Donnerstag, 23. Juli 2009

James Yuill - This Sweet Love (Review)

Das Genre Folktronica ist mittlerweile schon längst über den Geheimtippstatus hinausgewachsen. Was Patrick Wolf auf seinen Alben zelebrierte und die Crystal Fighters in ihrem Szenehit "Xtatic Truth" verpackten, wird mittlerweile auch von James Yuill produziert. Wobei, was heißt mittlerweile? Sein Debutalbum legte
der Künstler schon 2005 dem Publikum vor. Richtig beachtet wurde es bis heute jedoch nie. Das neue Album, "Turning Down Water For Air", dagegen war schon etwas erfolgreicher, und bescherte James mehr Aufmerksamkeit. Aus diesem Album ist auch die Single " This Sweet Love" ausgekoppelt wurden.

Die auf Moshi Moshi Records releaste Scheibe umfasst 5 Songs. "This Sweet Love ist ein sehr schöner, und melancholischer Folktronica-Song. Der Non-Album-Track "They're Chasing My Hands" ist dann schon etwas mehr dem Dancefloor zugewandt. Zum Schluss gibt es dann noch 3 Überarbeitungen der Single. Im Bright Light Bright Light Remix verwandelt sich "This Sweet Love" in einen ruhigen und entspannten Indiepopsong. Drums Of Death machen den Song dann erst zu einer Lo-Fi-Nummer um dann eine Soundexplosion entstehen zu lassen. Sie beginnt mit abruptem New Rave Gefiepse a la Hadouken und geht dann in Technohouse zwischen Bloody Beetroots
und 1 Foot In Da Rave über. Ruff And Jam bringen dann noch die Indiedisco Variante des Ganzen. Eine sehr überzeugende Platte.

erstellt von Markus.

Donnerstag, 16. Juli 2009

The Dodos - Time To Die (Review)


Time To Die war erst vor Kurzem für die Dodos: Das neue Album mit diesem wieder äußerst außergewöhnlichen Titel, speziell für eine Folkband, leakte ca. 2 Monate vor der physischen Veröffentlichung. Aber bei so einem symphatischen Album brauchen sie sich über ihre Verkäufe sowieso keine Sorgen zu machen. Denn das gesamte Album wirkt deutlich sauberer.

Die bisherigen Alben wirkten immer irgendwie als ob sich die Akustikgitarre heftig mit dem Schlagzeug gestritten hat und das Schlagzeug war eindeutig der lautere Part in der Beziehung. Dieser Streit scheint beigelegt zu sein und somit werden manche Fans der Band eine zentrale Komponente vermissen. Die Dodos sind nicht mehr so einzigartig wie früher, als sie noch dieses Stück Gamelan in ihrer Musik hatten.

Doch der Gamelan ist nicht ganz verschwunden: Ihr neues drittes Mitglieg bringt mit Xylophon und Piano eine komplett neue psychedelische Perspektive für dieses Album mit sich. Man muss zwar näher hinhören, aber einzigartig sind sie immer noch. Gesang und Gitarrenspiel von Meric Long bleiben die Konstanten bei den Dodos.

Es wirkt geschlossener, was die Dodos machen. Nicht nur Bandtechnisch, sie greifen mit "Small Deaths" und "A Time To Die" zu Anfang und zu Schluss das Thema Tod auf. Das Album ist mit seinen neun Liedern gegenüber dem 15-Song-Vorgänger "Visiter" trotzdem nicht viel kürzer ausgefallen. Fast alle Lieder überschreiten die 5-Minuten-Marke und haben zumeist eine ungewöhnliche Songstruktur.

Der Song "Troll Nacht" unterstreicht alle bisher genannten Punkte am besten. Ein sauberer Song bei dem das Xylophon in einer entspannten Atmosphäre gut inszeniert wird. Außerdem zeigt der 6-Minüter die typischen Betonungsspiele Meric Longs und das folkige Gitarrenspiel wie kaum ein anderer Song der Dodos. Eine schöne Neuerfindung der Band, die zwar ruhiger, aber nicht langweiliger wirkt und erst gar nicht weniger einzigartig.

7,4/10 Punkte

Halbes Editorial: Für den Vorgänger müsste ich mal meine Top10 reanimieren.

erstellt von Leon.

