Montag, 31. Oktober 2011

Ahzumjot - Monty (Review)

Ohne ihn als Mitläufer darzustellen, Ahzumjot profitiert sicherlich vom derzeitigen Erfolg alternativer Rap-Entwürfe wie denen von Marteria und Casper. Es wurde gezeigt, dass man auch ohne Meta-, Battle- und Gangster-Rap in der hiesigen Hip-Hop-Szene positiv aufgenommen werden kann und Künstler, die abseits bekannter Pfade wandeln, stoßen vermehrt auf offene Ohren. So finden sich Parallelen zu Newcomern wie KaynBock und Rockstah, der auch auf dem Album gefeatured ist, während er mit den zu Beginn genannten Herren eine Vorliebe für elektronische Beats (Materia) bzw. ähnliche Themenspektren (Casper) besitzt. Trotz der gewissen Gemeinsamkeiten stellt "Monty" im deutschsprachigen Raum etwas sehr eigenständiges da, wenn auch nichts revolutionäres, was bekanntlich aber auch gar nicht von Nöten ist.

Obwohl Ahzumjot schon im Alter von 11 Jahren erste Rap-Versuche unternahm, ist bisher bis auf das letztjährige Kollabo-Album mit P.r.z. als Schlechte Menschen kaum Output des Jungen Herren an die Öffentlichkeit gelangt. Trotzdem wurde er im Vorfeld der Veröffentlichung seines ersten Langspielers mit reichlich Lorbeeren bedacht und das ein oder andere Mal als neue deutsche Hip-Hop-Hoffnung bezeichnet. Ob das mit dieser Platte gerechtfertigt wird, sei jetzt mal dahin gestellt. Kommen wir nun aber zum eigentlichen musikalischen Produkt.

Die erste Minute ist, um ehrlich zu sein, ziemlicher Müll. Kitschige Synths treffen auf ebenfalls kitschig vorgetragene, halbgesungene Vocals. Dann aber ertönt ein basslastiger Beat samt erster Rap-Strophe darüber, dass "wir alles tun für Andere" und die Zukunft trotzdem ungewiss ist. Sicherlich alles nicht ganz falsch, aber auch keine wirklichen neuen Erkenntnisse oder neuen Blickwinkel. Ausnahme bildet die Bezugnahme auf den namensgebenden Hund Monty, der sich mit solchen Problemen nicht herum schlagen muss, sondern einfach den ganzen Tag nichts tun kann, ohne über die Folgen seines Handels nachzudenken. Dies ist ein Bild, welches immer wieder auftaucht. Allerdings nicht im nachfolgenden "STDTKDS" welches erneut mit einer nervigen Hook aufwartet und textlich sicher für viele junge Menschen zwischen mittelmäßigem Abi, Studium, wenig Geld und, um einmal Rocko Schamoni zu zitieren, den "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit", Identifikationspotenzial besitzt. Ich für meinen Teil finde mich nur bedingt in diesem Track wieder, was auch an meiner Dorfjugend liegen könnte, auch wenn Slacker-Dasein und zweifelhafte Zukunftsaussichten auch in meinem Leben eine Rolle spielen. Das Thema Identifikation spielt bei diesem Album für mich ohnehin eine große Rolle. Obwohl ich sehr gerne Kollegahs Zuhaltertapes höre, ohne sonst Benz zu fahren oder Schellen an Prostituiere zu verteilen, und somit für mich das Mitfühlen von Rap-Texten nicht unbedingt von großer Wichtigkeit ist, ist es bei "Monty" der Fall, dass die Stücke, in denen ich mich persönlich wiederfinde, mir meist am besten gefallen, so z.B. "Gassi gehen". Die Hunde-Metapher steht hier für den Wunsch nach einer spannenderen, erfüllteren Zukunft, nach "einem Ort der, weniger scheiße ist". Zusammen mit einem atmosphärischen aber kraftvollen Instrumental, welches die Emotionalität des Refrains hervorragend unterstreicht. Meiner Meinung nach der eindeutig beste Song der Platte und auch der einzige der mir durchgängig gefällt.

