Freitag, 23. Dezember 2011

Kleine Pause (Editorial)

Liebe Leser,

Wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, machen wir gerade Pause. Morgen kommt nochmal ein Weihnachtspost, aber dann ist aufgrund von generellem Weihnachtsloch bis zu den Jahresbestenlisten Anfang nächsten Jahres erstmal Pause. Nochmal schnell die Reviews des letzten Monats:

Remember Remember - The Quickening: 5/10
Future Of The Left - Polymers Are Forever: 8/10
Civil Civic - Rules: 7/10
Konzertreview: Low im Sinkkasten/Frankfurt (Main)
The Black Keys - El camino: 7/10

Dann noch schöne Ferien, frohe Weihnachten, guten Rutsch und viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Alben des Monats: November 2011

Wir waren schon mal später...

Leon:

Charles Mingus – The Black Saint And The Sinner Lady

Obwohl die Untertitel der 3 Songs auf „The Black Saint…“ schon ein bisschen eine mögliche Story zwischen Liebe, Sünde, Religion, Krieg und Frieden andeuten, kann man Charles Mingus‘ Avantgarde-Jazz-Meisterwerk doch aufnehmen wie man will. Zum Beispiel kann man sich die Tänzer vorstellen, die zu diesen Stücken tanzen, wie es die eigentlichen Titel andeuten – vielleicht würde das ein bisschen seltsam aussehen, aber zugucken würde ich trotzdem. Denn, wenn sie es auch nur halb so gut schaffen sollten Komposition und Improvisation in einer Form zu verbinden wie Mingus es hier geschafft hat, gäbe es an diesem „Ballett“ unglaublich viel Interessantes zu entdecken und gleichzeitig überhaupt nichts auszusetzen.


Has-Lo – In Case I Don’t Make It

Was ist das besondere am melancholischen Seelenstriptease von Has-Lo? Er hat sich dafür eine Ausdrucksform ausgesucht, in der alle Fehler sofort von anderen kritisiert werden und auf jede kleine Schwachstelle sofort mit abwertenden Kommentaren reagiert wird. Aber der Rapper ist so weit weg von typischen Klischees, dass wahrscheinlich kein anderer auf die Idee kommen wird genau ihn zum Feindbild zu machen. Denn in den Selbstmord, den er am Ende des Albums sogar selbst offen als möglichen Grund das Album gemacht zu haben anspricht, will ihn bestimmt niemand treiben. Seine Todesfantasien und Probleme klingen dabei mit Streichern und Pianos auf minimalistischen Beats so menschlich und traurig, dass man wirklich mit ihm leiden kann und ihn für sein Talent trotzdem noch beneidet.


Markus:

Asap Rocky - LiveLoveA$ap

Asap Rocky ist einfach ein cooler Dude. Es ist zwar kein herausragender Lyriker, dafür ist er aber der Typ mit dem hervorragenden Beat-Geschmack, gutem Flow, Charisma und Swag. Er ist der "Pretty Motherfucker", wie er selber gerne betont. Hier folgt Hit auf Hit, trifft Cloud Rap auf Dirty South, Chopped and Screwed auf East Coast Hip Hop. Die Musik ist gleichzeitig Vernebelt und erhaben, vor allem aber einfach großartig.


Big K.R.I.T. - Return Of 4Eva

Der Mississippi-Rapper gilt bei vielen als einer der interessantesten, noch relativ neuen Akteure im US-Rap. Und das zu recht. Nicht viele produzieren so gute Beats und überzeugen auch auf lyrischer und raptechnischer Ebene. Auf diesem Free-Album verbindet er gekonnt klassisches Sampling mit Synthies und Drumcomputer. Das klingt dann sowohl zeitgemäß und frisch, als auch zeitlos. Für sein komplettes Schaffen gilt, dass er immer den Spagat zwischen derbem Country Shit und souligen, geerdeten Tracks schafft. So thematisiert Big K.R.I.T. hier u.a. das Cruisen unter freiem Himmel, seine Rapanfänge, dem Umgang mit Stereotypen und das Lebensgefühl im Süden der Staaten. Alles durchgängig auf hohem Niveau.


Clams Casino - Instrumentals

Dass "LiveLoveA$ap" so überzeugen konnte, ist er der Verdienst von Clams Casino, der für 5 Beats auf dem Mixtape verantwortlich war. Doch auch Lil B, Mac Miller, Soulja Boy u.a. belieferte er schon mit passenden Instrumentals. Einige dieser wurden Anfang des Jahres zusammengestellt und veröffentlicht, so dass die oftmals sehr guten Stücke, die größtenteils auch ohne Raps funktionieren, auch nochmal ihre verdiente Aufmerksamkeit erhielten. Clams Casino hat sich zur wichtigsten Figur eines neuen Hip Hop-Mini Hypes, der den Namen Cloud Rap aufgesetzt bekam, entwickelt. Dieser zeichnet sich durch verträumte, dichte Beats, die gleichzeitig aber auch immer kraftvoll und episch klingen. Hört man Clams Casino dann tauchen vor dem inneren Auge Nebelschwaden, Sonnenauf- und -untergänge auf, passend zur Schönheit der Beats.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Alternative Christmas: Sufjan Stevens – Songs For Christmas

42 Songs auf 5 EPs aus 5 verschiedenen Jahren in einer Box mit Noten, Textbuch und einer Menge Gimmicks – das ist Songs For Christmas und deswegen ist es fast schon ein moderner Klassiker in der Indie-Welt. Egal, wo im Internet nach hörbarer Weihnachtsmusik fragt, Sufjan Stevens Box ist immer ein Tipp. Und das hat seine Berechtigung. 2 Stunden Weihnachtsmusik braucht natürlich kein Mensch, aber mit ein paar der 17 Eigenkompositionen und ein paar der Neuinterpretationen von traditionellen Weihnachtssongs kann sich sicher jeder Anfreunden und sich ein eigenes kleines Album zusammenstellen, dass dann sogar die Meisterleistung schafft ein und die selbe Stimmung auf unterschiedlichste Weise zu verbreiten. Auf den ersten beiden/drei EPs bleibt Stevens nämlich größtenteils sehr nah am Zuhörer und macht die Jahresschein meistens nur mit Banjo und unzähligen Gitarren schöner. Später kommen dann auch elektronische Elemente, Bläser und Streicher hinzu. Wie man merkt: ich will euch hier nicht meine Lieblingssongs von diesem Mammutwerk auftischen, denn im Endeffekt muss diese jeder selbst finden und genau das sollt auch wirklich jeder mal versuchen!

Neben einigen großartigen Songs muss man Sufjan aber auch zuschreiben, dass er nicht in das Muster verfällt Weihnachten als schreckliches konsumorientiertes Fest zu kritisieren und so allen den Spass verdirbt, sondern das Fest auch als solches darstellt und Freude, Freunde und Familie hier im Vordergrund stehen.

Trotzdem nochmal meine Auswahl an Songs: "It's Christmas, Let's Be Glad", "This Was The Worst Christmas Ever", "Come On! Let's Boogey to the Elf Dance!", "It's Christmas Time!", "Get Behind Me, Santa!", "Jupiter Winter/Sister Winter"

Samstag, 10. Dezember 2011

Newsflash 10.12.2012

Passend zur Zeit haben sich The Flaming Lips und Yoko Ono zusammen getan um einen Weihnachtssong aufzunehmen. Diese hört auf den Namen "Atlas Eets Christmas" und kann auf einer eigens dafür eingerichteten Website angehört werden.

Ein Ebenfalls illusterer Name, zumindestens für alle Psychedelic Rock-Fans sind Spiritualized, welche im März ein neues Album veröffentlichen werden. Der Name des 10 Track starken Werks wird auf Domino Records erscheinen und "Sweet Heart Sweet Light" heißen.

Ähnlich sieht es da derzeit bei der neuen EP "Kindred" von Burial aus, welche auch für nächstes Jahr geplant ist. Erhältlich wird sie dann sowohl digital als auch auf Vinyl sein und bei Hyperdub erscheinen.

2012 soll dann auch der zweite Langspieler von Major Lazer erhältlich sein. Nun gibt es eine erste audiovisuelle Auskopplung namens "Original Don", die mir persönlich etwas zu stumpf, trashig ist. Aufgrund des gelungenen Debuts, freue ich mich dennoch auf das Album.



Relativ nah liegt da die Veröffentlichung von "Für Anfänger", dem Minialbum der Sterne, welches im Januar erscheinen soll und mit 7 Songs inklusive zwei Cover-Versionen von Superpunk und Die Regierung aufwartet.

