen CD "The Great Rocksteady Swindle" zu entdecken.

Samstag, 6. November 2010

Alben des Monats: Oktober 2010

3 Alben aus 2010 sind schon unter den 5 Reviews. Langsam kommt schon Jahresendstimmung auf, so einen Monat vor dem letzten Alben des Monats-Post im Jahr...


Leon:



The Tallest Man On Earth - Sometimes The Blues Is Just A Passing Bird EP


5 Folksongs in aller Einfachheit mit besonderer Stimme, die zu Gitarre, die mit Herz gezupft wird, bei warmer Produktion tolle Texte zum besten gibt; plus E-Gitarren-Einsatz und leisen Keyboardklaengen im Hintergrund. Eine herausragende Art der Gesangsunterstuetzung!



Death Cab For Cutie - Narrow Stairs


Der Wechsel in der Geschichte von DCFC hin zu mehr. Mehr tiefe in der Musik und, wenn das ging, sogar ein Stueck mehr Gedanke in den Texten.Die beiden Progressive-Uebersongs mit Kerouac-Bezug (Bixby Canyon Bridge) und Stalkergeschichte (I Will Possess Your Heart) stehen einem Restalbum gegenueber, dass von seinen Variationen lebt. Normalerweise spielen sie zwar Indierock in gedrosseltem Tempo, vermischen diesen dann aber zum Beispiel auch mit orientalischer Musik oder einem kleinen Circus-Ansatz. Das Album hat dabei aber immer einen roten Faden und ich kann mich dank der Abwechslung nie aus dem Bann befreien, in den das 4-Minuten Intro von I Will Possess Your Heart mich gezogen hat.


Markus:


Flying Lotus - Cosmogramma


Was Steven Ellison mit Cosmogramma abgeliefert hat, ist definitiv eine der interessantesten Veröffentlichungen dieses Jahres und auch eins der besten.
Von verträumten und introvertierten Tracks wie "...and the World Laughs with You" bis zum großartigen Space-Funk von "Do The Astral Plane" liefert die Platte unterschiedlichste Stimmungen, Stile und Einflüsse, die sich aber letztendlich zu einem 47-minütigen musikalisch/spirituellen Trip zusammenfügen, der im Gegensatz zu vielen anderen Alben dieser Zeit wirklich frisch und innovativ klingt.


Crystal Fighters - Star of Love


Das meiste zu diesem Album wurde ja vor kurzer Zeit hier schon gesagt und es gibt eigentlich nicht viel hinzu zu fügen. "Star Of Love" ist eine leicht
verspätete Sommerplatte mit mehreren großartigen Songs, die stilistisch alle eine andere Facette der geheimnisvollen Band aufzeigen. Definitiv einer der
besten Newcomeracts des Jahres.

Absolute Beginner - Bambule


Coole Beats, gute Lyrics, eigener Stil, gute Technik, Abwechslung in Sachen Themen, gute Features, der ein oder andere Hit. Bambule hat so gut wie alles was man für ein gelungenes Hip-Hop-Album braucht. Klingt auch heute noch fresh.

Montag, 1. November 2010

Patagonien. (Editorial)

Hallo Leser,

Nach 2-einhalb Monaten ist es mal wieder noetig ein Editorial zu bringen. Es gibt einiges zu erzaehlen. Das wichtigste und dringenste zuerst: form ist kein Zyniker. Endlich habe ich das von der Seele. Ich habe mit form, der nach eigener Aussage naemlich mit voller Seele Gutmensch ist, ein paar E-Mails gewechselt und musste vor allem das jetzt klarstellen. Sein FICKO-Magazin ist ja auch dem Gutmenschentum gewidmet. Das Konzept am Album war uebrigens eine bitter ausgegangene Liebesgeschichte, die in Marokko zu Ende ging. Zum naechsten form-Projekt, einer EP seines Alter Egos prim, gibt es hier bestimmt noch eine kleine Erwaehnung und dementsprechend will ich dazu gar nicht viel vorweg nehmen.

Einen Dank muss ich noch an Chase the Dragon geben auf deren Blog dieser Blog mit einem eigenen Dankespost erwaehnt wird. Jetzt aber Schluss mit der Dankerei! Wenn ich wollte koennte ich mich jetzt noch darueber aufregen, dass mein Wiki-Artikel zu dieser Band geloescht wurde, weil es einem dieser Administratoren wohl an der Faehigkeit zu lesen mangelte. Im Artikel stand, dass die 2. EP als Demo des Monats in der VISIONS stand und er hat den Artikel geloescht, weil das Album sogar in Zeitschtriften als Demo genannt wird. Aber ich rege mich jetzt nicht auf. Beim naechsten mal ueberarbeite ich ihn nochmal, jetzt habe ich auf Streit mit denen naemlich keine Lust.

Eigentlich ist der Hauptgrund aber nur, dass ich fuer 3 Wochen weg bin auf einer Reise in das Ostfriesland Argentiniens, im Sueden haben die echt immer Wind und es ist kaelter. Das brauch euch eigentlich nicht zu stoeren, weil fuer diese Zeit eigentlich schon alles vorbereitet ist. Trotzdem koennt ihr mir gerne unter diesen Post Ideen schreiben, was ich nach der Top10 machen kann. Oder schreibt, wenn ihr der Radektion beitreten wollt. Wir suchen immer noch!

Neben all dem laeuft es hier in Argentinien grossartig und der Blog ist auch besser verwaltet als in manchen Zeiten, in denen ich noch in Deutschland war. Was will man mehr!

Danke fuer jedes mal, dass ihr in diesen Blog guckt... es werden immer mehr Views.

Und: Viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Freitag, 29. Oktober 2010

Crystal Fighters - Star Of Love (Review)

Crystal Fighters dürften dem ein oder anderen Musikbegeisterten schon bekannt sein. Sei es durch ihren großartigen Beitrag auf der Kitsuné Maison Compilation 7 im letzten Jahr, ihre schrägen Videos für Singles wie "In The Summer" (http://vimeo.com/13055682) und "I Love London" (http://vimeo.com/7552015) oder die vielen Remixes die von ihren Tracks angefertigt wurden, z.B. durch Acts wie Telepathe, Malente und Renaissance Man. Auch selber nahmen sie sich u.a. Two Door Cinema Club und MIT vor. Crystal Fighters sind so zumindestens in der Musikblogosphäre längst keine No Names mehr und das Interesse an der Band dürfte durch das Erscheinen ihres ersten Albums weiter steigen.

Über die Musiker selber ist sehr wenig bekannt und einiges gilt auch als Legende. So gibt es 5 Mitglieder die aus Navarra, Spanien stammen sollen und mittlerweile im Londoner East-End wohnen. Ihr Name soll durch den Fund einer Oper, des Großvaters entstanden sein. Deren Titel wurde nämlich ins Englische übersetzt und ergab so den heutigen Bandnamen. Was davon aber belegt ist und was nicht, ist nicht immer ganz klar.