Bei den nachfolgenden Anspielstationen wissen zwar Elemente wie die Hook ("Sepia zu Gold"), die, in diesem Fall leicht an Major Lazers "Pon De Floor" erinnernden, Drums ("Webcam"), das Instrumental ("Explosionsgeräusche") oder die Atmosphäre ("Nicht viel"), doch dafür fallen dann andere Dinge wieder negativ ins Gewicht. Man kann die 13 Stücke zwar alle durchhören, allerdings weckt kaum eins den Wunsch nach mehrmäligen Hördurchläufen. Ein weiterer Minuspunkt sind die 3 Features, die den Eindruck eher verschlechtern anstatt ih aufzuwerten.

Dass "Monty" trotz allem kein schlechtes (wenn auch kein gutes) Werk ist, liegt neben einigen gelungenen Ansätzen vor allem an der Sympathie, die Ahzumjots entspannte und runde, trotz nicht überragenden technischen Fähigkeiten, Vortragsweise ausstrahlt. Hier liegt leider aber auch wieder ein Kritikpunkt begraben. Ahzumjot klingt zwar angenehm und trotz dem teilweisen Verzeicht auf Reime nicht stockend oder abgehackt, leider würde etwas mehr Variation und Emotionalität, manchmal auch Aggressivität, der Stimmlage und des Flows dem Ganzen gut tun. Ebenfalls Fluch und Segen sind die recht einfachen Texte, die sehr authentisch wirken, denen es allerdings, um auf LP-Länge konstant zu interessieren, an lyrischer Finesse mangelt. Simplizität ist grundsätzlich nichts Schlechtes, funktioniert aber meist nur richtig, wenn der Künstler in der Lage ist diese emotional zu transportieren, was hier leider nur teilweise der Fall ist.

Trotz aller Kritik wartet Ahzumjots Solo-Debut mit einigen gelungenen musikalischen Momenten auf, als Gesamtwerk überzeugt es allerdings nicht durchgehend, auch weil herausragende Einzelsongs bis auf eine Ausnahme fehlen. Letztlich will der Funke einfach nicht richtig überspringen. Anhören sollte man es sich dennoch, zu mindestens wenn man an aktuellen, neuen Entwicklungen im deutschsprachigen Rap interessiert ist und eins muss man ihm lassen, er macht immerhin sein eigenes Ding. Ich für meinen Teil werde wahrscheinlich nicht noch einmal zu "Monty" zurückkehren, bin aber dennoch gespannt, was in Zukunft vom Herrchen des gleichnamigen Hunds kommen wird, da der junge Hamburger hier stellenweise durchaus sein Potenzial angedeutet hat.

4/10 Punkte



MONTY by Ahzumjot


erstellt von Markus.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Newsflash 26.10.2011

Nachdem die News zuletzt mehrmals ausgefallen sind, gibt es diesmal wieder eine Ladung Neuigkeiten aus der Musikwelt und diesmal ist das auch jede Menge Interessantes. Besonders im Hip-Hop hat sich in den letzten Tagen einiges getan. Darum beginnen wir auch mit einer Hip-Hop-Band, deren letztjähriges Album häufiger aus meinen Lautsprechern tönte. Die Rede ist von The Roots, die weiterhin produktiv sind und am 6. Dezember ihre neue Platte "Undun" veröffentlichen. Hierbei wird es sich um ein Konzeptwerk handeln, welches die Geschichte des Mannes namens Redford Stephens erzählt, den Schlagzeuger ?uestlove als Person beschreibt, die kriminell wird, aber nicht kriminell geboren wurde. Auch ein erster neuer Track lässt sich nun hören. Betitelt mit "Make My" und einem Gastpart von Big K.R.I.T. weiß es durchaus zu gefallen, hat aber auch nicht die Hitqualitäten von den 2010er Stücken wie "The Fire" und "Right On".

