Dienstag, 22. September 2009

Jamie T - Kings And Queens (Review)

Rap, Dub, Indie, Blues, Pop, Singer/songwriter, Grime, Folk. Das alles schon mal neulich in einem Album gehört, nein? Na dann wird es Zeit für die brandaktuelle Platte von Jamie T. Der Londoner vermischt auf "Kings And Queens" nämlich mal wieder alle möglichen Stile und das in fröhlicher und großartiger Weise. Um den Mix mal in Bands und Künstlern aus zu drücken: Blur, The Streets, Dead 60s, Bob Dylan, Beastie Boys, Conor Oberst und The Maccabees, all dieses könnten bei "Kings And Queens" Pate gestanden haben. Über diese verschiedenen Einflüsse spricht, rappt und singt Jamie T seine Texte über den Alltag und die Zwischenmenschlichen Beziehungen in seinem Umfeld.

Im Gegensatz zu seinem Debut ist das neue Werk ein Stück gereifter, geordneter und weniger naiv. Trotzdem erkennt man noch deutlich seinen Stil. Den Beginn macht das sommerlich fröhliche "368", welches mit Vocoderstimmen im Refrain versehen ist und einfach gute Laune macht. Nach diesem Stück SunnyPop kommt mit "Hocos Pocus" eine hastige und etwas dunklere Hip-Hop-Nummer. Der 2. Höhepunkt nach "368“ ist dann "Sticks'n'Stones", das die Stärken der 2 vorrangegangen Tracks vereint und dazu noch einen wunderbaren Mitsing-Refrain liefert. Danach folgen dann noch verschiedenste Songs. Ein Folkballade in Form von "Emily's Heart", das mit Funk und Dub versehende "Chaka Demus" und "Castro Dies“, das mit seine Raps und schrägen Synthies sehr an die Beastie Boys erinnert. Das große Highlight ertönt dann mit "Earth, Wind And Fire". Hier offenbart Mister T mal wieder seine Stärke Gesang und Raps sehr gut nebeneinander zu positionieren. Die letzten 2 Lieder offenbaren dann die einzige Schwäche von "Kings And Queens". "British Intelligence" und "Jilly Armeen" rauschen etwas am Hörer vorbei und schaffen es im Gegensatz zu allen anderen nicht, zu begeistern.

Insgesamt also ein deutlich verbessertes Zweitwerk was sich stark vom Rest der derzeit aktuellen Musik abhebt, Farbe in den grausten Alltag bringt und jede Menge fabelhafte Songs mitbringt, die auch über das etwas maue Ende hinwegtrösten.

erstellt von Markus.

Sonntag, 20. September 2009

Hockey - Mind Chaos (Review)

Wenn man im Vorfeld Lieder wie 'Too Fake' oder 'Song Away' denkt man einfach nur: Was für eine Kommerzscheiße. Nach dem Hören des Albums ändert sich an dem Satz ziemlich wenig. Jetzt denkt man: Was für eine geile Kommerzscheiße.

Die meisten Lieder sind ziemlich gut für die Indiedisco geeignet. Die Drumcomputerspuren sind beim Großteil der Songs der Boden auf dem mit E-Gitarre und Soulgesang refrainorientierte Tanzmusik aufgebaut wird. Von richtigem Soul ist man dann aber doch ziemlich weit entfernt: Chöre sind nur ganz selten da, ab und zu wird Sprechgesang eingeworfen und richtig angestrengt wird sich auch nur in einigen Liedern wie 'Wanna Be Black', in dem es aber auch darum geht schwarz sein zu wollen um richtigen Soul machen zu können. Trotzdem macht es Spaß und viel mehr sollte man von diesem Album auch nicht erwarten. Selbst bei den Liedern, die aus dem Rahmen fallen, hat man Spaß. Sogar in der ziemlich eigenen Version der Band von Country 'Four Holy Photos', in der es ausnahmsweise ruhig zugeht, wollen keine Ansprüche geschaffen werden. Nur in 'Everyone's The Same' wird es langsam und damit auch langweilig. Balladen sollten sie wirklich nicht versuchen.