Man weiß auch nicht so wirklich was einem beim Anhören von "Star Of Love" erwartet, denn auch die vorher bekannten Songs ähnelten sich eher wenig. Um es nun kurz auf den Punkt zu bringen: es erwartet einen so gut wie alles was sich zwischen und neben Pop und Electronic befinden kann. Dance-Punk und Indie Pop sind ebenso anzutreffen wie Folktronica und Dubstepbässe. Zu diesem Stilmischmasch kommen auch noch traditionelle baskische Instrumente sowie jede Menge Ohrwürmer. "Star Of Love" gestaltet sich so wie eine kleine musikalische Reise ins sommerliche Baskenland mit den kleinen maskierten Puppen auf dem Cover als Reiseführer. Ob diese keine Bedeutung haben und/oder stellvertretend für die Band oder zumindestens als eine Art Maskottchen stehen ist nicht bekannt.

Was bekannt ist: der Titel des Openers, nämlich "Solar System". Der gibt mit pumpender Bassline verhallenden Gesängen und Vokalschnipseln ein passendes Intro für die kleine Achterbahnfahrt, die noch folgen wird, ab. Denn als nächstes kommt mit "Xtatic Truth" der Überhit, der sich in leicht veränderten Version schon auf der vorhin erwähnten Kitsuné Masion Compilation befand. Trotz sehr vielem Hören im letzten Jahr zündet er auch jetzt immer noch. Auch danach gibt es keine Zeit zum Ausruhen, wenn "I Do This Everyday" aus den Lautsprechern tönt. Denn hier wird auf die Tanzfläche zielender Dance-Punk mit harten Gitarren verstärkt. Auch wenns im Vergleich zu den anderen Titeln nicht ganz so gelungen ist, ist es immernoch ein cooles Teil.

Danach beweisen die 5 erstmal, dass sie auch ein sehr gutes Händchen für Popsongs haben und tolle Melodien kreieren können. Die Vokals werden gefühlvoll von eine sehr jugendlich klingender Männerstimme vorgetragen und die Lyrics drehen sich um das Thema Liebe, wobei man sich gerade bei "Plage" fragt warum "Star Of Love nicht eigentlich im Sommer erschienen ist. Die Frage taucht auch definitiv beim nächsten Überhit "In The Summer" auf. Hier trifft Synthiewalze auf Hymnenhaftigkeit. Großartig.

Auch danach geht das bunte Zusammenwürfeln von Genres weiter. Während "At Home" wieder ein sehr schöner Popsong ist, "I Love London" an monotonen Ghettofunk und DJ Mujava erinnert, gibt es bei "With You" sowas wie Ellie Goulding in sehr gut oder Familjen mit zarten Frauenvokals. Auf der Tracklist zwischen den beiden letztgenannten befindet sich "Swallow", welches erst entspannt mit folkigem Gesang samt baskischen Akzent beginnt um dann von einer brachialen Dubstepbassline erschüttert zu werden, die zu den besten ihrer Art gehört, die ich seit langem gehört habe. Dazu noch eine leicht psychedelische Note und fertig ist der nächste Überhit. Den Abschluss bildete dann das zwischen ruhig und schnell wechselnde "Follow", was sehr starke Folktronicaeinflüsse aufweist. Passender Schlusspunkt, wieder hohes Niveau mitsamt der Textzeile die das Verhältnis zwischen mir und der Platte beschreibt: "You're the one i follow / follow to the middle / middle of a shadow / far away from all the sorrows". Alltag ade und dann mit den mystisch wirkenden kleinen Puppen ab zum musikalischen Stern der Liebe.

Ja, mit "Star Of Love" ist der geheimnissvollen Band ein wirklich gelungenes Debut geglückt. Ihr Stil klingt frisch, unverbraucht und ist sehr catchy. Einzige kleine Makel sind die Durchschnittlichkeit von "I Love London" und die Tatsache, dass das Album hauptsächlich von seinen Einzelsongs, nicht aber von seiner Gesamtheit lebt, weil ein bisschen die Zusammenfügung zum großen Ganzen fehlt. Da es aber trotzdem sehr gut geworden ist, fällt letzteres Problem nicht wirklich ins Gewicht, doch womöglich wäre so eine noch höhere Endnote raus gesprungen. Ein klein bisschen schade ist es zudem, dass die Scheibe nicht schon im Sommer releast wurde, da sie hier noch besser gepasst hätte. Ändert aber nichts an der Qualität der Musik und so ist es trotzdem eine Platte, die sich zum Jahresende bestimmt weit vorn in meiner Liste der diesjährigen Lieblingsalben befinden wird.

8/10 Punkte

erstellt von Markus.

Montag, 25. Oktober 2010

Avey Tare - Down There (Review)

Avey Tare war schon immer der Hauptsongwriter von Animal Collective und genauso klingt auch dieses Album - im negativen Sinne. Wie kann etwas jetzt negativ nach AC klingen, wenn sie sich fuer mich eigentlich als die genialen Koepfe der experimentellen Musik der naeheren Vergangenheit ziemlich alleine stehen? Das geht eigentlich ganz einfach, indem man sich anguckt, was sie immer wieder zu einem Erlebnis gemacht hat.

Sie haben Alben und Songs schon immer sehr repititiv gestaltet, aber irgendwie versucht trotzdem nicht zu elektronisch zu werden und vor allem die Musik an irgendeinen Ort zu bewegen. Das ist ihnen nicht immer gelungen, aber gerade das Suchen nach Veraenderung ohne um jeden Preis aufregend sein zu muessen, war fuer mich eins der besonderen Merkmale auf Merriweather Post Pavilion. Auf "Down There", man siehe nur mal den 3. Song "Oliver Twist", unternimmt Avey aber weder den Versuch irgendwie organisch klingende Drums einzusetzen, dafuer war ja auch ab Anfang Panda Bear zustaendig, noch die Musik gross zu veraendern, sondern haut auf einem einfach gestalteten Beat nach dem Intro 3 Minuten lang rum... Damit habe ich den schlechtesten Punkt des Albums auch schon ganz am Anfang abgearbeitet. Leider wird es trotzdem nicht viel besser.

Die Musik selber, die aeuserst minimalistisch daherkommt, wirkt nur wie ein kleiner Ausschnitt aus dem AC-Universum, irgendwas zwischen MPP und Strawberry Jam mit viel weniger Musik darin. Experimentell kann man die CD auch nur bedingt nennen, das aktuelle Visual-Album ODDSAC und die diesjaehrige Ruby Suns-Platte sind schon aehnliche Wege gegangen, waren aber einfach einfallsreicher und besser. Das einzige, was Avey davon abhaelt wie ein Amateur-Electro-Producer zu klingen, sind diese unglaublich guten Vocaleffekte, die sich auf die tollen Lyrics legen. Aber diese kleinen Pluspunkte rechtfertigen noch lange nicht 4 Punkte, aber bis jetzt habe ich auch ueberwiegend ueber die ersten 5 Songs geschrieben.