Sonntag, 12. Juli 2009

The Dead Weather - Horehound (Review)

Und noch ein Blues-Rock-Album von Jack White. Diesmal hat der Raconteurs-Kopf sich zwar ungewöhnlich stark zurückgehalten, doch man merkt seine Amnwesenheit trotzdem in jedem Moment von Horehound. Der einzige hörbare Unterschied zu den Raconteurs ist das White den Platz am Mikro weitgehend für The Kills-Sängerin Alyson Mosshart frei gemacht hat und nun an den Drums sitzt.

Die Lieder sind einmal mehr bluesige, einfach gehaltene Rocksongs. Nur zwei der Tracks heben sich vom Rest des Albums ab: In "3 Birds" wird durch das Keyboard eine gelungene und ungewöhnlich sphärische Atmosphäre hergestellt und "Will There Be Enough Water?" bildet einen langsamen und langen Ausklang mit Anti-Sklaverei-Text. Auch hätte man "I Am Just Like Your Mother" schlecht ohne weibliche Beteiligung aufnehmen können.

Es bleibt trotz all der Kritik ein zweischneidiges Messer. Die einen werden sagen, es ist ein weiteres grandioses Album von dem Mann, der den altmodischen Rock zurückbringt, nur mit einer erfrischenden Frauenstimme. Meine Meinung ist jedoch eher, dass das Konzept eben das zurückzubringen langsam langweilig wird, da einfach immer das Gleiche dabei herauskommen muss. Außerdem hätte für mich ein Raconteurs-Album mit Gastauftritten der Sängerin durchaus gereicht.

6,4/10 Punkten

erstellt von Leon.

Sonntag, 5. Juli 2009

Portugal. The Man - The Satanic Satanist (Review)

Die perfekte Synthese der Vorgängeralben und gleichzeitig ein super Einstieg in eine tolle Band. Die, die Waiter: You Vultures! mögen, werden hier seit dem Debüt das erste Mal wieder Samples und Loops hören. Das zweite Album hatte einen ähnlich grandiosen Retroansatz und Censored Colors hätte sich so angehört mit weniger Experiment oder Droge. Trotzdem ist alles so anders, dass alle, die Censored Colors für einen Ausrutscher halten, dieses Album mögen können. Es ist einfach nur Portugal. The Man, obwohl sie ihre komplette Arbeitsweise änderten: Sie arbeiteten mit Menschen außerhalb ihres Freundeskreises zusammen und hatten schon vor dem Studioaufenthalt Songs entwickelt. Bei diesem Aufenthalt von nur 1 ½ Wochen änderten sie ihren Sound wie immer konsequent.

Space-Pop wird es meistens genannt, was auf diesem Album zu hören ist. Sie verbinden die schon erwähnten Samples mit viel Soul, genialem Falsette und Gruppengesang, manchmal sogar mit Gitarren wie bei den Dire Straits, viel Flower-Rock und besonderen Kleinigkeiten in fast jedem Lied. Grade bei “The Home“ hört man auch den großen Anteil an Psychedelic und Progressive Rock. Als ich den Teaser mit den ersten 30 Sekunden zum ersten Mal rauf und runter hörte, hat mich mein Vater gefragt, ob ich Bullyparade gucke. Der Song schwingt sich in den Gitarrenparts von John Gourley aber doch noch auf ein hohes Niveau mit vielen Effekten ohne dabei die Songdienlichkeit und die Zugänglichkeit zu verlieren.

Der Song ist auf diesem Album sowieso das bestimmende Thema, obwohl die meisten der Lieder wie auf Censored Colors miteinander verbunden sind. So lösen sie sich auch endgültig von der Referenz zu The Mars Volta hin in Richtung Spätphase der Beatles, in die sie eigentlich ja schon immer wollten. Eine andere Überraschung ist, dass das Keyboard auf diesem Album in mehreren Songs der Gitarre Paroli bietet. Mit “Let You Down“ ist kurz vor dem Ende der Platte sogar eine Pianoballade zu finden, natürlich trotzdem auf eine spezielle Portugal. The Man-Art.

Mit “Mornings“ schließt das Album mit reingewaschenen Gitarren und viel Energie, jedoch ohne den Vibe, der sich durch den Großteil des Albums zieht. Es entlässt so langsam und ausgiebig in eine Welt, in der sich so etwas nur selten findet. Man kann nur Hoffen auf den nächsten Tonträger dieser Band und das wird sicher nicht wirklich lange dauern.