Soul können Portugal. The Man, mit denen sie momentan touren, besser, die Beats sind auch eher Mittelmaß und die Versuche Country und Balladen einzubauen sind auch belanglos. Aber das hier ist Pop. Und er funktioniert als das, was er sein soll, sogar ziemlich gut. Von Hockey wird man noch mehr hören und gegenüber anderem Pop ist es nicht nur ertragbar, sondern sogar ziemlich gut und ein bisschen anders.

5,4/10 Punkte (Kategorie: alternative Musik)

7,4/10 Punkte (Kategorie: Pop)

erstellt von Leon.

Mittwoch, 16. September 2009

Indie-Special ’09 – Das Fazit

Eigentlich kann man hier kein richtiges Fazit ziehen, allein schon wegen der verschiedenen Wege und Ausgangslagen der Bands. Und von dem Indie, den The Libertines und Franz Ferdinand am Anfang dieser Welle losgetreten haben, ist auch nicht mehr viel übrig. Mittlerweile gibt es mehr Exoten unter ihnen als die ‚typischen’ Genrekünstler. Selbst Franz Ferdinand, das Aushängeschild des immer noch jungen Genres versucht ziemlich erfolgreich, ihren Stil mit Indietronic-Elementen interessanter zu machen. Interessant ist sowieso das Schlagwort für die Alben dieses Jahres: die Arctic Monkeys zum Beispiel experimentieren und wirken sogar reifer und eine Hype-Band wie The Horrors macht auf einmal einen totalen Stilwechsel und wird zur Psychedelia-Band. Die Bands, die schon ab Anfang hervorgestochen sind bleiben ihrer Linie hingegen treu. So legen Kasabian ein schwerschizophrenes Album vor und Noah and the Whale bringen weiter den Folk zum Indie und schwirren zwischendurch sogar in Richtung Klassik aus. Ihrer Linie treu bleiben leider aber auch viele der normalen Gruppen und so beginnen die Alben von Maximo Park, Art Brut und The Rifles schon früh langweilig zu werden.

Somit zerreist das Jahr 2009 diese Szene noch mehr, als sie es bis jetzt eh schon war. Wenn man zu diesem Zeitpunkt also das Wort Indie in einer Kritik liest, sollte man nicht abgeschreckt werden, sondern sich klar machen, dass man hier jeden Sound hören könnte.

Montag, 14. September 2009

The Very Best - Warm Heart of Africa (Review)

The Very Best sind so ein Fall von "Da haben sich aber 2, in diesem Fall 3, gefunden". Die Band besteht aus dem Sänger Esau Mwamwaya und dem DJ-Duo Radioclit, die schon Remixes für unter anderem Metronomy, Shitdisco und Architecture In Helsinki angefertigt haben. Esau wurden in Malawi geboren, hatte dort seine ersten Musikerfahrungen und zog dann vor 10 Jahren nach London um. Dort arbeitete er in einem kleinen Second-Hand-Store, der zufälligerweise direkt neben dem Studio der Jungs von Radioclit lag. Nach dem man sich das erste Mal traf, wurde Esau zu einer Party von ihnen eingeladen. Irgendwann begannen sie dann gemeinsam Musik zu machen und nannten sich The Very Best.

Bald veröffentlichte man das aus, von den 3 produzierten, Remixes besehende "The Very Best Mixtape" kostenlos im Internet, erarbeitete sich eine Fangemeinde und nun ist ihr Debutalbum "Warm Heart Of Africa" draußen. Mit dem fügen sie sich in den Trend, der Transportierung von Stilen und Musik aus Afrika nach Europa, ein. Der wurde von Vampire Weekend und Foals ins Rampenlicht geholt und aktuell durch Acts wie Buraka Som Sistema, African Boy oder eben Radioclit und The Very Best, bereichert. 2 Protagonisten der Vermischung der Stile Worldmusic mit Indie, Dance oder Hip-Hop, nämlich M.I.A. und Ezra Koenig (von Vampire Weekend), sind auch auf "Warm Heart Of Africa“ beteiligt.