Die anderen 4 sind dem Rest des Albums zwar sehr aehnlich, sind aber vielleicht eher als Einheit zu begreifen. Eine Suite ist es nicht wirklich, aber es ist vom beatlosen "Cemeteries" bis zum Synthie-Song "Lucky 1" eine deutliche Steigerung innerhalb dieses Ablaufs zu erkennen, was der ersten Haelfte sehr fehlt. Das Intro-Outro-Spiel, dass Avey mit jedem der Songs gespielt hat, beginnt hier zu wirken. Die einzelnen Songs entfalten immer noch keine wirklich Dynamik, aber bei der jetzt etwas gedaempfteren und auch cooleren Stimmung sind diese auch nur alle 3 Minuten wirklich noetig und so lange dauern die Songs auch.

Mit den Texten gebe ich dem laengeren ersten Teil dann 2/10 Punkte und dem 2. Part 7/10 Punkte, weil er so ist wie Avey Tare haette klingen koennen. Er schwankt zwar immer noch genau so wie im 1. Teil in seinen eigenen Welten umher, wird aber nicht so poppig und auf einem Level abgestuetzt wie im ersten. Insgesamt gibt das im Mittel dann wie erwaehnt

4/10 Punkte

erstellt von Leon.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

The Hundred In The Hands - The Hundred In The Hands (Review)

Bei The Hundred In The Hands handelt es sich um die in New York ansässigen Eleanore Everdell und Jason Friedman. Im März diesen Jahres traten die 2 mit der EP "This Desert" und der wenig später folgenden Single "Dressed In Dresden" erstmals in die Öffentlichkeit. Diese nahm die Band positiv auf, so dass das selbsbetitelte Debut von so einigen gespannt erwartet wurde. Ein kleiner Hype ist also schon entstanden, so dass sich das Signing für die geschätzten Warp Records wahrscheinlich noch lohnen wird. Gehen wir nun aber zur Musik über.

The Hundred In The Hands liefern einen abgeklärten Mix aus Electronic, Post-Punk und Pop. Die immer noch in der derzeitigen Musikwelt angesagten 80s-Referenzen bekommt man auch hier, doch es wird nicht der Fehler gemacht, das ganze zu übertreiben. Trotz vielen (hörbaren) Vorbildern und dem Mangel an großen Innovationen, klingt die Musik der Band nicht wie zusammengeklaut.

Textlich behandeln die New Yorker ihre eigene Stadt, die Abendfreizeitgestaltung, ihre negative Seiten und Widersprüche, Liebe und urbane Melancholie. Viele Themen die von Eleanore Everdell mit Gefühl, wenn auch oft leicht gedämpft, vorgetragen werden und sich auch gut in den Klang des Albums einfügen. Was die Platte besonders auszeichnet ist die tolle Produktion. Alles ist sehr gut abgemischt, die leichte Unterkühlheit wird sehr gut wiedergegeben und der Sound ist sehr klar und sauber ohne zu steril zu wirken, so erhält jedes Instrument und Detail seinen ausreichenden Platz um zu wirken. Ebenfalls zu gute halten muss man die Bemühung sich nicht auf einen Stil zu beschränken. Jeder Song sitzt so in seiner eigenen Mininische. Sanfter Synthpop steht zackigigen, eher gitarrenbetonten Stücken gegenüber, an The Rapture erinnerndes trifft auf eine Zeitlupenballade mit einem Ende das auch auf das letzte Trentemoller Album gepasst hätte. Dancefloor meets bedroom.

Man könnte jetzt denken, durch die vielen musikalischen Richtungswechsel ist die Platte anstrengend oder zu heterogen. Dieser Makel haftet ihr aber nicht an, da die Songs wie aus einem Guss klingen und sich ebenso sehr gut im Hintergrund hören lassen können, da das ganze doch auch relativ unaufgeregt daherkommt. Letzter Fakt deutet leider auch das große Problem an. Die Lieder sind zwar alle gelungen, kein Ausrutscher unter den 11 Titeln, doch irgendwie ist sie nie wirklich fesselnd, aufregend schon gar nicht. Ja klar, an sich durchgängig gutes Material, tolle Produktion, schöne Melodien, auch tanzbare Momente sind nicht selten, doch wirklich packen will einen das nur bedingt. The Hundred In The Hands klingen recht gut, doch so richtig überspringen will der Funke einfach nicht. Auch mehrmaliges Hören scheint daran nichts ändern zu wollen. Vielleicht ist ihr Entwurf der zeitgenössischen urbanen und nachdenklichen Popmusik doch ein wenig zu verkopft, wahrscheinlich hindert diese Gewisse Unterkühltheit einen daran, dass hier wirklich zu genießen. Nichts desto trotz ein akzeptables Debut, denn an sich gibt es kaum was zu meckern, nur die Gesamtmischung lässt zu wünschen übrig. Eventuell gelingt ihnen ja mit ihrem Zweitwerk der große Wurf, denn das Zeug dazu haben die zwei.


6/10 Punkte

erstellt von Markus.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Chase the Dragon - Tales of Transit (Review)

Chase The Dragon-Debut! Endlich! Seit 2 Jahren habe ich darauf gewartet!

Und dann kommt der erste Song "Tales of Transit" nur mit Gitarre und Stimme und ich bin dem Song sofort verfallen. Die Stimme ist voller Emotion und mich erinnert der Song an Zoey van Goey, nur ist er noch intimer. Tolles Intro haben sie geschrieben... oder etwa nicht? Der Titelsong bleibt nicht der einzige in diesem Stil. Der mit einem fast zu allgemeinen Text ausgestattete Track "Hit The Road" in der Mitte und das persoenlichere "Another Try" als Schlusssong erzeugen die selbe Naehe und das sogar mit noch besseren Melodien.

Dass Chase the Dragon auch haetten eine Folkband werden koennen, haben sie hiermit bewiesen. Die Aufgabe dem Sound der Band etwas hinzuzufuegen haetten sie hiermit also eigentlich schon erfuellt gehabt. Nun sind ALLE anderen Songs des Albums aber auch anders als die bisherigen EPs: Die Synthies sind weg! Das kann man jetzt so oder so bewerten. Entweder sagt man, dass sie ihren Songs saemtlichen Boden entzogen haben oder man attestiert ihnen das Talent ein anschmeichelndes Album mit Drehungen und Wendungen nur mit den 2 Instrumenten zu machen, die im Laufe der Musikgeschichte wohl am haeufigsten gebraucht worden sind; naemlich Piano und Gitarre.