Zusammenfassen kann man das eigentlich nicht, was sich in dieser halben Stunde im Gehör des Menschen abspielt. Poppiger Retrosound mit viel Individualität, die Zukunft mit Keyboard gemalt, eine homogene Platte mit vielen Highlights und die Verbindung durch Veränderung.

9,2/10 Punkte

erstellt von Leon.

Freitag, 3. Juli 2009

ALEXISONFIRE - Old Crows/Young Cardinals (Review)

ALEXISONFIRE sind einfach eine ganz eigene Musikrichtung. Sie waren schon immer eine Band, die sich nicht gerade um aktuelle Trends scherte und sich auch sonst nicht so viel um ihre äußerliche Darstellung kümmerte. Schon ihr Debütalbum war für die kanadische Band der Durchbruch im Untergrund, es folgten weitere Alben, die ihnen mehr und mehr an Ansehen verschafften. Da verwundert es auch nicht weiter, dass ihr viertes Album "Old Crows/Young Cardinals" ebenfalls eine sehr fesche Angelegenheit geworden ist. In ihrem Heimatland Kanada räumt die Truppe regelmäßig Platin-Scheiben ab, hierzulande konnten ALEXISONFIRE ihr Erfolgspotential leider noch längst nicht ausschöpfen. Hoffentlich bringt ihnen der neuerliche Europa-Deal mit Roadrunner in dieser Hinsicht Glück.

Mit "Old Crows/Young Cardinals" hauen die Jungs nun einen weiteren, elf Songs langen Longplayer raus, der es wirklich in sich hat. Das Album ist eine wunderbare Gute Laune-Platte, die allerdings jederzeit die nötigen Tiefe aufweist, um Langzeitwirkung zu garantieren. ALEXISONFIRE mischen mit traumwandlerischer Sicherheit fetten Screamo, rotzigen Punk, Alternative und eine Prise Indie zu einer Soße zusammen, die dank der Durchschlagskraft auch locker zu harten Gerichten passt. Vor dicken Kollegen in Lederhosen braucht man schon mal keine Angst zu haben. Noch wichtiger als Härte sind aber Hits und die haben ALEXISONFIRE auch zuhauf. "Young Cardinals", "Born And Raised", "Sons Of Privilege", "Emerald Street", "Heading For The Sun"... nach einigen Durchläufen steht hier sowieso die komplette Tracklist. Besonders toll ist, dass die Kanadier inzwischen dreistimmig vorgehen. Neben Sänger George Parfitt und Gitarrist Dallas Green hat jetzt auch der andere Gitarrist Wade MacNeil ein Wörtchen mitzureden. Abwechslung ist das halbe Leben.

Beginnend mit dem einleitenden „Old Crows“ wird klar, das man hier eindeutig bestrebt ist, die Blickrichtung nach vorne zu setzen – stark positiv rotzig. Das Gegenstück zu „Old Crows“ wirkt dagegen mit Greens klarem Gesang fast schon zurückhaltender. „Sons Of Privilege“, „Heading For The Sun“ sowie „Accept Crime“ mit „Hey“-Mitschrei-Part und fatastischem Klampfensolo drücken da noch etwas weiter nach vorne. „Born And Raised“ und „Midnight Regulations“ beweisen sich als echte Ohrwürmer und sind mit „Young Cardinals“ zu vergleichen. „No Rest“ überzeugt mit druckvollem Chorus und „The Northern“ beginnt ruhig, steigert sich langsam und verbleibt im Midtempo imklusive Orgel im Hintergrund – mit einem passenden Wechsel der Reibeisenstimme von Pettit und den wünderschönen Vocals von Green. Eine keineswegs schmalzige, wundervolle Ballade am Ende des 42 1/2-minütigen Albums. Einfach genial.

Freude der vergangenen Alben werden mit Freuden feststellen, dass sich ALEXISONFIRE mal wieder selbst erfunden haben, ohne etwas Grundsätzliches an ihrem Sound zu verändern. Was aber feststeht: „Old Crows/Young Cardinals“ legt hier buchstäblich an Tempo und Härte zu. Außerdem beweisen ALEXISONFIRE, dass sie in jedem Fall zu der Topriege des Post-Hardcore gehören. Neueinsteiger können sich einfach an einer arschcoolen Scheibe erfreuen, die ohne das kleinste Fitzelchen Kommerz im Blut großes Hitkino bietet.

Anspieltipps: Song 1 bis 11

erstellt von Jin.