Zum Abschluss noch ein kurzer Ausflüg in deutsche Hip Hop Beat-Gefielde. Demnächst wird das Label Melting Pot Music zwei vielerwartete Platten auf Vinyl veröffentlichen. Zum einen hat man einige Beiträge vom 2. Beat Fight in Köln zusammengestellt, mit dabei u.a. Dexter, Shuko und Morlockko Plus (aka Morlockk Dilemma). Nachdem dies am 23. Dezember geschieht, wird am 20. Januar die Hi-Hat Club-Reihe um einen weiteren Teil ergänzt. Die 6. Ausgabe stammt diesmal von DJ Adlib, der erstmalig, bei diesem eigentlich instrumentalen Projekt, auch Rapper featured. Eine erste Hörprobe gibt es nachfolgend, den Beatfight-Sampler könnt ihr bei Bandcamp streamen.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

The Black Keys - El camino (Review)

Es war ja schon klar, welchen Weg die Black Keys hier gehen würden. Was sie mit Attack And Release und Brothers eingeleitet haben, denken sie auf „El camino“(spanisch: der Weg) konsequent weiter. Ein Stück weiter in Richtung Pop und ein Stück weiter weg von dem Rauch, der früher vor ihren Songs hing und von der Zweisamkeit von Gitarre und Schlagzeug; weiter in Richtung Glam. Das dabei alles nur Schein ist, kann man aber nicht sagen. Dafür sind die Black Keys einfach zu sehr sie selbst, nur beim Auto auf dem Cover haben sie bekanntlich ein bisschen geschummelt, sonst ist alles noch echt hier.

Wenn das nicht mehr so wäre, wäre der Aufschrei auch gar nicht mehr zu kontrollieren, den DIE aktuelle Blues-Rock-Band unter ihren Fans auslösen würde. Natürlich ist das hier Blues, was (ausser HipHop) können die Keys auch sonst. Aber eben mit den Mitteln eines Danger Mouse (Chöre, klarste Produktion, Synthie) und diesem neuen fetten Bass. Dass das funktionieren kann, zeigt „Gold On The Ceiling“, der der wohl poppigste Song der Keys aller Zeiten ist, dabei aber nur haarscharf daran vorbeischrammt peinlich zu werden und zu sehr nach AOR zu klingen. Der Song verleiht dem Album Abwechslung und bei seiner Ohrwurmqualität ist es auch mal zu verzeihen, dass man manchmal an Status Qou und Konsorten denken könnte. Die hat „Stop Stop“ zwar auch funktioniert mit seinen Kopfstimmenversuchen und den Handclaps aber einfach nicht wirklich auf diesem Album.

Aber zum Glück ist kein anderer Song ist so offensichtlich kitschig und „Little Black Submarine“ zum Beispiel zeigt, dass es auch anders geht und legt nach einem Akustik-Intro so los wie man es von den Black Keys gewöhnt ist und eigentlich sogar noch härter und so geht es auch weiter in „Money Maker“ , der zwar ein paar ‚ohohohoh‘s zu viel hat, aber sonst so trocken rockt wie man es sich von dieser Band nur wünschen kann. So sehr wie bei Brothers kann man sich also nicht beschweren darüber, dass sie ihren Stil aufgegeben hätten. Eher hört man hier die alten Stärken der Keys, die immer schon in Blues und Rock lagen mit neuen Einflüssen - ein Stück Reaggea in „Hell Of A Season“ z.B. – und einem gut produzierten lyrisch aber leider selbst für diese Band schwachem Gewand.

Wer die Black Keys also schon abgeschrieben hatte, sollte bei „El camino“ dann doch noch mal reinschauen. So wie früher werden sie nie mehr klingen aber auch in aufgeräumt liefern sie noch ein sehr gutes Rockalbum und wer kann schon was tun um die Hooks aus „Lonely Boy“ oder „Gold On The Ceiling“ effektiv aus seinem Kopf zu kriegen?

sehr gute 7/10


erstelllt von Leon.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Newsflash 4.12.2012

Starten wir einfach mal mit guter Musik. Die Jungs von Pure X haben ein neues Video zu ihrem Song "Voices" aufgenommen. Dieser stammt von ihrem Debut-Werk welches diesen Sommer erschienen ist.




Neues musikalisches Material gibt es von The Black Keys. Die haben nämlich am 2. Dezember ihre neue LP "El Camino" veröffentlicht, von der sie nun auf ihrer Homepage 5 Stücke verschenken.

Kostenlos wird es Anfang 2012 auch ein neues Mixtape vom Südstaaten-Rapper Big K.R.I.T. geben. Bis auf den Namen "4Eva & a Day" und dem Fakt, dass es vor seinem ofiziellen, auf Def Jam erscheinenden Album "Live From the Underground" über seine Website erhältlich sein wird, ist allerdings noch nichts bekannt. Man darf gespannt sein.

Ebenfalls noch nicht allzu viele Informationen gibt es zur neuen Platte der Sleigh Bells, welche "Reign Of Terror" heißen soll. Warten wir es ab.

Ein bisschen konkreter sieht es da bei Alex Willner und seinem Projekt "Loops Of Your Heart" aus. Der Herr, dessen Musik die meisten unter dem Namen The Field kennen, veröffentlicht am 27. Januar bei Magazine den ersten Langspieler unter seinem Pseudynom mit dem er sich eher Ambient-orientierter Musik widmet. 7 Tracks wird das Werk enthalten und einen davon könnt ihr bereits jetzt hören; "Neukölln".

Loops Of Your Heart - Neukölln by Magazine Records


Im Zuge der weltweiten Occupy-Protestbewegung gibt es immer wieder Solidaritätsbekundungen von Seiten der Musiker. Nachdem u.a. vor kurzem erst das Label "Occupy Musicians" ins Leben gerufen wurde, unterstützt von Größen wie Lou Reed, Thurston Moore (Sonic Youth) und Talib Kweli, haben nun Massive Attack eine Plattform für entsprechende Musik gestartet. Auf "Occupy Radio" soll der Soundtrack der Bewegung hörbar sein, bisher gibt es Beiträge von Massive Attack-Mitglied 3D und dem ehemaligen DFA-Produzenten Tim Goldsworthy.

3D Occupy Radio Mix by Occupy Radio


Jetzt, wo wir mit großen Schritten auf den Winter zugehen, erwacht natürlich wieder Sehnsucht nach dem Sommer. Highlights dieser Jahreszeit sind natürlich oftmals die zahlreichen Festivals. Erste geben nun schon Auskunft über das Line-up im nächsten Jahr, so auch das Zwillingsfestival Southside/Hurricane. Die haben nämlich zu den bereits länger feststehenden Acts Blink-182 und den Ärzten nun weitere Name genannt, unter sich auch durchaus interessante befinden.
Justice | Sportfreunde Stiller | Broilers | Katzenjammer | Florence & The Machine | LaBrassBanda | Casper | Lagwagon | Hot Water Music | Mad Caddies | Kakkmaddafakka | Kurt Vile & The Violators | Fritz Kalkbrenner | SebastiAn | Busy P | Supershirt | Dumme Jungs

Und zum Schluss nochmal wirklich gute Neuigkeiten: Tocotronic haben sich wieder in den Proberaum begeben und werkeln an neuem Material. Zudem hat Schlagzeuger Arne Zank Gedichte des Psychoanalytikers Wilhelm Reich vertont. Auf einem Tribut-Veröffentlichung wird das "Lied der Jugend" in den USA erscheinen. Weiterhin wurde auch 2 Livetermine von Dirk von Lowtzow bekannt gegeben. Am 21.12. werden Phantom/Ghost im Shade inc in Berlin auftreten und am 13.1. gibt es ein DJ-Set vom Herr von Lowtzow im about blank, welches sich ebenfalls in der Hauptstadt befindet.

Alternative Christmas: The Beatles – The Beatles Christmas Album

Es ist nicht so schön wie es sich anhört. Also – es hört sich nicht so schön an wie man denkt, wenn man es liest. Um es kurz zu machen: Die jährlichen Beatles-Weihnachtsgrüße, die ab dem Jahr 1963 bis 1969 entstanden sind, sind nur für die größten Fans von irgendeinem Wert. Für alle anderen ist es fast nur Gelaber, was die Fab Four da als Weihnachtsgrüße an ihren Fanclub aufgenommen haben. Wirklich in Weihnachtsstimmung kommt man mit diesen 5 minütigen Grüßwörtern bestimmt nicht. Aber es gibt durchaus Lichtblicke in Form dieser kleinen Einminüter, die für die Flexi-Discs aufgenommen worden sind. Die hat wohl mal jemand rauseditiert. Das Ergebnis findet ihr hier (33MB, .WAV)). Und der einzige Weihnachtssong, den die Beatles jemals regulär veröffentlicht haben, darf natürlich auch nicht fehlen. Darum hier „Christmas Time (Is Here Again)“:

Mittwoch, 30. November 2011

Low im Artsclub Sinkkasten/Frankfurt (Main) (26.11.2011; Konzertreview)

Am Anfang der Performance von Low dachten sich wahrscheinlich viele der Frankfurter Zuschauer, dass so eine Band doch eigentlich viel mehr Menschen anziehen müssten… und das taten sie auch. Dieser Sinkkasten, in der kleinsten Zeil-Nebenstrasse überhaupt platziert, ist nur einfach völlig unauffindbar und so kommt rund ein Drittel der Gäste erst später und füllt den Raum dieses Underground-Clubs dann doch noch ganz gut aus.