Grob gibt es hier 4 Kategorien an Songs. Die erste sind die schon erwaehnten Folksongs. Die zweite sind die lebendigen Popsongs wie "A Captain's Tale" oder "From People To Staues". Wobei man zu jedem der Tracks auch "Popsong" sagen kann, da alle einen klaren Aufbau haben und nie kompliziert sein wollen. Die dritte sind die Balladen wie "The Last Chess" oder "Two Years Too Long" bei denen mir aber die Synthies als das besondere Etwas fehlen. Selbst wenn dieser Part teilweise, speziell in den Refrains, von Background-Vocals uebernommen wird und das sogar richtig gut, fehlt mir die Tiefe gerade in den Strophen. Die 4. Kategorie ist eigentlich keine, weil "The Little Prince" der einzige Song ist der wirklich einen Kinderlied-Charakter hat. Die naive Komposition, die Liebe-Geld-Arbeit-Geschichte und natuerlich der Titel ruecken den Song in die Naehe des gleichnamigen Buches und machen es zu etwas ganz besonderem.

All diese Heterogenitaet ist nicht ueberfluessig, sondern noetig damit der Tontraeger bei dem Popapeal nicht langweilig wird. Die Produktion tut da ihr Uebriges, da konsequent auf One Take-Aufnahmen gesetzt wurde um nochmal klar zu machen, dass hier keine sterile Massenmusik sondern eine unverkopfte Version von persoenlichem Ausdruck eingespielt wurde. Aufpassen muessen sie jetzt nur, dass die Stimme kein Stueck weiter in Richtung Emo rutscht und das sie ihr musikalisches Koennen nicht zu sehr in den Dienst der Songs stellen. Damit meine ich, dass Matias Schieweck am Piano ruhig seine Moeglichkeit wahrnehmen koennte Solis ohne Ende zu spielen. So haetten vielleicht alle Lieder neben den Refrains etwas als Aufhaenger gehabt. Denn so sind zwar Perlen im Album versteckt, die am besten jeder fuer sich selbst findet, und man muss auch nicht skippen, aber ab und an kann das Feuer einfach nicht so ganz ueberspringen.

8/10 Punkte

erstellt von Leon.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Alben des Monats: September 2010

Diesmal ein bisschen spaeter als sonst, aber auch der beste Wein braucht ja seine Zeit. Damit ist die Darbietung von abgestandenen Spruechen aber auch schon zu Ende und es beginnt der schmackhafte Teil. ;)


Markus:


Alloy Mental - We Have Control


Alloy Mental sind definitiv eine der unterbewertesten Bands der letzten Jahre. Nach der Veröffentlichung von "We Have Control" gerieten sie schnell in Vergessenheit, dabei ist ihr (bisher?) einziges Album immer noch großartig. Hier liefern die Künstler einen rasanten und markanten Stilmix aus Techno, Synthpunk und Psychedelic. Knallende Beats treffen auf eigenwillige Sprechgesänge und Synthiegeknarze. Zusammen gehalten wird das durch dezente aber punktgenaue Gitarren und Bass-Einsprengsel. So kriegt man auf "We Have Control" 11 Tracks von denen jeder seinen eigenen Stil repräsentiert. Besonders überzeugend sind das treibende, dunkle "So Silent", das mit fulminanten Drums beginnende "God Is Green" und vor allem "I Gotta Love" mit der
grandios hypnotischen Wirkung durch die im Refrain sattfindene Wiederholung des Tracktitels. Definitiv ein Geheimtipp, mit dem man sich nochmal beschäftigen
sollte.


Gold Panda - Lucky Shiner


Weggefegt hat mich Gold Pandas Debut zwar nicht, aber dadurch, dass es erst eine bisschen zum Zünden brauchte, dann aber seine Qualität konstant hielt, lief es diesen Monat doch relativ häufug bei mir. Und das auch zu recht. voller schöner Beats, farbenfrohen Synthies und gut genutzten Samples verbreitet "Lucky Shiner" eine angenehm zurückgelehnte gleichzeitig aber spannende Atmosphäre. Schöne Sache um den Sommer passend ausklingen zu lassen.


Leon:


Animal Collective - Strawberry Jam


Ich habe einem Freund mal erklaeren wollen, dass Musik, bei der man nicht merkt, ob der Hund gerade bellt, generell fast immer gut ist. Und dieses Album ist der Beweis dafuer: Wenn ich es hoere, ist jedes Aussengeraeusch eine Erweiterung des Sounds und nicht etwa stoerend. Animal Collective sind halt schon immer psychedelisch, aber hier sind sie einfach so frisch, so experimentell und das auch noch mit einfachsten Mitteln, die man aber nicht unbedingt erkennt, seltsam das Ganze. "Unsolved Mysteries" basiert z.B. nur auf etwas Synthie-was-auch-immer, Gesang, dem typischen AC-Schlagzeug und Hintergrund-Gegurgel bzw. Vordergrund-Gegurgel. Vergleiche will ich gar nicht ziehen, denn dieses Album ist einfach unvergleichlich, weil es sich vieel traut und sich immer ein bisschen nach elektronische Kirmesmusik fuer den Jahrmarkt eines Irrenhauses anhoert und die Texte passen dazu auch noch. Muss man moegen...


Perfume Genius - Learning


Schon mal versucht bei laufendem Ventilator einzuschlafen? Ich verzweifle dabei; kann daran liegen, dass ich sowieso schlecht schlafe und das ich keine 6 Monate im Jahr ueber 30 Grad gewohnt bin... Aber Learning hilft. Das permanent anwesende Rauschen (weil schlecht produziert) ueberdeckt ein bisschen das nervtoetende Luftwirbelgeraeusch, das Amateur-Keyboard stoert nur beim Einschlafen, wenn mal wieder ein (absichtlicher?) Verspieler dazwischen kommt und die unglaubliche Zurueckhaltung in der Stimme macht das richtige Zuhoeren zwar ein bisschen schwieriger, das Nebenbeihoeren dafuer aber um so einfacher. Wenn man dieses Album aber nur so hoeren wuerde, wuerde einiges fehlen, da die Texte einen Grossteil der Genialitaet ausmachen. Strophen wie "He made me a tape of Joy Division/ He told there was a part of him missing/ When I was sixteen/ He jumped off a building" in "Mr. Peterson" sind in jedem Song vorhanden, meistens mehrfach und machen die 28 ersten Minuten, die man von diesem Kuenstler bis jetzt zu hoeren gekriegt hat, zu einem emotionalen Erlebnis.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Gold Panda - Lucky Shiner (Review)

Gold Panda ist ein junger Electronicproduzent aus Chelmsford, Essex der nun sein Debut raus bringt. Mit Lucky Shiner hat er da auch einen nicht ganz unpassenden Titel parat, denn glückliches Genie ist zwar ein bisschen übertrieben, doch ist eine gute Beschreibung für seine farbig schillernde Musik und seine hohe Kreativität. Mal erinnert das Ganze an Four Tet, mal an Caribou, mal an Baths, ist aber letztendlich eine eigene, unabhängige und frische Mischung.