The Roots "Make My" featuring Big K.R.I.T. by okayplayer


Auch von Gonjasufi gibt es neues Material. An diesem Montag wird seine die EP „The Night Inning“ via Hydroshare veröffentlicht, auf dem sich auch das nachfolgend hörbare "Eatfish" befinden wird, welches den kalifornischen MC Blu featured. Von letzterem gibt es übrigens auch ein neues, recht solides Beattape, welches ihr bei Bandcamp kostenlos streamen könnt.

GONJASUFI - "EATFISH" w: BLU (Produced by Johnson&Johnson) [aif] by Hydroshare.tv


Ein bisschen länger wird es hingegen dauern bis Kanye Wests neues Album in den Läden stehen wird. Das wird voraussichtlich erst im Frühling 2012 passieren - zu mindestens, wenn man seinen Twittereinträgen glauben darf. "GOODMUSIC.THE ALBUM.SPRING2012." hieß es dort.

Und nun ein Sprung über den großen Teich, hinein in die deutsche Rapmusik. Einer meiner Lieblingszyniker, namentlich Audio88, veröffentlicht demnächst/bald die EP "Die Erde ist eine Scheide". Von der gibt es nun eine erste Auskopplung welche man auch visuell genießen kann. Auf "Schmetterlingseffekt“ gibt es mit "Die Aschewolke aus Island hätte den 11. September verhindern können. Diese Natur ist schon verrückt." wieder die Zeilen für den man den Herren so schätzt. Sehr gelungener Track.

Audio88 - Schmetterlingseffekt from Yassin on Vimeo.




Mit Audio88 hat auch schon Hiob zusammengearbeitet, dessen erstes richtiges Soloalbum letzten Mittwoch erschienen ist. Nach u.a. den Kollabo-Alben mit Morlockk Dilemma, Produktionen für z.b. Sir Serch und einem Beitrag auf dem Spoken View Sampler war es eine oftmals heiß erwartete Platte aus der es nun auch eine Videoauskopplung gibt. Genießt den Titeltrack von "Drama Konkret".




Hiob wiederum befand sich dank Morlockk Dilemma auch schon mal auf einem Track zusammen mit JAW, welcher nun von Maeckes auf dessen neuer EP gefeatured wurde. Das Ergebnis des gemeinsamen Musizierens könnt ihr euch nachfolgend anhören und ansehen.




Nun kommen wir noch zu spendablen jungen Mainzern, nämlich Loki und Knowsum (letztere ist auch verantwortlich für das schöne Beattape "The Most Awkward"). Die beiden haben nun zusammen als Luk&Fil eine 10 Track starke EP fertiggestellt, die ihr euch hier kostenlos oder gegen den kleinen Obulus von 5€ runterladen könnt. Erschienen ist das Ganze über Sichtexot, über das auch schon die bei uns rezensierten Werke "Hässlon" und "Seelenquantisierung" von Tufu bzw. Tufu und Anthony Drawn veröffentlicht wurden.




Entfernen wir uns nun vom Rap und gehen auf andere Musik ein. Wie wär's mit etwas gefälligem Pop, in diesem Fall von Coldplay. Ich persönlich kann nur mit den ersten 2 Alben der Band etwas anfangen, deshalb hat es mich etwas überrascht, das mir ihre aktuelle Single "Paradise" durchaus gefällt. Nun gibt es auch ein Video zum Song, welches ihr euch nachfolgend anschauen könnt.

Coldplay - Paradise from Piyush on Vimeo.



Im Dezember kommen die Briten übrigens wieder nach Deutschland. Folgende 3 Live-Termine stehen an:
15.12. Köln - Lanxess Arena
20.12. Frankfurt - Festhalle
21.12. Berlin - O2 World


Wer schon immer mal wissen wollte wie es sich anhört wenn britische Post-Punk Bands aktuelle Chart-Pop-Nummern covern, findet die Antwort nun dank The Horrors welche sich an "Best Thing I Never Had", im Original von Beyoncé, gewagt haben.