Auch ich bin zu spät und höre vom ersten Song „Try To Sleep“, der auch der Opener ihres aktuellen Albums ist, nur noch die letzte Minute, aber selbst dieser Ausschnitt zeigt schon Größe. Als eingespielte Combo brauchen Alan Sparhawk und Mimi Parker die ganze Extrainstrumentierung und die Soundexperimente der letzten Alben nämlich eigentlich gar nicht. Denn auch im Powertrio-Format, in dem sie hier auf der Bühne stehen, bringen sie Emotionen rüber wie kaum eine andere Band und zeigen jedem Zuschauer ihre Liebe, sowohl zueinander als auch zur Musik. Die kommt zwar auch zuhause vor der Anlage schon an, mit der Leidenschaft, die man Sparhawk aber ansieht und von der ganzen Band fühlt, verstärkt sich das Hörerlebnis nochmal zu einem echten Gefühlserlebnis. Die Wärme, die den Raum von den Marshall- und Orange-Türmen her ausfüllt, fügt sich schon ein bisschen in die Vorweihnachtsstimmung und es wäre verständlich gewesen, wenn sie gleich etwas von ihrer Christmas EP gespielt hätten. Das ist aber eigentlich gar nicht nötig. Den Geborgenheitseffekt hat man auch so und heute stehen eigentlich die neueren Alben im Vordergrund.

Fast jeder Song wird mit einem kleinen Gitarrensolo eingeleitet und dann vom minimalistischen und fast vorsichtig aussehenden Drumming von Mimi Parker und dem interessanten Bassspiel von Steve Garrington komplettiert. Aber eigentlich ist der Star der Gesang: Manchmal unterstützt Mimi Alan wie bei „Witches“, das ohne das Banjo sogar direkter und auch ein bisschen dreckig rüberkommt und dem abschließenden „You’re all weak“ nochmal Nachdruck verleiht, und manchmal unterstützt Alan Mimi, und das führt wie in „You See Everything“ dann zu Highlights eines großartigen Konzerts.

Zu denen gehören aber auch die seltenen Ansagen von Alan Sparhawk, der einen Song namens „Love Is Forever“ - wo auch immer der jetzt herkam - mit den Worten einleitet: ‚This song is titled „Love Is Forever“. I don’t know how this translates, man. But in every language it’s awesome.’ Auf eine seltsame Weise fühlt man sich verbunden mit diesem Mann und er sich auch mit dem Publikum. Voller Freude erzählt er vom 2-jährigen Aufenthalt seines Bruders in Frankfurt und dass der hier 15 Kilo zugenommen hat und auch bei der Zugabe, in der Low die Lieblingssongs des Publikums spielen wollen, scheint er sich über jeden Wunsch zu freuen, der ihm zugebrüllt wird und Songs wie „July“ werden zu einem krönenden Abschlusseines Konzerts, das durch seine Atmosphäre voller Liebe und Sympathie wirklich berührt.

Für das nächste Mal, wenn es Low nach Mitteleuropa verschlägt, steht von mir also auf jeden Fall eine Empfehlung!

Sonntag, 27. November 2011

Alternative Christmas: Low – Christmas EP

Egal, wo man hingeht zu dieser Zeit, zu der die ersten Weihnachtsmärkte die Weihnachtssaison endgültig eingeläutet haben: Man wird von allen Seiten mit „Last Christmas“, „White Christmas“, „Coming Home For Christmas“ oder irgendeinem anderen Song vollgedudelt, der das Wort ‚Christmas‘ im Namen trägt. Das führt bei Menschen mit dem geringsten Anzeichen von Musikgeschmack dann leider zu einem immer größer werdenden Hass auf diese Zeit, der nicht wie bei anderen durch die materialistische Umdeutung der Nächstenliebe oder die zufällige Festlegung eines Feiertages entsteht, sondern nur durch den Willen seinen Gehörgang vor Vergewaltigung zu schützen… Ich spreche da aus Erfahrung und will ab jetzt jeden Adventssonntag ein bisschen Abhilfe schaffen.

Diesmal mit einem Weihnachtsgeschenk von Low, die dieses Jahr schonmal mit ihrem aktuellen Album C’mon hier auftauchten. Zum Anfang will ich nämlich etwas bieten, das man tatsächlich auch mit der ganzen Familie hören kann. Denn die Mormonen von Low lassen sich auf ihrer Christmas EP nicht zu Glaubenskritik verleiten, sondern interpretieren u.a. Weihnachtssongs wie „Silent Night“ oder „Little Drummer Boy“ in ihrem eigenen langsamen, spärlich instrumentierten Stil und ganz ohne Schmunzeln oder Augenzwinkern – und ohne finanzielle Ambitionen erst Recht. Dieses Weihnachtsalbum kommt von Herzen und nur von Herzen wie alle Musik von Low. Obwohl dieses Mal auch Ideen aus der Bibel umgesetzt werden; in „Long Way Around The Sea“ besingen Alan Sparhawk und Mimi Parker in ihrer typischen Art, die nicht besser zu Tannenbaum und Schnee passen könnte, nämlich die 3 Weisen und die Probleme, die sie mit Herodes hatten oder umgekehrt. Das, was man dem Album aber am meisten anrechnen muss, ist, dass es sich nicht auf seiner komfortablen Position als hörbares Weihnachtsalbum ausruht, sondern mit dem Opener „Just Like Christmas“, der mit aller möglichen Perkussion wie z.B. Glocken aufwartet, auch noch neue schnelle und lebensfrohe Wege im Kosmos dieser Band beschreitet.

Die Christmas EP ist also ein Tipp für jeden, der von Weihnachtsmusik genervt ist. Eckt kaum an. Auch für Gläubige und fanatische Christbaumschmücker geeignet!

Dienstag, 22. November 2011

Civil Civic - Rules (Review)

Zu Beginn hört man ein fernes Rauschen auf das sich eine Synthiemelodie legt, die an ein Glockenspiel erinnert. Doch dann das abrupte Eintreffen des knallenden Basses, eines Drumcomputers, zusammen mit einem Strom von Shoegaze-artigen Gitarren. Kurze Zeit später schon ein neues, melodiebestimmendes Riff. Darauf folgt der ständige Wechsel zwischen einzelnen Gitarreneinsätzen, der Synthie-Melodie und der Feedback-Walze, bis zum Schluss der Beat an Kraft verliert und auch der Rest der Instrumentierung aussetzt. Nach knapp 4 Minuten ist der Opener vorbei und das Debut Album der 2 jungen Australier hat sein erstes Highlight.

"Airspray" steht dabei exemplarisch für die Stärken von Civil Civic. Kraftvolle Sounds, enorm einprägsame Melodien, die aus dem Rest der musikalischen Elemente herausstechen und viel Energie. Sehr gelungener Electro-Rock, der zudem von Track zu Track anders präsentiert wird. So klingt "Run Overdrive" wie rauer, dreckiger Indie/Alternative-Rock, "Street Trap" ist gerde zu tanzbar, wohingegen "Mafield" an Post-Rock erinnert. Während des Hörens werden außerdem Unmengen an vergleichsweise konkreten Assoziationen wach. Seien es Synthies wie auf dem letzten Editors Album ("Slack Year"), ein Song der in der ersten Hälfte wie eine ruppigere Version von Two Door Cinema Club klingt („It's Krill“), oder "Lights On A Leash", das mich zum Ende hin stark an die großartigen frühen Songs von Hooray On Earth erinnert.

Das sind alles keine schlechten Namen, doch manch Vergleich, der mir beim Hören der Platte durch den Kopf schießt, ist wenig positiv. Die Melodiösität, die "Rules" kennzeichnet, wirkt im schlechtesten Fall, bei der Synthiemelodie in "Grey Nurse", eher wie aus einem misslungenem Audiotune-/Plastik-Pop entliehen. Solche Momente halten sich aber stark in Grenzen. Ansonsten fällt nur auf, dass das Konzept über LP-Länge stellenweise etwas an den Nerven des Hörers zehrt, was manchmal auch an der zu großen klanglichen Diskrepanz zischen rauen Gitarren und sauberen Synthies liegt. Insgesamt ist Rules aber ein gelungenes Werk, das mit einigen wirklich guten, eingängigen Instrumental-Hits aufwartet.