Der erste Song "Yalira" ist eine stark an alte Stammesmusik erinnernde Nummer, die durch den etwas schrägen Background-Gesang geprägt wird. Zünden tut es auch nach mehreren Anläufen nicht, da es halt doch Geschmackssache ist. Doch schon das lockere, zum Tanzen einladende Chalo, macht das wieder wett. Danach folgt mit dem Titeltrack, der zusammen mit dem bereits erwähnten Ezra Koenig aufgenommen wurde, einer der größten Sommerhits des Jahres. Das macht einfach gute Laune und schleust sich sofort in die Gehörgänge. Durch zurückhaltende Bongos und weiblichen Backgroundgesang wird man durch das leicht mystische und melancholische "Nsokoto" getragen, das 2. große Highlight der Platte. Andere Höhepunkte sind das mit eingängigen Synthies ausgestattete "Yulia", das dunklere "Ntendi Uli" und die von der Band überarbeitete Version des Architecture In Helsinki Tracks "Heart It Races" den sie in "Kamphopo" umbenannt haben. Dazwischen gibt es auch noch die Zusammenarbeit mit M.I.A. in "Rain Dance". Die Britin hatte aber schon wesentlich bessere Auftritte als den auf diesem Song gehabt. Als Closer dient dann "Zam' Dziko" der nur auf Chorstimmen aufgebaut ist und komplett ohne Instrumente auskommt, als einzige Verstärkung dient nur das kurz aufkommende Händeklattschen.

"Warm Heart of Africa" ist eine gelungene Aufbereitung der afrikanischen Soundlandschaft, und wartet mit Hits wie "Warm Heart Of Africa" und obskurem aber wunderbaren wie "Nsokoto" auf. Manche Lieder sind gewöhnungsbedürftig bzw. Geschmackssache doch zusammenfassend kann man sagen, dass The Very Best ein gutes Debut hingelegt haben, mit dem man den Sommer stilvoll und passend beenden kann.

erstellt von Markus.

Montag, 7. September 2009

Indie-Special: Die 2. Alben '09

Der letzte Teil mit Reviews aus dem Indie-Special mit den 2. Alben von The Horrors und The Rifles.


The Horrors - Primary Colours

Die meisten Musikhörer die sich für die Indiependentszene interessieren, werden sich noch an The Horrors erinnern können. 2007 als sie ihr Debut "Strange House" herausbrachten, waren sie der nächste Hype, und das mit einem nicht allzu alltäglichem Stil. Die Band lieferte nämlich eine düstere und abgedrehte Garage-Punk-Platte ab. Davon ist auf ihrem neuen Werk "Primary Colours" sehr wenig übrig geblieben. Statt Punkattitüde und -Sound, beherrschen jetzt psychedelisch verzerrte Gitarren und ein waberndes Keyboard die Klanglandschaft. Das spielt sich zwar nicht jedem Hörer aus Anfangstagen ins Herz aber kann trotzdem überzeugen.
Mit dem Opener "Mirror's Image" liefern The Horrors schon ein Highlight ganz am Anfang des Albums. Nach dem man ca. anderthalb Minuten von verträumten Synthesizer-Tönen umspielt wird, treten die Gitarren ins Bild. Doch statt wie auf ihrem Debut so schnell wie möglich die Akkorde zu spielen, geht die Band hier ruhiger zu Werke, und erschafft dabei viele gelungene Melodien, die für die gesamte Scheibe charakteristisch sind. Doch das Jungs manchmal auch übers Ziel hinaus schießen wird in "Three Decades" deutlich. Hier sind die bestimmenden Hooklines ziemlich nervig und auch der Rest des Songs kann nicht überzeugen. Doch das sind eher Ausnahmen.
Den Mittelteil von "Primary Colours" bilden dann 3 echte Hits. Das treibende "Do You Remember", das an ihr 1. erstes Album erinnernde "New Ice Age" und das mit einer zeitlosen Melodie versehenen "Scarlet Fields". Danach flauen die Tracks etwas ab, doch mit "I Can't Control Myself", das irgendwo zwischen Post-Punk und Psychedelia liegt gibt es dann noch mal großartiges auf die Ohren. Als Schlusspunkt fungiert dann "Sea Within A Sea". Das Stück baut auf fast 8 Minuten einen echten Spannungsbogen auf, von dunklem Grollen, über düstere und stark verzerrte Gitarren bis zum hoffnungsvollen Ausklang. Dieser Song spiegelt noch mal die ganze Stärke des 2. Albums der Band wieder und lässt gleichzeitig auch nochmal den ein oder anderen schwächeren Abschnitt vergessen.
The Horrors gehören zu den wenigen Künstlern aus dem Indie- und Post-Punk-Umfeld, die mit einem neuen Album ihren Stil komplett umgekrempelt haben. Auch wenn nicht jedes Lied voll überzeugen kann, muss man ihnen für diesen Schritt und die dazugehörige Musik, großen Respekt aussprechen.