The Horrors - Best Thing I Never Had (Beyonce cover) by the3penguins


Nun noch zu zwei Meldungen bei den es nichts zu Hören gibt. Für all die, die wissen wollen wie es so wahr als Schlagzeuger von Oasis empfiehlt sich das Lesen von "Die Wahrheit über Oasis", geschrieben von Tony McCarroll, der von 1991 bis April 1995 die Felle bei den Britpop-Legenden bearbeitete. Ein bisschen gedulden muss man sich allerdings noch, das Buch wird erst Anfang Dezember erscheinen.


Eine wenig erfreuliche Nachricht ist die Bekanntgabe der Scheidung von Kim Gordon und Thurston Moore, Fronterin bzw. Gitarrist bei Sonic Youth. Wie es nach dem Ende der 27-jährigen Beziehung nun mit der Band weitergeht, ist noch ungewiss.


Zum Abschluss gibt es nun aber noch einen mMn wahrlich tollen Song. "Midnight City" von der aktuellen LP von M83. Ein Song mit einer dieser einfach großen Melodien.

Montag, 24. Oktober 2011

Haken - Visions (Review)

Wenn eine Band wie Haken Visionen hat, dann sehen diese nicht aus wie bei anderen Menschen. Da gibt es keine ungenauen, verschwommenen Bilder. Nein, alles ist gestochen scharf und ausgearbeitet - nur die Aussage dahinter bleibt schwer zu erkennen. Das macht dem, der sich an dieses Album heranwagt, aber wahrscheinlich nicht viel aus. Der Progressive Rock/Metal-Hörer ist daran ja sowieso schon seit seinem ersten Kontakt mit diesem Stil gewöhnt.

Mit „Visions“ sollen eigentlich auch nur Menschen angesprochen werden, die diesem Genre offen gegenüber stehen und nicht bei der Erwähnung der Wörter „Dream Theater“, „Rush“ oder „Yes“ schreiend die Flucht ergreifen. Vor allem dem Sound von Dream Theater sind Haken doch sehr nahe, wobei sie ab und zu aber auch spielerisch und blitzschnell ganz anders - nämlich weich - klingen können, sodass sogar der Sunshine Prog von Spock’s Beard in einigen Momenten u.a. im Mittelteil von „The Mind’s Eye“ anklingt. Selbst diese Wechsel klingen durch die konstant gute Leistung von Ross Jennings am Mikrofon, der übrigens mit diesem sinnlosen Growlen aufgehört hat, nie zu gross und auch der Rest der Band ist mehr als je zuvor um Nachvollziehbarkeit bemüht. Das heisst nicht, dass es in irgendeinem der 8 Songs jemals Langeweile aufkommen würde. Auch wenn der Song und seine dynamische Entwicklung mehr als je zuvor im Vordergrund stehen bei Haken, muss niemand auf Duelle zwischen Gitarren und Keyboards auf höchstem musikalischem Niveau oder auf Einsprengsel aus Jazz oder Kirmes verzichten.

Aber instrumentales Gewichse geht halt nie über das Songwriting. Das fängt schon beim Opener „Premonition“ an, der sich aus einem Streicherquartett-Intro über einen spannenden Aufbau bis in ein Metalriff steigert um dann mithilfe von diversen Synhts in epische Höhen zu steigen nur um dann auf diversen Umwegen auf mehrfachen Solos auszuklingen. Dabei nimmt es kurzerhand auch noch Motive aus anderen Tracks des Albums voraus und das in nur 4 Minuten. Die kompletten 70 Minuten zu beschreiben, würde den Rahmen also mehrfach sprengen. Dazu ist das meiste auf VISIONS einfach zu episch – ob nun die 3-teilige Suite in der Mitte, die in 18 Minuten alles durchspielt, das Haken zwischen Metal, Jazz, Pop, Rock und klassisch eingesetzten Streichern heraufbeschwören können oder der Titelsong, der mit 23 Minuten ein Superlativ in Länge und in Qualität in der Geschichte dieser Band darstellt. Dabei stört nie eine Idee wirklich und selbst der 8-Bit-Einschub in „Insomnia“ unterbricht den unglaublichen Fluss nicht, der das Album von vorne bis hinten bestimmt.