Besonders aufällig auf "Lucky Shiner" sind die vielen sehr schönen Synthieflächen die sich über Beats zwischen einfachem Boom-Tschack ("You") und filigran hüpfenden, mit allerlei Glocken unterstützten, ("Same Dream China") Rythmen legen. "Snow & Taxis" erinnert z.b. an einen Mix aus The Field-Synths und einen an Dancehall angelehntem Takt. Trotz des Popappeals, der immer wieder hervorlugt, ist die Platte nicht unbedingt straigt forward. Dafür sorgen immer wieder kleine Brüche, Stilwechsel und Samples, die in die Tracks hineingewoben werden. So haben selbst kleine Ambient und Drone Parts wie am Ende von "Before We Talked" ihren Platz. Dadurch gestaltet der junge Brite alles noch interessanter, ohne dabei sperrig zu klingen.

Besonders schön wird es, wenn Gold Panda seine Melodie gedämpft euphorisch zu allerlei Geklapper auf und ab hüpfen lässt und das Ergebnis sich in „I'm with You But I'm Lonely“ so organisch anhört als hätten es Insekten mitten in der Frühlingssonne aufgenommen. Allgemein wirkt "Lucky Shiner", obwohl es ein größtenteils ein reines Electronicalbum ist, nie maschinell sondern immer spontan und natürlich. Ausfälle finden sich nicht, die Platte ist durchgehend gelungen und zeigt das Gold Panda definitiv ein sehr talentierter Newcomer ist, von dem man bestimmt noch einiges erwarten kann. Der einzige Makel am Album ist das es an manchen Stell nicht immer so ganz zündet und einen eher selten richtig weghaut, auch wenn das wahrscheinlich auch nicht das Ziel des Briten war.

Ein bisschen mehr Biss hätte "Lucky Shiner" also vielleicht besser getan, trotzdem ist es durchweg überzeugend geworden.

7/10 Punkten

erstellt von Markus.

Mittwoch, 29. September 2010

Top10: BLK JKS - Mystery EP (Review)

"Mystery" ist beim ersten Hoeren durchaus mysterioes, um jetzt nicht schwierig zu sagen, um jetzt nicht ziemlich beschissen zu sagen. Aber es waechst, aber es waechst nicht schnell, nicht nach den ersten drei Hoerdurchgaengen, eher nach den ersten sechs; da hat man dann Glueck, dass es nur 20 Minuten lang ist. Ich kenne es jetzt seit einem Jahr und habe es schon einige dutzend Male gehoert, was zeigt wie suechtig ungewoehnliches machen kann.

Die BLK JKS sind naemlich sowas wie die ernsteren, organischen Animal Collective, haben also mit Animal Collective eigentlich doch nicht viel zu tun. Eher zu tun haben sie vielleicht noch mit dem ersten Album was ich in dieser Reihe gereviewt habe: "The Cold Nose" von Department of Eagles; nur hier ist der Jazz- und Rock-Anteil hochgefahren worden, wobei alles andere runtergefahren worden, die afrikanischen Einfluesse, die in... Allem dazukommen nicht zu vergessen. Und am Ende der Songs ist das noch diese Shoegazing-Wall of Sound und das ist dann auch schon das einzige, was man einem einzelnen Genre zuordnen kann. Eigentlich hinken also wirklich alle Vergleiche.

Das koennte daran liegen, dass es aus Afrika (hier Suedafrika) sonst keine experimentelle Musik zu uns schafft. Das Auftreten von Afropop hat daran nicht viel geaendert. Wobei dieses Label fuer die BLK JKS auch nicht passt. Wenn man den Begriff Weltmusik mal so nimmt wie er mal gemeint war, machen sie Weltmusik; und weil Weltmusik eigentlich gar nichts aussagt, muss man das, was man hoert auf "Mystery" wohl auf ewig einfach vorfuehren - immer und immer wieder - um es zu erklaeren. Also versucht einfach mal diese Songs von den BLK JKS zu finden:
Lakeside (in der alten Version, die Version auf "After Robots" ist absolut nicht das gleiche)
Mystery
In The Summertime
It's in Everything You See
und das auch bitte in genau dieser Reihenfolge, weil It's in Everything You See das einzige Lied ist das am Ende stehen kann; ein mehr oder weniger amerikanischer Folksong mit, wie koennte es anders sein, afrikanischen Einfluessen.

Samstag, 18. September 2010

Top10: The Libertines - Up The Bracket (Review)

"Up The Bracket" ist wohl einer der Klassiker des 00er-Jahrzehnts, obwohl es eigentlich nichts wirklich Neues gebracht hat, war es in den letzten Jahren wohl die Vorlage fuer die meisten britischen Rock-Alben - und das voellig zurecht! Dabei haben sie eigentlich nur ein bisschen Punk gemacht ohne Parolen und ohne Ideologie, Punk, der gefallen sollte ohne Pop-Punk zu sein, aber trotzdem mit grossen Sing-Along-Melodien. Irgendwie paradox, aber trotzdem ist das alles ein Revival; Sex Pistols, The Jam, The Clash sind wohl die meistgenannten Vergleichspunkte. Das, was die Libertines aber eigentlich so erfolgreich gemacht hat, sind eindeutig die Personen hinter der Band: Pete Doherty und Carl Barat haben ihren Genie-Status ja schon lange inne, aber auch der oft vergessene John Hassal(das Album, das er 2008 mit Yeti rausgebracht hat, ist zwar ganz anders als die der Sound der ehemaligen Hauptband, aber reicht von der Qualitaet fast daran heran) macht diese Band aus.

Die Texte sind grossartig, die Stimme versaut, die Songs schnell und knackig, die Gitarren haben keine grosse Komplexitaet und der Bass erst Recht nicht und ueber das Schlagzeugspiel brauch man bei diesem Thema auch nicht zu reden und ausserdem ist die Produktion genauso dreckig, dass das alles so richtig schoen rumpelt und kracht. Daran ist jetzt nicht wirklich was besonderes eigentlich, aber eigentlich doch, weil es einfach alles mal stimmt.

Und dann kommen die Handclaps und die Kongas gleich im ersten Song (Vertigo), und dann die "Aaaah"s am Ende des 2. Songs (Death On The Stairs) und und und. Man koennte immer so weiter machen bis man am Ende bei dem "Fuck 'em" nach den genial-hingeschmissenen Zeilen "I get along just singing my song. People tell me I'm wrong.", den Gitarrenverdrehungen und natuerlich den vielen "Get Along"s auf dem letzten Song (I Get Along) angekommen ist und das wirklich mit jedem Song.