7/10 Punkte




erstellt von Markus.

Sonntag, 20. November 2011

Newsflash 20.11.2011

Es hat sich einiges zugetragen in der letzten Woche. Von der Reunion einer der bedeutendsten Heavy Metal/Hard Rock-Bands über einige interessante Freereleases von Indie-Hypes, bis hin zu neuem Output von legendären Beatproducern.


Um wen es bei der ersten Ankündigung ging, werden ihre Fans sicherlich schon wissen, für den Rest: Black Sabbath haben kürzlich ihre Wiedervereinigung in Originalbesetzung bekannt gegeben. Nächstes soll es dann eine Tour mit Konzerten weltweit und ein neues Studioalbum geben. Man darf gespannt sein.


Ebenfalls keine unbedeutende Nachricht ist der Start von Google Music, zu mindestens in den USA. Dort kann nun über diesen Dienst Musik käuflich im Digitalformat erwerben. Extras des Online-Stores sind die Verknüpfung mit dem sozialen Netzwerk Google+ und die Möglichkeit des Nutzers über das Google Cloud-System auf bis zu 20.000 seiner erworbenen Songs ortsunabhängig zuzugreifen. Derzeit sind alle Majors, außer Warner Music, und über 1000 Indie-Labels beteiligt. Ob sich das Ganze als wirkliche Konkurrenz oder Alternative zu iTunes und Amazon entwickelt, bleibt abzuwarten.


Es gibt derzeit aber jede Menge Downloads für die man nichts bezahlen muss. So hat z.B. Small Black mit "Moon Killer" ein 11-Track-starkes Mixtape abgeliefert, welches sich zwischen Chillwave, Pop und Hip Hop-Referenzen bewegt. Sollte man sich ruhig mal anhören und bei Gefallen runterladen.

MOON KILLER MIXTAPE by Small Black


Chopped and Screwed ist sicherlich nicht jedermanns Sache, ich kann mich durchaus mit den langsamen, tiefen und kräftigen Klänge mancher überarbeiteter Hip Hop-Tracks anfreunden und schätze des Schaffen des Genre-Vaters DJ Screw. Dass das Ganze aber oftmals nicht funktioniert, kann man meiner Meinung nach bei der neuen Version des Ende letzten Jahres erschienen JJ-Mixtapes "Kills" hören, bei der sich die Stimme von Elin Kastlander, die mir allerdings auch im Original eher selten wirklich zusagt, einfach nicht für die entschleunigte Variante eignet, zudem hat man das Konzept auch nicht wirklich frisch umgesetzt. Wer trotzdem interessiert ist, kann sich die langsamen Töne auf der Label-Seite herunterladen.

Um einiges mehr kann ich mich da mit "Dutch Passion", der neulich als Freedownload bereitgestellten EP von einem meiner Lieblings Beatbastlern aus Deutschland, Suff Daddy, anfreunden. Die Stücke sind zwar nicht neu, sondern stammen aus dem Jahr 2006, da sie aber bisher unveröffentlicht blieben, ist das nicht weiter bedeutet. Wer auf gute Hip Hop-Beats steht, sollte hier zugreifen.

Suff Daddy - Dutch Passion 2006 by MPMCGN


Ebenfalls im deutschen Rap tätig ist der Retrogott, von dem nun eine vom hervorragenden Twit One produzierte 7" erschienen ist. Den Track "Coffee to go"
könnt ihr euch nachfolgend anhören.




Wir machen weiter mit Rap aus dem hiesigen Gebieten. Der mit "Rebell ohne Grund" für mein bisher meistgespieltes Album des Jahres verantwortliche Prinz Pi lässt am 2. Dezember ein Akustik-Album namens "Hallo Musik" in die Läden stellen, auf dem sich auch eine neue Version von Elfenbeinturm befinden wird, die nun zum Nulltarif auf die eigene Festplatte gezogen werden darf. An das Original kommt es aber leider nicht heran.

Prinz Pi - Elfenbeinturm Akustik Version by Prinz Pi


Und wir bleiben in Genre und Land. Maeckes hat vor kurzem seine neue EP "MANX" veröffentlicht, aus der jetzt ein weiterer Song ausgekoppelt und visualisiert wurde. Schaut "SLBST".




Interessant, was da hinterm großen Teich abgeht. "RE:GENERATION" ist ein von Hyundai gesponserter Dokumentarfilm, welcher nächsten Februar erscheinen soll und die Zusammenarbeit international bekannter Produzenten in Zusammenarbeit mit Orchestern bei dem Versuch an klassischer Musik zeigt. Mit dabei sind Mark Ronson, Skrillex, Pretty Lights, The Crystal Method und DJ Premier, dessen Beitrag zusammen mit Nas und dem Berklee Symphony Orchestra nachfolgend zu sehen ist.




Einges weniger spektakulär ist die neue Single von DJ Shadow, auf der Little Dragon die Vocals beisteuern. Anhören kann und sollte man es sich trotzdem, auch wenn es mich persönlich eher kalt lässt.

DJ Shadow "Scale It Back" from Ewan Jones Morris on Vimeo.




Zum Abschluss noch The Horrors, welche nun David Bowie gecovert haben. Ihre durchaus gelungene Version von "Suffragette City" könnt ihr euch abschließend
anhören bzw. anschauen.

Mittwoch, 16. November 2011

Future Of The Left – Polymers Are Forever EP (Review)

Viele Bands würden gerne ein Alleinstellungsmerkmal ihr eigen nennen und versuchen es dann mit einem schlechten Sänger oder seltsamen Effekten. Das klingt dann aber leider oft ungenießbar und klingt wenig interessant weil sich einfach niemand für sie interessiert. Auf dieser EP gelingt es dagegen schon nach den ersten fünf Sekunden des ersten Tracks, einem Wechsel zwischen Punkgitarren und kreischenden Synthies, herauszuhören, wer hier so charmant vor sich hinrumpelt. Sobald die Stimme von Andy Falkous einsetzt, gibt es sowieso keinen Zweifel mehr daran, dass Future Of The Left sie selbst geblieben sind.

Damit ist die halbe Miete zwar schon bezahlt, aber selbst und eigentlich gerade so eine einzigartige Band wie die McLusky/Jarcrew-Nachfolger müssen immer wieder zeigen, dass sie auch gute Musik machen können ohne sich selbst immer wieder zu zitieren. Und das klappt auf Polymers Are Forever richtig gut. Eine Abkehr vom coolen abgebrühten (Synth-)Punk der Waliser will sicher keiner und auch die sarkastischen, witzigen Lyrics von Falkous will kein Fan missen. Wie geht hier also Veränderung?

1. kann man komplizierter werden
2. kann man einfacher werden
3. kann man härter werden und
4. kann man sanfter werden
5. werden natürlich neue Themen gebraucht

Und tatsächlich findet man auf dieser EP ALLE DIESE 5 Punkte. Immer wieder brechen FoTL ihre Strukturen auf und kommen bei „destroywithchurch.com“ zu einem Song, der mit seinen 3 Teilen vom Aufbau auch auf der letzten Titus Andronicus-Platte hätte sein können – die Instrumentierung mal außen vor – und immer wieder kommen die bissigen Hooks erst am Ende der Songs statt als Refrain eingebunden zu werden wie z.B. bei Dry Hate (Dry hate/there’s no escape/ you won’t die alone in a desert stay/…). Dry Hate ist gleichzeitig aber auch sehr einfach gestrickt und zeigt musikalisch kaum Abwechslung bis auf eben diese Coda. Hart sind sie auf vielen Stücken aber am meisten zelebriert wird das Abstoßende auf „With Apologies to Emily Prankhurst“, wozu neben dem hohen Synthie-Drone und der reinen Punkenergie vor allem der geifernde Gesang und das Porno-Thema dieses Songs beitragen.Aber das, was direkt auf „…Emily“ folgt, nämlich „New Adventures“, der die Zerwürfnisse einer dieser seltsamen und seltsam vertrauten Familien beschreibt, ist eigentlich noch viel ungewohnter. Richtig anbiedernd ist das nach dem anfänglichen „Bababa“-Geschrei, alles ist wirklich songtauglich. Über die Themen habe ich auch schon genug geschrieben.