Das ist zwar durchaus spannend, die Musik hat aber gegenüber früheren VÖs der Band, vor allem der Demos, an Unberechenbarkeit eingebüßt. Eigentlich stört das zwar nie, nachdem man das Album dann aber komplett gehört hat, fehlte dieser WTF-Moment, den die Londoner doch eigentlich so gut beherrschen. Wenn sie ihre unzähligen Fähigkeiten mal in einem Album unterbringen könnten, würde es ein absolutes Meisterwerk sein. So ist Visions einfach nur verdammt gut.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Alben des Monats: September 2011

Ohne Einleitung, keine Zeit! Nein, Quatsch, also für die Alben des Monats ist natürlich immer Zeit auch wenn es mal wieder spät ist...

Markus:

Primal Scream - Screamadelica

Eines meiner absoluten Lieblingsalben, welches ich diesen Monat aufgrund des sehr guten Auftritts der Band beim Berlin Festival wieder einmal anghört und genossen habe wie eh und je. Die Platte steckt einfach voller genialer Momente, das Einsetzen des Beats bei "Loaded", die Streicher in "Higher Than The Sun", der Refrain von "Damaged", einfach jedes mal ein Flash. Dazu das eingängige "Movin' On Up", das hypnotische "Slip Inside This House", das vor Groove strotzende "Don't Fight It, Feel It" und viele weitere großartige Songs. Ein Meisterwerk.


Mount Kimbie - Maybes

Auch Mount Kimbie überzeugten auf dem Berlin Festival, was mich dazu bewog, mich genauer mit dem bisherigen Output der Band zu befassen. Besonders der Titeltrack dieser EP hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck auf mich. Die verträumte Gitarre, die filigrane Perkussion und die entfremdeten Vocal-Schnipsel ergeben einfach ein bezauberndes Gemisch. Auch die restlichen 3 Tracks hinterlassen ein positiven Eindruck und machen die EP zu einem eigenstädnigen und gelungen Hörerlebnis.


Prinz Pi - !Donnerwetter!

Auf "!Donnerwetter!" zeigt der royale Hauptstädter einmal mehr seine großen Fähigkeiten, zusammen mit den Beats, Stimmungen und Bilder textlich zu beschreiben. Sei es die eigene Jugend, die Liebe zur Heimatstadt oder den Wandel Deutschlands in den letzten 30-40 Jahren. Dabei schafft er es auf diesem Album die unterschiedlichsten Dinge zu thematisieren, ohne dass das ganz wild und konzeptlos klingt. Zudem findet man auch kaum Standart-Representer- oder Battle-Rap mit einem weiteren Aufwärmen tausend mal gehörter Lines auf dieser Platte, nein, Prinz Pi behandelt lieber die großen und essentziellen Themen und meistert dies fast durchgängig mit Bravour.


Leon:

Johnossi - Johnossi

2 Schweden machen Indie-Rock. Nicht mehr ist Johnossi: Die Drums von Ossi sind songdienlich, die Gitarre von John sorgt ein bisschen für Farbe. Das, was zählt, ist schliesslich immer noch das Songwriting und das ist hier immer grossartig. Denn die Texte, die Geschichten über das Verlieren und über Verlierer sind, treffen dahin wo sie hinsollen. Manchmal klingt das wie in "There's A Lot Of Things To Do Before You Die" wirklich nach Verzweiflung und manchmal bringt es wie in "Man Must Dance" mit der Lockerheit 'dieser jungen Bands' halt auch zum Tanzen.