Und jetzt im Jahr 2010 gibt es sie endlich wieder und das, was ich bis jetzt gehoert habe, gefaellt mir, auch wenn es nur Konzertausschnitte sind. Mal sehen, was daraus noch wird.

Dienstag, 14. September 2010

Alben des Monats: August 2010

Mit etwas Verspaetung kommt jetzt auch diese Ausgabe der Alben des Monats. Noch ist kein Tango, Cumbia oder Manu Chao dabei, aber das kann sich ja noch aendern. ;)


Leon:


Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not


Arctic Monkeys, die erste - die beste. Ich bin ja wirklich niemand der sagt, das "Favourite Worst Nightmare" ein schlechtes Album war, ganz im Gegenteil: es war eine sehr schoene Weiterentwicklung. Die Kraft des Debuts hat es aber nicht erreicht und "Humbug" war in meinen Augen etwas halbgar und hatte mit den Arbeiter-Party-Jugendproblem- bzw. Jugendthema-Thema, die diese Band perfekt schreiben konnte, gar nichts mehr zu tun, leider. Denn auf "Whatever People..." gibt es diese nur, was das Album zwar heterogen macht, aufgrund von purer Staerke von Drums, Gesang, Gitarren und Bass(man hoere den Basslauf aus "Dancing Shoes"), Geschwindigkeit der Songs und Geschwindigkeit der Abwechslung von Ideen, Rhythmen, Riffs und Melodien ist das aber mehr als ertragbar. Der Break in "Still Take You Home" ist eins der perfekten Beispiele dafuer, wobei es von Beispielen nur so wimmelt. Ihr kennt es ja wahrscheinlich eh alle, aber wer das alles damals fuer vielzu gehypt hielt, kann das alles jetzt ja mit ein bisschen Absatnd nochmal betrachten. Es lohnt sich!


Death Vessel - Stay Close


Ehrlich gesagt habe ich dieses Album frueher einfach nur lieb gehabt, weil dieser Typ so eine freakige Stimme hat. Joel Thibodeau singt irgendwie neutral zwischen Kastratengesang und Frau... Aber man glaubt gar nicht, was man aus so einer Stimme alles machen kann. Fuer "Mandan Dink" zum Beispiel braucht man sich ueberhaupt keine Frau ins Studio zu holen und schafft trotzdem ein tolles Bluegrass-Duett mit weiblichem und maennlichem Protagonisten. Mittlerweile weiss ich ein bisschen mehr ueber amerikanischen Folk das ist verdammt guter amerikanischer Folk. Man fuehlt sich sogar durchaus auch mit Blick auf die Abwechslung befriedigt: mal langsam, mal schnell, mal Bluegrass, mal Country, mal nichts von allem und E-Gitarren tauchen auf. Jeder einzelne Song hat einfach was fuer sich!


Markus:


Baths - Cerulean

Die Platte wurde ja hier schon besprochen, von daher brauche ich dazu glaube nicht mehr viel erzählen. Auf jedenfall hat Will Wiesenfeld hier ein sehr gutes Electronic-album gemacht, was trotz seines Popappeals Ecken und Kanten hat. Besonders "Animals" und "Maximalist" sind kleine Hits mit wirklich schönen Melodien. Definitiv einer der besten Newcomer des Jahres.

Rinôçérôse - Futurinô

Letztes Jahr hab ich sie nicht wirklich beachtet, dann vor einer Weile mal wieder angehört und siehe da: eigentlich doch ein ziemlich cooles Teil. Rinôçérôse geben einem tanzbare Pophits auf die Ohren, die catchy und unverbraucht klingen. Nicht jeder Track ist ein Knaller aber insgesamt ein angenehm kurzweilige und spaßige Platte.


Peter Bjorn And John - Writer's Block


So gut wie jeder wird den 3. Track dieses Albums und den größen Hit der Band kennen, "Young Folks", bei den restlichen Songs siehts allerdings meistens eher mau aus. Doch dass die 3 Schweden noch mehr draufhaben zeigt der Rest von "Writer's Block". Das herzahft zugelärmte und trotzdem hymnenhafte "Objects of My Affection", das lockere "Amsterdam" und das beschwingte "Let's Call It Off" sind nur ein paar andere Gründe dafür, dass diese Scheibe wirklich gelungen ist.

Samstag, 11. September 2010

Miami Horror - Illumination (Review)

Nur wenige Bands und Künstler konnten mich so überzeugen, wie es Miami Horror getan haben und die hatten noch nicht mal ein Album draußen. Doch dank einer EP, 2 Singles und einigen Remixes, alles durchweg sehr gut bis genial, und mindestens 4 absoluten Übertracks, die sie produzierten haben, und zum besten gehören, dass das letzte Jahrzehnt hergegeben hat, sind sie zu einer meiner Lieblingsacts geworden. Wobei das "sie" eigentlich nicht komplett richtig ist. Man bezeichnet sich zwar als Band, doch nur live ist man zu viert, im Studio arbeitet hauptsächlich Benjamin Plant, der sich dazu meistens noch Gastvokalisten dazu holt um dann grandiose Electropop-Songs auf zu nehmen. Nun, 2 Jahre nach der ersten Veröffentlichung, der "Bravado" EP, mit 2 der angesprochenen Übertracks, nämlich "Make You Mine" und "Don't Be One With Her", ist nun der erste Longplayer erschienen, dessen Titel "Illumination" ist. Mit "Moon Theory" und "Sometimes" wurden auch noch 2 schon etwas länger veröffentlichte Tracks drauf gebracht, was durchaus gut ist, denn vor allem letzterer ist einfach mehr als überzeugend, um nicht zusagen DIE Definition von guter, aktueller elektronischer Popmusik.

Da ist natürlich klar, dass dadurch die Messlatte für den Rest der Platte ziemlich hochgehongen wurde. So war ich also ziemlich gespannt, hatte aber auch Zweifel ob "Illumation" meine Erwartungen erfüllen könnte. Den Anfang macht "Infinite Canyons". Beatloser verträumter Anfang, Hintergrund-"Aaaaah"s und dann finden die Discosynthies dazu. Schöner kurzer Beginn, aber irgendwie hört sich das arg nach bei Cut Copy geklaut an, dazu kommt noch ein Bassline wie man sie sonst bei Washed Out hört dazu. Alles nicht besonders eigenständig und neu, aber naja, lieber gut geklaut als schlecht selber gemacht. Weiter gehts mit dem von Kimbra gesungenen Discopoptrack "I Look To You", wieder nicht besonders innovativ, erinnert an Lindstrøm & Christabelle nur etwas euphorischer, aber halt ebenfalls wieder gut.