The Rifles - The Great Escape

Vowarnung: Das neuste Album der Rifles, "The Great Escape", ist keinesfalls schlecht. Aber laaangweilig. Der Sound der Band ist derselbe wie bei Maximo Park, The Futureheads und co, die Texte handeln über die üblichen Themen und auch sonst gibt es nichts Spektakuläres.
Auf der Platte fährt die Band in gewohnten Fahrgewässern. Typischer Indiepop/-Rock mit britischem Einschlag. Die Songs sind nicht nervig oder mies, doch beim zuhören bekommt man das Gefühl alles schon hundertmal gehört zu haben.
Eine gewisse Weiterentwicklung ist aber durchaus vorhanden. Erinnerte das Debut, "No Love lost", mehr an die ruppigeren Indiekünstler wie The Wombats und The Pigeon Detectives, wurde jetzt der Schritt in Richtung Indiepop a la The Kooks, gegangen. Das ist aber nun mal keine große Veränderung. Sicher die meisten Bands aus dem genannten Genre, haben das Rad nicht neu erfunden doch so hatten Franz Ferdinand und Konsorten meistens noch ein paar richtige Hits im Repetoir.
Einen davon gibt es auch auf "The Great Escape", und zwar der Track
"The General". Das opulente Stück ist mit Bläsern und Dramatik gespickt und kann voll und ganz überzeugen. Einen Song gleicher Qualität sucht man auf dem 2. Album von The Rifles vergebens. Der Rest der Scheibe plättschert leider nur uninteressant und uninnovativ vor sich hin.

Freitag, 4. September 2009

Alben des Monats: August 2009

So ab sofort präsentiert euch der Alternative Block immer zum Monatsanfang ein Special zu unseren persönlichen Higlights in Longplayer- oder EP-Form des vorangegangenen Monats. Vorgestellt werden die neusten Volltreffer, Alltime-Classics, neu- und wiederentdeckte Schätze und alles was uns in letzter Zeit sonst bewegt, erheitert oder fasziniert hat. Aktualitätspflicht ist also nicht gegeben und jeder Redakteur darf seine Toplist abgeben.

Unserer Premiere strotzt vor Genrevielfalt. Da gibt es experimentellen Rock aus Südafrika, Electropop aus U.K. und Ambient aus den Vereinigten Staaten. Zusätzlich gibt es noch mehrere Hommagen an alte Musikidole aus Rock und Britpop von Markus und Leon, außerdem hat Niclas hat wieder nicht ganz alltägliche Musik parat.

Markus:

La Roux - La Roux

La Roux haben mit nur einem Album eine Menge erreicht: hohe Charterfolge, mehrere Hitssingles, heiße Anwärter auf die Kürung zum besten Newcomer und jede Menge Aufmerksamkeit. Klingt nach einem ziemlich großen Hype? Ja, das stimmt. Doch bei La Roux ist das alles gerechtfertigt. Elly Jackson und Ben Langmaid haben eine wunderbare Electropop-Platte geschaffen, in derem Licht Konkurrentinnen wie Little Boots deutlich verblassen. Das hier ist wunderbarer von den 80s inspirierter Pop, die Retroanlagen sind aber keinesfalls übertrieben. Und großartige Songs hat das Album auch in Hülle und Fülle. Die geniale Disconummer "Bulletproof", das schon vorherbekannte "Quicksand", das auf den Dancefloor ziehende "Fascination", das coole "Reflections Are Protection" und viele mehr.
Eines der besten Debuts des Jahres.


Tocotronic - Digital ist Besser

Dieses Werk gehört zu den Alben, die mit jedem Hören immer weiter wachsen. Mittlerweile ist "Digital ist Besser" eins meiner absoluten Lieblingsalben. Wenn man nicht bei bester Laune ist und Tocotronics Debut hört, fragt man sich wie 3 Jungs schon 1995 die Gefühle, Probleme und Einstellungen auffangen konnten, die heute immer noch aktuell vorhanden sind. Musikalisch ist das Album über 19 Songs vielleicht nicht sehr abwechslungsreich, doch die einfach den Punkt treffenden Slogans und Texte entschädigen dafür alle mal. Das ist zwar nichts für Zeiten des Fröhlichs seins, doch spätestens an grauen Herbsttagen entfaltet es seine ganze Kraft, besonders wenn man Lieder wie "Letztes Jahr im Sommer" hört.