Urlaub in Polen - Boldstriker

Eigentlich habe ich dieses Album schon häufig genug erwähnt. Aber wenn Musik es schafft so eingängig zu sein ohne dass das Wort Pop fallen kann und so spannend und ideenreich ohne verkopft zu klingen, wird es am Ende des Jahres bestimmt noch mal auftauchen.

Samstag, 15. Oktober 2011

Wavves - Life Sux EP (Review)

Auch wenn Nathan Williams polarisiert, mangelnde Produktivität in Sachen Veröffentlichungen kann man ihm nicht vorwerfen. So hat er seit 2008 jedes Jahr neues Material vorgelegt, auch wenn es diesmal "nur" eine EP ist, die musikalisch betreacht im Wavves-Kosmos durchaus ihre eigene Nische besetzt.

Man hat sich vom Surf Punk des sehr guten Vorgängers "King of the Beach" ein kleines Stück entfernt und bietet jetzt 5 Tracks, deren Stil auf Indierock, 90er-Alternative, und Punk-Energie aufbaut. Im Vergleich zur letzten LP ist das Endprodukt verschrobener, das Gitarren-Feedback hat wieder zugenommen. Herausgekommen sind Songs die schnell ins Ohr gehen und alle einen Drive besitzen, der sie aus der Masse hervorhebt. Das ist auch nötig, denn die musikalische Richtung die Wavves eingeschlagen sind, ist von vielen derzeit aktuellen Bands gewählt worden. No Age und Best Coast lassen grüßen. Letztere sind übrigens auch auf "Life Sux" vertreten und waren an der Entstehung von "Nooding Off" beteiligt. Das hört man auch raus, denn dieses klingt wie ein klassischer Best Coast Song nur etwas verschrobener und mit männlichen Vocals.

Eindeutiges Highlight des kleinen Werks ist für mich "Poor Lenore" bei dem deutliche Einflüsse von Alterntive-Rock aus den 90ern mit einer eingängigen Hook kombiniert werden. Einziger Tiefpunkt hingegen ist "Destroh", welches erst vielversprechend beginnt dann aber Vocals der Band Fucked Up enthält, mit denen ich wenig anfangen kann. Die Texte sind wie erwartet nicht besonders tiefgängig und auch ein bisschen mehr Originalität könnte nicht schaden. Es ist aber auch so eine gute Veröffentlichung für zwischendurch geworden, die durchaus kurzweilige Unterhaltung bietet. Weltbewegendes darf man allerdings nicht erwarten.

7/10 Punkte




erstellt von Markus.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Urlaub in Polen im Kulturzentrum Schlachthof/Wiesbaden (23.09.2011; Konzertreview)

Urlaub in Polen sagten einmal, dass sie sich auch auflösen, weil es einfach nicht weitergeht, weil seit Jahren immer ungefähr die gleiche Anzahl Menschen auf ihre Konzerte geht. Auch auf dem Halt, den sie auf ihrer vorletzten Tour im Schlachthof eingelegt haben, ist das Publikum überschaubar, obwohl der Saal fast gefüllt ist. Dafür sieht man aber wirklich alle Gruppen die man erwarten kann. Menschen allen Alters und mit sehr verschiedenen Musikgeschmäckern (an der gesunden Mischung aus Metal-, Indie-, und Wasweissichwas-Band-T-Shirts erkennbar) haben sich eingefunden um Urlaub in Polen zu sehen.

Erstmal spielen aber Miumi und die Wiesbadener passen auch irgendwie zu Urlaub in Polen. Auch sie machen eine Art Noise-Rock, haben ihre experimentellen Momente und einen Computer als Unterstützung auf der Bühne, aber durch die Länge und Monotonie ihrer Songs wirkt alles, was sie da auf der Bühne machen unfokussiert. So würde vielleicht ein Ambient-Album der folgenden Hauptband klingen. Wer sich das also immer schon mal gewünscht hat, der tanzt vorne, ich persönlich stehe eher unbeteiligt hinten.