Doch das Problem der Suche nach Innovativität löst sich dann schnell auf, denn "Holidays" ist einfach zu gut um sich darüber Gedanken zu machen. Funky, fresh und catchy, wie man es von der aus Melbourne stammenden Gruppe kennt. Wenig später erreicht die Tanzeuphorie mit dem bereits erwähnten "Sometimes" ihren Höhepunkt, zu gut ist das Teil um seine Füße still zu halten. Der neben "Holidays" beste neue Song ist "Echoplex", welches an The Golden Filter und Künstler vom Italians Do it Better Label erinnert, was durchaus keine schlechten Referenzen sind. Wieder tanzbar und catchy, aber ein bisschen mehr Richtung Late Night. Zum Ende hin finden sich zwar nicht mehr die großen Hits aber trotzdem einige gelungene Lieder, auch wenn durch die starke Nähe zum 80s-Synthpop stellenweise nah am Kitsch vorbei gerutscht wird. Mit Soft Light gibt es aber auch zum Schluss hin noch mindestens einen wirklich guten Popsong.

"Illumination" schließt an den starken vorangegangen Output von Miami Horror, erreicht dessen Höhen aber seltener als erhofft, was dadurch belegt wird, dass "Sometimes" der Höhepunkt des Albums ist, wobei es auch extrem schwierig war das zu überbieten. Nichts desto trotz findet man auch einige neue wirklich gelungene Songs, von denen besonders "Holidays" und "Echoplex" herausragen. Allerdings hätte man den ganzen Sound ein bisschen eigenständiger gestalten können und vielleicht die Scheibe zum Ende hin etwas kürzen sollen. Es sind aber trotzdem wieder sehr viele tolle Melodien und Dancefloorfiller drauf, so dass für knappe
8/10 Punkte
reicht.

erstellt von Markus.

Dienstag, 7. September 2010

Top10: Die Aerzte - Die Aerzte (Review)

"Die Aerzte" darf nicht beworben werden, weil es auf dem Index ist - so ist das, das war die Plattenbesprechung.

Aber jetzt mal im Ernst, "Sweet Sweet Gwendoline" und "Geschwisterliebe" sind zwei sehr versaute und stark ironische und vor allem richtig gute Songs, die aber keinesfalls exemplarisch fuer das Album stehen. Hier herrscht Romantik - mehr oder weniger auch in den erwaehnten Tracks - und eine Stimmung, die man nur mit 80er beschreiben kann, die Drums sind so abgemischt wie man es nur in den 80ern durfte und alles andere konnte man und somit auch Die Aerzte einfach nur in diesem peinlichen Jahrzehnt bringen. Coole Songs gibt es hier ausser "Sweet Sweet Gwendoline" nicht wirklich, die Texte sind teilweise so schmalzig oder einfach nur klischeebehaftet, dass man lachen muss.

Das unterscheidet dieses Album auch von allen anderen Aerzte-Alben, es faehrt eigentlich gar nicht die Comedyschiene, bei Texten wie "Dann bekam ich eine Freundin/ und ich gab mich serioes./ Doch etwas unter ihrer Bluse/ machte mich nervoes" aus "Ist das alles?" und denn dazu passenden Gitarren muss man aber einfach lachen... es ist einfach lustig ohne wirklich witzig zu sein, ein Trash-Album koennte man es nennen. Auch alles andere passt dazu, die Gitarren sind einfach und ungelenk, wenn auch nicht punkig, das Schlagzeug, die Texte und der Gesang auch und "Jenseits von Eden" kann sich auf keinem Album, auch nicht bei Nino de Angelo, besser einfuegen. Gerade dieser Song, mit seinem schleppenden Arrangement und seiner disharmonischen Stop-and-Go-Coda, ist - wie das fast schon funkige "Sweet Sweet Gwendoline" - auch einer der ungewoehnlichen Songs auf diesem poppigen, homogenen Alben, in allen anderen Liedern hat der Pop-Rock naemlich den Punk der ersten beiden Alben so gut wie komplett vertrieben.

Das gipfelt im Synthie-Pop-Anfang von "Fuer Immer" und eigentlich auch im kompletten Song, mehr Cheesiness ist schwer zu erreichen. Gerade darum bildet er mit den letzten beiden Songs auch ein unglaublich guten Dreierpack zum Abschluss der Platte. "Ich bin reich" ist dann doch Nonsense, "Mein Swimming-Pool/ reicht von Casablanca bis nach Istanbul/ das ist ein Mordsmodul" und Keyboard zum Abgewoehnen und ueber den Kitsch in "Zum letzten Mal" koennte man sich auch stundenlang aufreden.

Hab ich das Album beworben? Ich glaube nein... Ich mag es einfach nur, weil es schlecht ist, Trash, guter Trash.

Dienstag, 31. August 2010

Wavves - King Of The Beach (Review)

Wenn man sich "King of The Beach" das erste mal anhört, glaubt man nicht unbedingt es mit einer Wavves-Platte zu tun zu haben. Da fehlt doch die dreckige Produktion, das Feedback, halt der gesamte Lo-Fi-Sound. Es klingt geradezu glatt gebügelt. Das Album kann also nicht von Nathan Williams stammen... tut es aber doch! Der hat nämlich nach 2, dem Klang nach, in Sachen Produktion extrem kostengünstigen Alben für das neuste Release mit dem Produzenten Dennis Herring zusammengearbeitet und siehe da, der Sound ist wirklich ordentlich.

Das tut, obwohl auch seine früheren Veröffentlichungen solide waren, den Songs sehr gut. Denn was an guten Ideen unter dem Lärm vergraben wurde, kommt hier zur Entfaltung. Thematisch bewegt sich das Album rund um den Strand, deswegen ist Beach Punk keine unpassende Genrebezeichnung, auch wenn die Punkelemente etwas runter gefahren wurden.

Den besten Song gibt es gleich zum Anfang. Der treibende Titeltrack prescht voller Energie nach vorne und der eingängige Refrain, "You never gonna stop me! King of the beach" macht ihn zu einem Hit. Nachfolgende Tracks wie "Idiot" und "Post Acid" schhließen da an und verströmen ebenfalls eine Menge Energie und Spaß. Während diese eher die vom Punk geprägte Seite des Albums repräsentieren, wird in "Basbeball Cards" und "Baby Say Goodbye" deutlich das sich "King Of The Beach" mehr dem Pop zuwendet, als es die vorangegangen Wavves-Werke getan haben. Diese neuen Einflüsse stehen der Musik aber gut, so dass man von ein gelungener Weiterentwicklung sprechen kann, ohne der Band die Verwässerung ihres Sounds vorzuwerfen.

Auch wenn nicht jedes Lied ein Knaller ist, kommt die Platte ohne Ausfälle über die Runden und ist so eine der besten des bisherigen Jahres. Auch wenn sich manche Fans der ersten Stunde an dem neuen glatteren Klang stoßen könnten, muss man doch zugeben das sich Nathan etwas neues ausdenken musste und diese Schwierigkeit hat er mit Bravour gemeistert.