Oasis - Definitely Maybe

Der 28.9.09. An diesem Tag wurde, die für viele beste Rockband unserer Zeit, Oasis, durch den Ausstieg von Noel Gallagher erschüttert. Mit dem fähigen Songschreiber, Gitarristen und Sänger fehlte der Band ein sehr wichtiger Teil. Ob es nun weitergeht oder nicht, steht noch nicht fest. Als man sich nach dem anfänglichen Schock nochmal durch ihre Diskographie durchgehört hat, wurde einem nochmal bewusst wie großartig Oasis waren und was der Britpop heute ohne sie wäre. Dass sie von Anfang an auf einem verdammt hohen Niveau waren, beweist ihr Debut "Definitely Maybe". Es gibt überhaupt keinen schlechten Song, und jeder hätte es verdient als Single veröffentlicht zu werden. Der Sound ist härter als auf den Nachfolgern. Herausgekommen sind zeitlose Britpop/Rock-Highlights wie das antreibende "Supersonic", die Hymne "Live Forever", das krachende "Bring It On Down" und einer meiner absoluten Lieblingssongs, "Slide Away". Mit dieser Scheibe hatten die Briten das beste Debut aller Zeiten aufgenommen und noch heute hat es nichts an seiner Qualität verloren.


Niclas:

William Basinski - Melancholia

Basinski weicht auf diesem Album ein wenig von seinem ansonsten eher starighten Konzept (Tape-Loops) ab und präsentiert hier den stillsten Ambient, den ich je gehört habe. Man muss das Album regelrecht durchbohren, ehe man es versteht. Langsame, dunkle Tapeloops und ab und zu ein paar wenige Tasten, die er auf dem Piano anschlägt. Das wars. Unglaubliches Album.


Hoedh - Hymnvs

Vielleicht ein unglaublicher Zufall, vielleicht aber auch nicht: Dieses Album klingt wie ein verlorengegangenes William Basinski-Album. Und irgendwie doch ganz anders. Der bereits verstorbene Ambient-Künstler Thorn Hoedh liefert hier unglaublich bewegenden Dark Ambient in seiner reinsten Form. Manchmal vollständig ruhig, dann ein paar Schreie, die sich anhören, als kämen sie direkt aus der Hölle. Meisterwerk.


David Thomas Broughton vs. 7 Hertz - David Thomas Broughton vs. 7 Hertz

Auf rateyourmusic.com steht als Genre-Bezeichnung "Folk". Naja, Folk gibt es vielen. Aber dieser Folk ist eigentlich kein Folk. Diese Platte kann man nicht definieren. Man muss sie eigentlich selber gehört haben. Man sollte sie sich wie "Laughing Stock" von Talk Talk in der Folk-Version vorstellen, nur mit noch zerbrechlicheren Vocals, mit Gitarren-Rückkopplungen, mit weniger Musikern, aber auf jeden Fall mit genau soviel Herz.


Leon:

BLK JKS - Mystery EP

Diese EP ist wohl selbst für Südafrika, dem Heimatland der BLK JKS, ziemlich ungewöhnlich. An allen Ecken sieht man ungewöhnliche Ideen und verschiedenste Stile. So wird hier Progressive Rock mit Funk, Jazz, Soul und einem sehr eigenen afrikanisch anmutendem Verständnis von Rhythmus vermischt. Die Struktur der einzelnen Songs ist schwer zu begreifen, nach mehrmaligem Hören findet man aber in fast jedem Lied etwas Refrainähnliches. Total andersartig und trotzdem schön zum zwischendrin hören mit seinen 20 ungewöhnlich schnell vergehenden Minuten.