Nach kurzer Umbauphase kommen dann Georg Brenner, der seine Zigarette wohl nicht aufrauchen konnte bevor man ihn auf die Bühne gescheucht hat, und Jan-Phillip Janzen, auf die Bühne und schon als sich die Band zu den ersten Geräuschen aus dem Sampler gesellt, werden die Qualitäten dieser Band auf der Bühne klar. Das Sample aus „Theodore Flames“ ist etwas erweitert, das Schlagzeug treibt präzise nach vorne und Brenner ist mit vollem Herzen und teilweise etwas prätentiös gestikulierend bei der Sache. Auf seine eigene Weise charmant ist das und geht großartig weiter. Die meisten Songs können ohne Probleme gespielt werden. Das einzige, das stört, ist der Mikrofonausfall, der am Anfang ab und zu mal die Perfektion unterbricht, aber im Fluss auch nicht wirklich stört. Vielmehr heraus stechen so geniale Stellen wie die Performance von „Snowwhite“, in der Druck ohne Ende steckt und die dem Song durch einen erweiterten Mittelteil sogar kurz eine schwelgerische Atmosphäre verleiht.

Im Endeffekt ist es beeindruckend, was Urlaub in Polen hier auf die Beine stellen, aber leider viel zu kurz. Schon nach einer Dreiviertstunde beenden sie das Konzert und damit auch den Zustand zwischen Tanzwut und Trance, in die sie viele Zuschauer versetzt haben. Trotzdem ist ein Besuch der anstehenden Abschiedstour im Dezember unbedingt zu empfehlen – die Gefühle, die ein Auftritt der beiden auslösen können, sind nämlich einfach einzigartig.

08.12. Kassel - K19
09.12. Münster - Amp
10.12. Düsseldorf - FFT
15.12. CH-Bern - ISC
16.12. Ulm - Eden
17.12. München – Backstage


erstellt von Leon.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Tonia Reeh - Boykiller (Review)

Tonia Reeh dürfte dem ein oder anderen unter ihrem bisherigen Künstlernamen Monotekktoni bereits bekannt sein. Mit einer Newcomerin hat man es also definitiv nicht zu tun, auch weil sie unter ihrem eben erwähnten Synonym bereits 4 Alben veröffentlicht hat. Für ihr neuste Veröffentlichung hat sie sich nun wieder auf ihre Wurzeln zugewandt und sich anstatt experimentellem Electronicsound diesmal einem reinen Klavier-Vocal-Set gewidmet. Was nicht heißen soll, dass das Ganze jetzt auf einmal leichte Kost ist, nein, "Boykiller" ist ein Werk, dass sich nicht unbedingt zum Nebenbeihören eignet. Es herrscht eine melancholische Grundstimmung vor und die Stimme der Berlinern gleicht eher der von PJ Harvey als dem lieblichen Organ von Lykke Li. Textlich werden dabei u.a. Themen wie Verabschiedung und die negativen Seiten des Heimatgefühls behandelt.

Diese Mischung schafft schon zu Beginn ein erstes kleines Highlight. Der Titeltrack beschreibt die seltsame und verstörende Reise eines Zugvogels und weiß besonders zum Ende hin beim Eintreffen des Schlagzeugs zu überzeugen. Überhaupt, die Platte hat ihre stärksten Momente definitiv wenn die Drums sich zu Tonia und ihrem Klavier gesellen und die Songs einen unwiderstehlichen Drive erhalten. Dieses Prinzip funktioniert abseits des Openers u.a. erneut in "Braveheart" und "Happy Knife" das durch zusätzliche Gesangsspuren sehr gut ergänzt wird. Das Problem ist, das beim Fehlen der Rhythmusgruppe den Liedern oftmals das spannende Element fehlt und die Musik etwas träge vor sich hin läuft. Dank der atmosphärischen Stärke ist dies zwar zu verkraften, sorgt allerdings auch dafür, dass man nicht unbedingt so Widerhören motiviert wird.