Bleibt also zu sagen, dass die Waliser sich nicht neu erfunden, aber ihre Extreme erforscht haben. Und das klingt dann wirklich oft ziemlich genial obwohl es auch ein zweischneidiges Schwert ist einen Song wie „Dry Hate“ am Anfang so verstauben zu lassen. Das Album sollte, das nächstes Jahr erscheinen soll, sollte sich aber auf jeden Fall jeder als Mitbewerber um den „Album des Jahres“-Titel notieren, da dann vielleicht auch die Struktur des Albums ein bisschen nachvollziehbarer wird.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

Sonntag, 13. November 2011

Newsflash 13.11.2011

Die letzten Tage ist zwar nicht allzu viel passiert, aber ein paar interessante Neuigkeiten gab es dann doch.


Die amerikanische Pop/Chillwave-Künstlerin Nite Jewel wird am 13. Dezember ihr 7"-Single in die Läden stellen lassen. Schon jetzt kann man sich die "She's Always Watching You" und die B-Seite "Sister" enthaltenen Songs anhören.




Fast 2 Monate später ist dann auch das neue Album von Lindstrom erhältlich. Der Titel des Werks wird "Six Cups Of Rebel" lauten und als Label fungiert Smalltwon Supersound. Vorab verschenkt der Schwede freundlicherweise einen der 7 LP-Tracks, nämlich "De Javu", den ihr euch hier auf die Festplatte ziehen könnt.


Noch keine konkreten Termin gibt es beim neuen Langspieler von The Walkmen, jedoch kündigte die Band an nun zusammen mit Produzent Phil Ek, der schon für Fleet Foxes und Modest Mouse tätig war, die Arbeit zu beginnen.


Keine neuen Veröffentlichungen wird es voraussichtlich von The Cinematics geben, die kürzlich das Ende ihrer Zusammenarbeit bekannt gegeben haben, ohne dabei allerdings genauere Gründe zu nennen. Als kleines Abschiedsgeschenk für die Fans gibt es aber noch das kostenlose Stück "Nausea".

Nausea by The Cinematics


Neues visuelles Material gibt es von einem meiner Lieblings-Disco-Acts Glass Candy, die zu ihrer neulich erschienenen Single "Warm In The Winter" nun auch
ein Video ins Netz gestellt haben. Nächstes Jahr soll dann auf Italians Do It Better ihr neues Album erscheinen.




In eine ganz andere musikalische Richtung, nämlich Richtung hervorragendem Hip-Hop, geht die Hiob/Pierre Sonality-Kollabo vom ebenfalls gelungenen neuen
Hiob-Album.




Und abschließend noch ein Remix zweier Indie-Bands, die den meisten hier ein Begriff sein sollten. Die New Yorker Yeasayser haben sich an den Death Cab For Cutie Song "Codes And Keys" gewagt und das Ergebnis ist als kostenloser Download verfügbar.

Death Cab for Cutie - Codes And Keys [Yeasayer Remix] by Death Cab for Cutie

Donnerstag, 10. November 2011

Remember Remember – The Quickening (Review)

Was ist das wichtigste an einer Rede, einer Plattenkritik oder vielleicht sogar einem Album? Manche sagen das Gefühl, manche meinen es sei der Inhalt und immer wieder kriegen wir die Bedeutung von Soft Skills eingeredet. Wenn man Graeme Ronald, Hauptverantwortlicher bei Remember Remember, befragen würde, würde der wahrscheinlich am meisten Betonung auf die richtige Einleitung legen; das richtige Intro. Trotzdem brauchen auch die schönsten und besten Opener irgendwann mal Songs, die man tatsächlich als Hauptteil bezeichnen kann. Aber auch wenn man auf „The Quickening“ selten das Gefühl hat einen vollwertigen Song zu hören, hat es seine Vorzüge.

Denn mit all seiner Klangmalerei, der schönen Kompositionen und der positiven Grundeinstellung der Songs kann man wenigstens nicht böse werden auf Remember Remember und wenn man gerade schon gut gelaunt ist, machen sie alles noch besser. Die Wirkung ist also eine ähnliche als würde man die Atmosphäre von Sigur Rós und Coldplay (der Opener White Castle hätte so ähnlich auch zu Viva La Vida gepasst) kreuzen und ab und zu klingt die Musik sogar wirklich so. Dieser Mix birgt aber auch so seine Risiken und die Band tappt leider in zu viele Fallen, indem sie sich zu oft für einen Mittelweg entscheidet – einen Mittelweg zwischen Traum und Realismus, der wenig zu einem Erlebnis werden lässt, einen Mittelweg zwischen Post-Rock, Pop und Ambient und einen Mittelweg zwischen Repititivität und Weiterentwicklung. Das ist oft langweilig, aber vor allem fast nie mutig.

Oft hört man eine Ruhe vor dem Sturm, ohne dass danach ein Sturm kommt, weil alles ja schön bleiben muss oder weil zu viele Instrumente eine Weiterentwicklung verhindern wie auf „Hey Zeus“. Dessen gespannte Atmosphäre hätten Bands wie ihre Labelherren Mogwai sicher zu einem Höhepunkt getrieben, der das Lied zu etwas Besonderem gemacht hätte. So wird hier halt mal ein bisschen anders als sonst mäandert. Fehlende Abwechslung zwischen den Songs kann man ihnen dabei aber nicht nachsagen genauso wenig wie ein zerrissenes Album gemacht zu haben.

Die Probleme sind die einzelnen Tracks selbst, von denen nur der letzte, namentlich „John Candy“, auf voller Strecke zu überzeugen weiß. Wo der nämlich zwischen verschiedenen Gefühlslagen von optimistisch in zweiflerisch und wieder zurück und dann in ein ernstes Finale hin und herwechselt ohne verkrampft zu sein, wurde in den meisten anderen Songs eher Geradlinigkeit praktiziert und das klingt dann oft ziel- und belanglos. Wirklich gut ist das Album also nicht, aber wenigstens ist es dank einiger Songs und dem generellen Schöngeist auch nicht nervig. Und wenn die Musik häufiger zu mehr werden würde als Vorspiel, würde vielleicht auch das Talent von Graeme Ronald und seinen Musiker mehr zum Tragen kommen, aber das ist leider Wunschdenken.

5/10 Punkte


erstellt von Leon.

Dienstag, 8. November 2011

Alben des Monats: Oktober 2011

Markus:

Mac Miller - Best Day Ever

Ich hab im letzten Monat definitiv Gefallen am Schaffen des jungen US-Amerikaners gefunden. Einige Mixtapes hat er bereits veröffentlicht und dieser Tage erscheint auch sein Debutalbum. Bisheriges Highlight seines Outputs ist "Best Day Ever", auf dem man eingängigen Hip Hop und Pop Rap im besten Sinne bekommt. Mac Miller erweist sich als MC mit lockerem, smoothen Flow, Charisma und gutem Beatgeschmack, sei es bei Party-Tracks wie "Donald Trump" oder dem leicht melancholischem Instrumental des Outros.


Audio88 & Yassin - Zwei Herrengedeck, bitte

Ein ganz anderer Schiene fahren da diese beiden jungen Herren. Hier wird auf hervorragende Art und Weise alles und jeder kritisiert und lyrischer Zynismus auf höchstem Niveau zelebriert, so dass man insbesondere von Audio88 fast jede 2. zweite Zeile zitieren möchte. Zusammmen mit den düsteren, polternden und auf Eingängigkeit verzichtenden Instrumentals, ergibt das eine der eigenständigsten Rap-Platten, die Deutschland zu bieten hat.


Leon:

The Velvet Underground – Loaded

Eigentlich habe ich mir das Album nur gekauft, weil ich meine Sammlung ein bisschen kompletter haben wollte. Aber obwohl Loaded schwierig ist - gerade weil es ein Album vollgestopft mit „Hits“ ist – ist es nochmal eine Großtat von Lou Reed. Denn es ist ein Grower vor dem Herren: Diesmal wird es aber groß, wenn man merkt, dass die Songs genial sind und jeder etwas Besonderes ist. Im Endeffekt kann eben auch eine Hitlawine mal etwas sein, was man braucht und genießt.


La Dispute – Wildlife

Das Genredilemma… Warum wird Wildlife als Postcore bezeichnet? Tatsächlich nur weil jemand schreit und nur weil es nicht „schön“ ist. Wenn man aber auf die Musik hinter dem oft in Hörbuchähnliches abdriftendem Gesang hört, gibt es da vielmehr langsame Steigerung und gemalte Musik als krasse Breaks und brutale Momente. La Dispute sind Schafe im Wolfspelz aber genau das macht sie so spannend.