8/10
Punkte

erstellt von Markus.

Samstag, 28. August 2010

Top10: Chase the Drgaon - Replacing Space (Review)

"Replacing Space" ist eine EP, bei der man normalerweise nicht an einen Newcomer denken wuerde. Der Sound wirkt so gefunden, ein Song mit Herz entsteht einfach so. Und obwohl der jugendliche Hau-Drauf-Enthusiasmus fehlt, werden die Indie-Pop-Balladen des Magdeburger Duos nie langweilig, sondern bleiben variantenreich. Aber egal, was sie sich dabei ausdenken, es passt immer rein.

Man fuehlt sich bei der resignierenden Stimme von Robin Kellermann, die an den Akustikgitarrenakkorden und Synthesizermelodien/-effekten fast zu zerbrechen scheint, geborgen. Denn von dieser Musik kann einfach keine Gefahr ausgehen. So geborgen sogar, dass man schon fast denken koennte Chase the Dragon haben hier eine Konzept-EP zum Thema Einschlafen aufgenommen, vor allem wenn Naturgeraeusche und Streicher der Band helfen.

Schon der erste Song wartet mit allen Staerken des Tontraegers(bis auf die Geigen) auf und ueberrascht schon nach den ersten 90 Sekunden mit dem ersten und einzigen Beat. Dieser ist aber so untergeordnet, dass er auch ruhig mitten im Lied wieder aufhoeren und anfangen darf ohne zu stoeren. Die Melodien sind eh so stark, dass sie auch ohne den Rest funktionieren wuerden, aber wir sind hier ja ncht bei Jean-Michel Jarre, auch wenn der bestimmt seinen Spass an der Tastenarbeit von Mathias Schieweck haben wuerde.

"The Lasting" und "Could We" ziehen das Tempo ein ganz klein Wenig an und stellen somit vielleicht das Gedankenrasen vor dem Einschlafen da, wozu der erste Streichereinsatz in "The Streets Of My Hometown*" dann wirklich einlaedt. Nachdem dann sogar kurz E-Gitarren aufblitzen, die man sich waehrend der Gesangsparts auch haette sparen koennen, kommt das Intro von "Goodnight Guestrow". Und wenn das mit all dem Vogelgezwitscher und diesem Titel nicht das ultimative Schlaflied ist, dann weiss ich auch nicht weiter.

Kleine Empfelung: Am 24. September erscheint das Debutalbum der beiden, das sie "Tales of Transit" getauft haben. Unbedingt mal anchecken!

Dienstag, 24. August 2010

Baths - Cerulean (Review)

Wenn in ein paar Monaten wieder die Jahrespolls und -rückblicke veröffentlicht werden, dann sollte in der Kategorie Newcomer vor allem einer nicht fehlen: Will Wiesenfeld. Dieser hat nämlich nun unter seinem Künstlernamen Baths nun sein Debut bei beim US-Label Anticon veröffentlicht und gleichzeitig eins der bisher besten Alben des Jahres raus gebracht. "Cerulean" hat er das ganze benannt und präsentiert dort 12 Tracks die an eine Mischung aus Flying Lotus, Four Tet und Toro y Moi erinnern. Verbunden werden alle durch die sehr schönen Melodien und das hohe Maß an Kreativität.

Obwohl das Album mit jedem mal wächst, zünden viele Stücke schon beim ersten Mal. Dazu gehören besonders die eingängigen "Apologetic Shoulder Blades" und "Hall". Besonders hervorzuheben ist auch, dass die unterschiedliche Charaktere der einzelnen Tracks dem Album einen schönen, angenehmen Flow und Atmosphäre verleiht, was mich positiv an das neue The Roots Album erinnert, auch wenn sie musikalisch nicht wirklich viel gemeinsam haben. Das ganze gipfelt dann in tollen Highlights wie dem mit tollen Synthieflächen, guten Samples und eher abstraktem Beat ausgestatteten "Maximalist" und dem wunderbaren melodiösen "Aminals".

Doch es gibt auch einen großen Kritikpunkt an "Cerulean" doch der ist auch schnell abgehandelt. Auf einigen Tracks wie z.B. "You're My Excuse to Travel" stören einfach die oftmals ziemlich nervigen Vokals. Ohne die wäre die Platte wahrscheinlich noch ein Stück stärker.

Doch trotz dieses Problem ist "Cerulean" rundum gelungen und steigert sich trotz Popappeal mit jedem Hören.

8/10
Punkte

erstellt von Markus.

Freitag, 20. August 2010

Top10: Department Of Eagles - The Cold Nose (Review)

"The Cold Nose" ist so ein Album bei dem man sich fragt, welcher Verrueckte sein Label denn mit diesem Dolch erstechen wollte. Mit dem, was Daniel Rossen spaeter mit Grizzley Bear und auch mit dieser Band gemacht hat, diesem nostalgischen Indie-Folk, hat das hier naemlich wenig bis gar nichts zu tun. Man koennte es College-Flausen eines musikalischen Alleskoenners nennen.

The Streets trifft auf James Yuill, die BLK JKS werden als Backing Band engagiert und der Laptop wird nochmal nach allem durchsucht, was nicht in die normalen Projekte passt. Im Endeffekt klingt es dann aber doch wieder wie diese eine Band mit der grossen Plattensammlung, die ihre Vorliebe fuer 70s-Krautrock ausleben wollte und einfach nicht anders konnte als einfach schlecht dort schlecht reinzusingen/-rappen, wo sich dann doch die amerikanische Identitaet zeigt(naemlich in Folk und HipHop). Der sowieso schon samplelastige restliche Wahn wird von Soundschnipseln aus der Oper alten Tonaufnahmen oder sonst was, was auch auf ein Books-Album gepasst haette, passend bestueckt.

Wem das jetzt alles viel zu irre vorkommt, der sollte sich trotzdem mal "Family Romance" anhoeren: ein straighte Folktronica, der mit Gruppengesang am Ende voellig in seinen Refrain aufgeht. Der Song sticht heraus, weil ein Song komplett ohne Breaks und Genre-Hopping auf dieser Platte erstmal einer unterbringen musste. Das bestes Besispiel fuer einen total ungleichfoermigen Song bietet naemlich kurz davor erst "Gravity's Greatest Victory/Rex Snorted Coke". Der Song beginnt mit einem der schon erwaehnten Opernsample auf irgendwas elektronisches um dann in Sekundenschnelle den Uebergang in ein Jazz-Sample zu finden und am Ende doch nochmal den gelangweilten Rapper raushaengen zu lassen.

Wenn einer ein Album kennt, das Aehnlickeit mit diesem Klotz besitzt, bitte direkt in die Kommentare schreiben. Ich habe bis jetzt noch keins gefunden!