Insgesamt hat "Boykiller" sicherlich seine starken Momente, allerdings können die Qualität und die Spannung nicht durchgängig gehalten werden. Trotzdem ein solides Album, das Freunden von Pianoklängen und starken Frauenstimmen zu empfehlen ist und auch der Rest macht keinen Fehler damit, in das Album rein zuhören.

6/10 Punkte




erstellt von Markus.

Montag, 3. Oktober 2011

Newsflash 03.01.2011

Unter der Woche gab es ja reichlich Spekulationen und gegensätzliche Aussagen zum Thema Bloc Party. Nachdem erst Kele Okereke nicht mehr wusste ob er überhaupt noch zur Band gehört und wenig später Russell Lissack berichtete, dass man einen neuen Sänger suche, wurde nun einen Tag später das Signal gegeben dass man weiter als Quartett in der bekannte Besetzung weitermachen möchte. Wie es nun weiter geht oder warum man sich nicht vorher zusammen gesetzt hat anstatt über die Medien zu kommunizieren wurde allerdings nicht genauer erläutert.

Positive Neuigkeiten gibt es vom, bei uns großer Beliebtheit erfreuenden, Rapper Umse. Der hat nach längerer Zeit der Ruhe um seine Person einen durchaus freshen neuen Track auf youtube veröffentlicht hat. Unterstützung erhielt er vom Beatbauer Deckah. Schönes Instrumental, guter Flow und gelungene Wortspiele.
Sehr gut!



Und es geht weiter mit gutem deutschen Hip Hop. Diesmal allerdings komplett instrumental, denn Augenringe unter dem dritten Auge Records präsentiert ein 7 Track EP gefüllt mit Tracks von u.a. Hulk Hodn, Twit One und Suff Daddy. Das beste: für diese muss man nicht mal was bezahlen sondern kann sie sich hier kostenlos runterladen.


Nun gibt es noch ein paar weitere neue Videos bzw. Songs.

Es gibt nun den ersten Höreindruck vom 31. Oktober erscheinenden Kollabo-Album vom ehemaligen The Velvet Underground Mitglied Lou Reed und Metallica. Das nachfolgende Stück heißt The View und wird auch auf der LP "Lulu" vertreten sein.




Zum bereits vor einiger Zeit vorgestellten Song "If I Had A Gun" von der neuen Noel Gallagher Solo-Platte, die ab dem 14. Oktober in den Läden stehen wird, gibt es nun auch ein Video. Klingt mMn nach wie eine nette B-Seite vom letzten Oasis Album.

Noel Gallagher's High Flying Birds - If I Had A Gun from verstaerker on Vimeo.



Auch das Gold Panda einen Beitrag zur DJ-Kicks-Reihe von !K7 geleistet hat und das Ergebnis ab dem 28. Oktober erhältlich sein wird, wurde in einem vorangegangen Newsflash schon mal erwähnt. Einen ersten Eindruck vom neuen Material des Briten, dass sich auf der Platte befinden wird, kann man nun erlangen. Nachfolgend "An Iceberg Hurtled Northward Through Clouds".

An Iceberg Hurled Northward Through Clouds by Gold Panda


Und zurück zum Anfang: abseits von seiner eigentlichen Hauptband Bloc Party veröffentlicht Kele Okereke am 31. Oktober via Wichita Recordings die neue EP "The Hunter" auf der sich insgesamt 7 Tracks befinden werden. Einen ersten, zusammen mit Lucy Taylor aufgenommenen, kann man sich jetzt anhören. Viel Spaß mit "What Did I Do".