Sonntag, 6. November 2011

Newsflash 6.11.2011

Erfreuliche Neuigkeiten! Die allseits gefeierten The XX begeben sich wieder ins Studio und werkeln dort am Nachfolger ihres 2009 erschienenen Debuts. Name, Termine oder ähnliches sind allerdings noch nicht bestimmt. Gespannt sollte man dennoch sein.


Ein bisschen konkreter sieht es da bei James Blake. Für seine neue EP "Love What Happened Here" gibt es neben einem Veröffentlichungsdatum, auch schon die Möglichkeit sich die 2 neuen Tracks anzuhören. Nachfolgend der Titeltrack.




Auch Nicolas Jaar hat eine neue EP veröffentlicht. Diese trägt den Titel "Don't Break My Love" und steht sogar kostenlos zum Download bereit.

NICOLAS JAAR / Don't break my love EP by Clown & Sunset


Demnächst erscheint dann auch die 4. LP von Mr. Oizo, welche mit "Stade 2" betitelt ist und 13 Tracks umfasst. Am 18. Oktober ist käuflich erwerblich, vorher könnt ihr allerdings schon die Preview "Douche Beat" hören.

Mr. Oizo - Douche Beat (Preview) by iRaFuuNka


Neue Musik gibt es auch von Cloud Nothings, zumindestens den einzelnen Song "No Future No Past". Der nächste Langspieler wird erst ab 24. Januar via Carpark erhältlich sein und von niemand geringerem als Steve Albini produziert sein. Ich stelle erneut fest, dass die Band nicht leider nicht mehr so berührt wie auf ihrem Debut, wie das auch schon bei ihrem diesjährigen Album der Fall war (welches allerdings trotzdem solide war). Wer sich selber einen Eindruck verschaffen möchte, kann dies hier tun.


Für Hip-Hop-Fans, aber natürlich auch alle anderen Musikhörer empfiehlt es sich, sich mal das neue Mixtape von Asap Rocky zu Gemüte führen. Allein die Tatsache, dass der äußerst frische Produzent Clams Casino einige Beats beigesteuert hat, rechtfertigt dies. Da das ganze kostenlos ist, kann man ohnehin nichts falsch machen. Ein Klick genügt.


Nun noch etwas für Leute die gerne auf Konzerte gehen. In letzter Zeit haben aller Hand hochkarätige Acts Termine für baldige Live-Auftritte veröffentlicht:

So ist M83 an folgenden 3 Abenden auf der Bühne erlebbar:

28.11.2011 Berlin - Gretchen
22.02.2012 Hamburg - Uebel & Gefährlich
05.03.2012 München - Feierwerk


Wer es eine Spur simpler und härter mag, freut sich eher auf den Februar, an dem Skrillex für mehrere Tage deutschen Boden betritt.

23.02.12 Hamburg - Docks
24.02.12 Berlin - Astra Kulturhaus
25.02.12 Köln - E-Werk
26.02.12 Stuttgart - Rocker 33
27.02.12 München - Muffathalle
28.02.12 Frankfurt - Cocoon


Im selben Monat werden auch Justice in 2 Städten hierzulande ihr neues Album live vorstellen.

22.02. Berlin – Columbiahalle
24.02. München – Kesselhaus


Und da wäre auch da auch noch ein gewisser Noel Gallagher, der bald im deutschsprachigen Raum auftreten wird.

04.12.2011 Köln - Palladium
08.03.2012 Hamburg - Alsterdorfer Sporthalle
09.03.2012 Berlin - Max-Schmelling-Halle
11.03.2012 München - Tonhalle


Zum Abschluss noch ein großes Schmankerl für die entsprechenden Fans: ein mehr als anderthalbstündiges Interview mit MF Doom, der sich auch in diesem Gespräch
von seiner maskierten Seite zeigt.

Lecture: DOOM (Madrid 2011) from Red Bull Music Academy on Vimeo.

Mittwoch, 2. November 2011

Einfach mal lächeln (Editorial)

Hallo Leser,

den Blog betrefend gibt es eigentlich nicht viel zu sagen dieses mal, außer, dass die News, die zuletzt ja etwas unregelmäßig aufgetaucht sind, bald wieder regelmäßiger kommen und dass ich vielleicht wirklich mal wieder dazu komme, was zu Argentinien zu schreiben. Aber weil ich das sonst nirgens erwähnen kann, will ich heute einfach mal meine Bewunderung für SMiLE ausdrücken. Oder besser gesagt: Das Album, was am 1.11. von den Beach Boys als The SMiLE Sessions veröffentlich wurde. Es ist genial und es ist nicht abzusehen, was dieses Ungetüm zwischen Guter-Laune-Musik und Experiment hätte anrichten können in der Musiklandschaft von damals. Wenn ihr also mal ein verdientes Reissue hören wollt empfele ich euch in den nächsten Tagen mal in den Stream auf spinner.com zu kucken und euch mitreissen zu lassen.

Hier die Reviews des letzten Monats:

Urlaub in Polen - Boldstriker: 8/10
Toniah Reeh - Boykiller: 6/10
Konzertreview: Urlaub in Polen im Schlachthof/Wiesbaden
Wavves - Life Sux EP: 7/10
Haken - Visions: 8/10
Ahzumjot - Monty: 4/10


Viel Spass beim Weiterlesen,
Leon.

Montag, 31. Oktober 2011

Ahzumjot - Monty (Review)

Ohne ihn als Mitläufer darzustellen, Ahzumjot profitiert sicherlich vom derzeitigen Erfolg alternativer Rap-Entwürfe wie denen von Marteria und Casper. Es wurde gezeigt, dass man auch ohne Meta-, Battle- und Gangster-Rap in der hiesigen Hip-Hop-Szene positiv aufgenommen werden kann und Künstler, die abseits bekannter Pfade wandeln, stoßen vermehrt auf offene Ohren. So finden sich Parallelen zu Newcomern wie KaynBock und Rockstah, der auch auf dem Album gefeatured ist, während er mit den zu Beginn genannten Herren eine Vorliebe für elektronische Beats (Materia) bzw. ähnliche Themenspektren (Casper) besitzt. Trotz der gewissen Gemeinsamkeiten stellt "Monty" im deutschsprachigen Raum etwas sehr eigenständiges da, wenn auch nichts revolutionäres, was bekanntlich aber auch gar nicht von Nöten ist.

Obwohl Ahzumjot schon im Alter von 11 Jahren erste Rap-Versuche unternahm, ist bisher bis auf das letztjährige Kollabo-Album mit P.r.z. als Schlechte Menschen kaum Output des Jungen Herren an die Öffentlichkeit gelangt. Trotzdem wurde er im Vorfeld der Veröffentlichung seines ersten Langspielers mit reichlich Lorbeeren bedacht und das ein oder andere Mal als neue deutsche Hip-Hop-Hoffnung bezeichnet. Ob das mit dieser Platte gerechtfertigt wird, sei jetzt mal dahin gestellt. Kommen wir nun aber zum eigentlichen musikalischen Produkt.

Die erste Minute ist, um ehrlich zu sein, ziemlicher Müll. Kitschige Synths treffen auf ebenfalls kitschig vorgetragene, halbgesungene Vocals. Dann aber ertönt ein basslastiger Beat samt erster Rap-Strophe darüber, dass "wir alles tun für Andere" und die Zukunft trotzdem ungewiss ist. Sicherlich alles nicht ganz falsch, aber auch keine wirklichen neuen Erkenntnisse oder neuen Blickwinkel. Ausnahme bildet die Bezugnahme auf den namensgebenden Hund Monty, der sich mit solchen Problemen nicht herum schlagen muss, sondern einfach den ganzen Tag nichts tun kann, ohne über die Folgen seines Handels nachzudenken. Dies ist ein Bild, welches immer wieder auftaucht. Allerdings nicht im nachfolgenden "STDTKDS" welches erneut mit einer nervigen Hook aufwartet und textlich sicher für viele junge Menschen zwischen mittelmäßigem Abi, Studium, wenig Geld und, um einmal Rocko Schamoni zu zitieren, den "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit", Identifikationspotenzial besitzt. Ich für meinen Teil finde mich nur bedingt in diesem Track wieder, was auch an meiner Dorfjugend liegen könnte, auch wenn Slacker-Dasein und zweifelhafte Zukunftsaussichten auch in meinem Leben eine Rolle spielen. Das Thema Identifikation spielt bei diesem Album für mich ohnehin eine große Rolle. Obwohl ich sehr gerne Kollegahs Zuhaltertapes höre, ohne sonst Benz zu fahren oder Schellen an Prostituiere zu verteilen, und somit für mich das Mitfühlen von Rap-Texten nicht unbedingt von großer Wichtigkeit ist, ist es bei "Monty" der Fall, dass die Stücke, in denen ich mich persönlich wiederfinde, mir meist am besten gefallen, so z.B. "Gassi gehen". Die Hunde-Metapher steht hier für den Wunsch nach einer spannenderen, erfüllteren Zukunft, nach "einem Ort der, weniger scheiße ist". Zusammen mit einem atmosphärischen aber kraftvollen Instrumental, welches die Emotionalität des Refrains hervorragend unterstreicht. Meiner Meinung nach der eindeutig beste Song der Platte und auch der einzige der mir durchgängig gefällt.