Die Ärzte – Die Ärzte

Das Ärzte-Album mit dem wohl unterschwelligsten Humor. Speziell die von Bela geschriebenen Lieder, die hier deutlich überwiegen, sind wie zu erwarten eher düster gehalten. Aber auch Farins Lieder sind eher Pop-Punk als Fun-Punk. So wird sogar das Nino de Angelo-Cover „Jenseits von Eden“ nicht zur Lachnummer, wird durch seine Absurdität aber trotzdem lustig. Die Indizierungsgründe „Sweet Sweet Gwendoline“ und „Geschwisterliebe“ sind aus heutiger Sicht zwar nicht mehr bedenklich, aber trotzdem geniale Popsongs, die im Kopf stecken bleiben. Für mich persönlich das beste Album der 80er-Phase der Band und mit der Zeit nach der Reunion eigentlich nicht mehr zu vergleichen.

Mittwoch, 2. September 2009

Noah and the Whale - The First Days of Spring (Review)

Mit Laura Marling und Emmy The Great sind (fast) alle weiblichen Gesänge aus dem Sound von Noah and the Whale verschwunden. Der Abschied von Laura Marling hatte jedoch auch seine Vorteile. So hätte es das neue Album wohl nie ohne ihren Abschied von Band und vom Sänger/Gitarrist/Songschreiber Charlie Fink gegeben. Denn das Album baut komplett auf dem größten Thema der Rock- und eben auch der Folkmusik auf, der Liebe, in diesem Fall um die Liebe der beiden erwähnten im speziellen.

Man könnte jetzt meinen, dass die Aufrollung dieses dann doch ziemlich abgedroschenen Themas schnell langweilig wird. Aber Noah and the Whale schaffen es wirklich viele Facetten in die Musik einzubringen, die man so von einer englischen (Indie-)Folk-Band eher nicht erwartet. Sie überraschen beim Titeltrack „First Days of Spring“ sofort mit ungewöhnlicher Länge, wie auch mit einem eher Postrock-ähnlichem Auftakt, der sich langsam aufbaut ohne sich hochzuschrauben. Zum Einsatz von Charlie Finks Stimme kommt dann auch die Wende hin zum geigengestütztem Gitarrenfolk. Der Song schafft es mehrmals sich dem Auftürmen der Instrumente in der letzten Sekunde zu entziehen und wieder zurückzukommen zur entspannten Stimme des Sängers. Nach einem längeren Instrumentalteil verblasst der Song dann doch nicht im Belanglosen, sondern entlädt sich bei seiner letzten Chance. So ist er zugleich entspannend, als auch erforschungswürdig und spannend. Dieser Gegensatz zieht sich durch das ganze Album.

Die nächsten 3 Songs enthalten eigentlich keinen großen Ausbruch, bleiben aber allein wegen der Einsätze von Glockenspielen und Bläsern interessant. In den Texten merkt man wie emotional die Schreibphase gewesen sein muss. Wenn man in ‚I Have Nothing’mit den Worten ‚I have nothing, I have no one’ begrüßt wird , spürt man die Melancholie fast so als wäre man grade selbst verlassen worden. Nach dem letzten Aufbau in ‚Instrumental I’ entlädt sich alles im Chor und im fröhlichen Wesen von ‚Love of an orchestra’, das so zwar kleine ‚Bohemian Rhapsody’-Erinnerungen aufruft, aber doch meilenweit davon entfernt ist. Mit dem Chor erklärt sich dann übrigens auch das fast im ersten Satz der Review. Ab hier wird das Album dann doch etwas optimistischer. Der Schlussteil von ‚Stranger’ erinnert textlich sogar ein bisschen an ‚5 Years Time’ und ‚Blue Skies’ erklärt sich schon durch den Titel. Ab jetzt beginnt der langsame Ausstieg. Der Closer ‚My door is always open’ bleibt sehr lange sehr langsam um am Ende zu erkennen zu geben, dass konsequent die entgültige Trennung passiert und er jetzt frei ist.

Ein wirklich fesselndes Album, mit Melancholie und mit viel Spaß, als Album genauso gut wie die einzelnen Lieder sein können. Nachdem der Schlagzeuger seinen Austritt bekannt gegeben hat, kann man sogar ein bisschen hoffen auf ein Album nur mit Gesang, Gitarre, Geige, Bass und Xylophon. Aber auch wenn sie sich das nicht trauen, wird das nächste Album sicher keine Enttäuschung.

8,5/10 Punkte

erstellt von Leon.