Bei den nachfolgenden Anspielstationen wissen zwar Elemente wie die Hook ("Sepia zu Gold"), die, in diesem Fall leicht an Major Lazers "Pon De Floor" erinnernden, Drums ("Webcam"), das Instrumental ("Explosionsgeräusche") oder die Atmosphäre ("Nicht viel"), doch dafür fallen dann andere Dinge wieder negativ ins Gewicht. Man kann die 13 Stücke zwar alle durchhören, allerdings weckt kaum eins den Wunsch nach mehrmäligen Hördurchläufen. Ein weiterer Minuspunkt sind die 3 Features, die den Eindruck eher verschlechtern anstatt ih aufzuwerten.

Dass "Monty" trotz allem kein schlechtes (wenn auch kein gutes) Werk ist, liegt neben einigen gelungenen Ansätzen vor allem an der Sympathie, die Ahzumjots entspannte und runde, trotz nicht überragenden technischen Fähigkeiten, Vortragsweise ausstrahlt. Hier liegt leider aber auch wieder ein Kritikpunkt begraben. Ahzumjot klingt zwar angenehm und trotz dem teilweisen Verzeicht auf Reime nicht stockend oder abgehackt, leider würde etwas mehr Variation und Emotionalität, manchmal auch Aggressivität, der Stimmlage und des Flows dem Ganzen gut tun. Ebenfalls Fluch und Segen sind die recht einfachen Texte, die sehr authentisch wirken, denen es allerdings, um auf LP-Länge konstant zu interessieren, an lyrischer Finesse mangelt. Simplizität ist grundsätzlich nichts Schlechtes, funktioniert aber meist nur richtig, wenn der Künstler in der Lage ist diese emotional zu transportieren, was hier leider nur teilweise der Fall ist.

Trotz aller Kritik wartet Ahzumjots Solo-Debut mit einigen gelungenen musikalischen Momenten auf, als Gesamtwerk überzeugt es allerdings nicht durchgehend, auch weil herausragende Einzelsongs bis auf eine Ausnahme fehlen. Letztlich will der Funke einfach nicht richtig überspringen. Anhören sollte man es sich dennoch, zu mindestens wenn man an aktuellen, neuen Entwicklungen im deutschsprachigen Rap interessiert ist und eins muss man ihm lassen, er macht immerhin sein eigenes Ding. Ich für meinen Teil werde wahrscheinlich nicht noch einmal zu "Monty" zurückkehren, bin aber dennoch gespannt, was in Zukunft vom Herrchen des gleichnamigen Hunds kommen wird, da der junge Hamburger hier stellenweise durchaus sein Potenzial angedeutet hat.

4/10 Punkte



MONTY by Ahzumjot


erstellt von Markus.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Newsflash 26.10.2011

Nachdem die News zuletzt mehrmals ausgefallen sind, gibt es diesmal wieder eine Ladung Neuigkeiten aus der Musikwelt und diesmal ist das auch jede Menge Interessantes. Besonders im Hip-Hop hat sich in den letzten Tagen einiges getan. Darum beginnen wir auch mit einer Hip-Hop-Band, deren letztjähriges Album häufiger aus meinen Lautsprechern tönte. Die Rede ist von The Roots, die weiterhin produktiv sind und am 6. Dezember ihre neue Platte "Undun" veröffentlichen. Hierbei wird es sich um ein Konzeptwerk handeln, welches die Geschichte des Mannes namens Redford Stephens erzählt, den Schlagzeuger ?uestlove als Person beschreibt, die kriminell wird, aber nicht kriminell geboren wurde. Auch ein erster neuer Track lässt sich nun hören. Betitelt mit "Make My" und einem Gastpart von Big K.R.I.T. weiß es durchaus zu gefallen, hat aber auch nicht die Hitqualitäten von den 2010er Stücken wie "The Fire" und "Right On".

The Roots "Make My" featuring Big K.R.I.T. by okayplayer


Auch von Gonjasufi gibt es neues Material. An diesem Montag wird seine die EP „The Night Inning“ via Hydroshare veröffentlicht, auf dem sich auch das nachfolgend hörbare "Eatfish" befinden wird, welches den kalifornischen MC Blu featured. Von letzterem gibt es übrigens auch ein neues, recht solides Beattape, welches ihr bei Bandcamp kostenlos streamen könnt.

GONJASUFI - "EATFISH" w: BLU (Produced by Johnson&Johnson) [aif] by Hydroshare.tv


Ein bisschen länger wird es hingegen dauern bis Kanye Wests neues Album in den Läden stehen wird. Das wird voraussichtlich erst im Frühling 2012 passieren - zu mindestens, wenn man seinen Twittereinträgen glauben darf. "GOODMUSIC.THE ALBUM.SPRING2012." hieß es dort.

Und nun ein Sprung über den großen Teich, hinein in die deutsche Rapmusik. Einer meiner Lieblingszyniker, namentlich Audio88, veröffentlicht demnächst/bald die EP "Die Erde ist eine Scheide". Von der gibt es nun eine erste Auskopplung welche man auch visuell genießen kann. Auf "Schmetterlingseffekt“ gibt es mit "Die Aschewolke aus Island hätte den 11. September verhindern können. Diese Natur ist schon verrückt." wieder die Zeilen für den man den Herren so schätzt. Sehr gelungener Track.

Audio88 - Schmetterlingseffekt from Yassin on Vimeo.




Mit Audio88 hat auch schon Hiob zusammengearbeitet, dessen erstes richtiges Soloalbum letzten Mittwoch erschienen ist. Nach u.a. den Kollabo-Alben mit Morlockk Dilemma, Produktionen für z.b. Sir Serch und einem Beitrag auf dem Spoken View Sampler war es eine oftmals heiß erwartete Platte aus der es nun auch eine Videoauskopplung gibt. Genießt den Titeltrack von "Drama Konkret".




Hiob wiederum befand sich dank Morlockk Dilemma auch schon mal auf einem Track zusammen mit JAW, welcher nun von Maeckes auf dessen neuer EP gefeatured wurde. Das Ergebnis des gemeinsamen Musizierens könnt ihr euch nachfolgend anhören und ansehen.




Nun kommen wir noch zu spendablen jungen Mainzern, nämlich Loki und Knowsum (letztere ist auch verantwortlich für das schöne Beattape "The Most Awkward"). Die beiden haben nun zusammen als Luk&Fil eine 10 Track starke EP fertiggestellt, die ihr euch hier kostenlos oder gegen den kleinen Obulus von 5€ runterladen könnt. Erschienen ist das Ganze über Sichtexot, über das auch schon die bei uns rezensierten Werke "Hässlon" und "Seelenquantisierung" von Tufu bzw. Tufu und Anthony Drawn veröffentlicht wurden.




Entfernen wir uns nun vom Rap und gehen auf andere Musik ein. Wie wär's mit etwas gefälligem Pop, in diesem Fall von Coldplay. Ich persönlich kann nur mit den ersten 2 Alben der Band etwas anfangen, deshalb hat es mich etwas überrascht, das mir ihre aktuelle Single "Paradise" durchaus gefällt. Nun gibt es auch ein Video zum Song, welches ihr euch nachfolgend anschauen könnt.

Coldplay - Paradise from Piyush on Vimeo.



Im Dezember kommen die Briten übrigens wieder nach Deutschland. Folgende 3 Live-Termine stehen an:
15.12. Köln - Lanxess Arena
20.12. Frankfurt - Festhalle
21.12. Berlin - O2 World


Wer schon immer mal wissen wollte wie es sich anhört wenn britische Post-Punk Bands aktuelle Chart-Pop-Nummern covern, findet die Antwort nun dank The Horrors welche sich an "Best Thing I Never Had", im Original von Beyoncé, gewagt haben.

The Horrors - Best Thing I Never Had (Beyonce cover) by the3penguins


Nun noch zu zwei Meldungen bei den es nichts zu Hören gibt. Für all die, die wissen wollen wie es so wahr als Schlagzeuger von Oasis empfiehlt sich das Lesen von "Die Wahrheit über Oasis", geschrieben von Tony McCarroll, der von 1991 bis April 1995 die Felle bei den Britpop-Legenden bearbeitete. Ein bisschen gedulden muss man sich allerdings noch, das Buch wird erst Anfang Dezember erscheinen.


Eine wenig erfreuliche Nachricht ist die Bekanntgabe der Scheidung von Kim Gordon und Thurston Moore, Fronterin bzw. Gitarrist bei Sonic Youth. Wie es nach dem Ende der 27-jährigen Beziehung nun mit der Band weitergeht, ist noch ungewiss.


Zum Abschluss gibt es nun aber noch einen mMn wahrlich tollen Song. "Midnight City" von der aktuellen LP von M83. Ein Song mit einer dieser einfach großen Melodien.

Montag, 24. Oktober 2011

Haken - Visions (Review)

Wenn eine Band wie Haken Visionen hat, dann sehen diese nicht aus wie bei anderen Menschen. Da gibt es keine ungenauen, verschwommenen Bilder. Nein, alles ist gestochen scharf und ausgearbeitet - nur die Aussage dahinter bleibt schwer zu erkennen. Das macht dem, der sich an dieses Album heranwagt, aber wahrscheinlich nicht viel aus. Der Progressive Rock/Metal-Hörer ist daran ja sowieso schon seit seinem ersten Kontakt mit diesem Stil gewöhnt.

Mit „Visions“ sollen eigentlich auch nur Menschen angesprochen werden, die diesem Genre offen gegenüber stehen und nicht bei der Erwähnung der Wörter „Dream Theater“, „Rush“ oder „Yes“ schreiend die Flucht ergreifen. Vor allem dem Sound von Dream Theater sind Haken doch sehr nahe, wobei sie ab und zu aber auch spielerisch und blitzschnell ganz anders - nämlich weich - klingen können, sodass sogar der Sunshine Prog von Spock’s Beard in einigen Momenten u.a. im Mittelteil von „The Mind’s Eye“ anklingt. Selbst diese Wechsel klingen durch die konstant gute Leistung von Ross Jennings am Mikrofon, der übrigens mit diesem sinnlosen Growlen aufgehört hat, nie zu gross und auch der Rest der Band ist mehr als je zuvor um Nachvollziehbarkeit bemüht. Das heisst nicht, dass es in irgendeinem der 8 Songs jemals Langeweile aufkommen würde. Auch wenn der Song und seine dynamische Entwicklung mehr als je zuvor im Vordergrund stehen bei Haken, muss niemand auf Duelle zwischen Gitarren und Keyboards auf höchstem musikalischem Niveau oder auf Einsprengsel aus Jazz oder Kirmes verzichten.

Aber instrumentales Gewichse geht halt nie über das Songwriting. Das fängt schon beim Opener „Premonition“ an, der sich aus einem Streicherquartett-Intro über einen spannenden Aufbau bis in ein Metalriff steigert um dann mithilfe von diversen Synhts in epische Höhen zu steigen nur um dann auf diversen Umwegen auf mehrfachen Solos auszuklingen. Dabei nimmt es kurzerhand auch noch Motive aus anderen Tracks des Albums voraus und das in nur 4 Minuten. Die kompletten 70 Minuten zu beschreiben, würde den Rahmen also mehrfach sprengen. Dazu ist das meiste auf VISIONS einfach zu episch – ob nun die 3-teilige Suite in der Mitte, die in 18 Minuten alles durchspielt, das Haken zwischen Metal, Jazz, Pop, Rock und klassisch eingesetzten Streichern heraufbeschwören können oder der Titelsong, der mit 23 Minuten ein Superlativ in Länge und in Qualität in der Geschichte dieser Band darstellt. Dabei stört nie eine Idee wirklich und selbst der 8-Bit-Einschub in „Insomnia“ unterbricht den unglaublichen Fluss nicht, der das Album von vorne bis hinten bestimmt.

Das ist zwar durchaus spannend, die Musik hat aber gegenüber früheren VÖs der Band, vor allem der Demos, an Unberechenbarkeit eingebüßt. Eigentlich stört das zwar nie, nachdem man das Album dann aber komplett gehört hat, fehlte dieser WTF-Moment, den die Londoner doch eigentlich so gut beherrschen. Wenn sie ihre unzähligen Fähigkeiten mal in einem Album unterbringen könnten, würde es ein absolutes Meisterwerk sein. So ist Visions einfach nur verdammt gut.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Alben des Monats: September 2011

Ohne Einleitung, keine Zeit! Nein, Quatsch, also für die Alben des Monats ist natürlich immer Zeit auch wenn es mal wieder spät ist...

Markus:

Primal Scream - Screamadelica

Eines meiner absoluten Lieblingsalben, welches ich diesen Monat aufgrund des sehr guten Auftritts der Band beim Berlin Festival wieder einmal anghört und genossen habe wie eh und je. Die Platte steckt einfach voller genialer Momente, das Einsetzen des Beats bei "Loaded", die Streicher in "Higher Than The Sun", der Refrain von "Damaged", einfach jedes mal ein Flash. Dazu das eingängige "Movin' On Up", das hypnotische "Slip Inside This House", das vor Groove strotzende "Don't Fight It, Feel It" und viele weitere großartige Songs. Ein Meisterwerk.


Mount Kimbie - Maybes

Auch Mount Kimbie überzeugten auf dem Berlin Festival, was mich dazu bewog, mich genauer mit dem bisherigen Output der Band zu befassen. Besonders der Titeltrack dieser EP hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck auf mich. Die verträumte Gitarre, die filigrane Perkussion und die entfremdeten Vocal-Schnipsel ergeben einfach ein bezauberndes Gemisch. Auch die restlichen 3 Tracks hinterlassen ein positiven Eindruck und machen die EP zu einem eigenstädnigen und gelungen Hörerlebnis.


Prinz Pi - !Donnerwetter!

Auf "!Donnerwetter!" zeigt der royale Hauptstädter einmal mehr seine großen Fähigkeiten, zusammen mit den Beats, Stimmungen und Bilder textlich zu beschreiben. Sei es die eigene Jugend, die Liebe zur Heimatstadt oder den Wandel Deutschlands in den letzten 30-40 Jahren. Dabei schafft er es auf diesem Album die unterschiedlichsten Dinge zu thematisieren, ohne dass das ganz wild und konzeptlos klingt. Zudem findet man auch kaum Standart-Representer- oder Battle-Rap mit einem weiteren Aufwärmen tausend mal gehörter Lines auf dieser Platte, nein, Prinz Pi behandelt lieber die großen und essentziellen Themen und meistert dies fast durchgängig mit Bravour.


Leon:

Johnossi - Johnossi

2 Schweden machen Indie-Rock. Nicht mehr ist Johnossi: Die Drums von Ossi sind songdienlich, die Gitarre von John sorgt ein bisschen für Farbe. Das, was zählt, ist schliesslich immer noch das Songwriting und das ist hier immer grossartig. Denn die Texte, die Geschichten über das Verlieren und über Verlierer sind, treffen dahin wo sie hinsollen. Manchmal klingt das wie in "There's A Lot Of Things To Do Before You Die" wirklich nach Verzweiflung und manchmal bringt es wie in "Man Must Dance" mit der Lockerheit 'dieser jungen Bands' halt auch zum Tanzen.


Urlaub in Polen - Boldstriker

Eigentlich habe ich dieses Album schon häufig genug erwähnt. Aber wenn Musik es schafft so eingängig zu sein ohne dass das Wort Pop fallen kann und so spannend und ideenreich ohne verkopft zu klingen, wird es am Ende des Jahres bestimmt noch mal auftauchen.

Samstag, 15. Oktober 2011

Wavves - Life Sux EP (Review)

Auch wenn Nathan Williams polarisiert, mangelnde Produktivität in Sachen Veröffentlichungen kann man ihm nicht vorwerfen. So hat er seit 2008 jedes Jahr neues Material vorgelegt, auch wenn es diesmal "nur" eine EP ist, die musikalisch betreacht im Wavves-Kosmos durchaus ihre eigene Nische besetzt.

Man hat sich vom Surf Punk des sehr guten Vorgängers "King of the Beach" ein kleines Stück entfernt und bietet jetzt 5 Tracks, deren Stil auf Indierock, 90er-Alternative, und Punk-Energie aufbaut. Im Vergleich zur letzten LP ist das Endprodukt verschrobener, das Gitarren-Feedback hat wieder zugenommen. Herausgekommen sind Songs die schnell ins Ohr gehen und alle einen Drive besitzen, der sie aus der Masse hervorhebt. Das ist auch nötig, denn die musikalische Richtung die Wavves eingeschlagen sind, ist von vielen derzeit aktuellen Bands gewählt worden. No Age und Best Coast lassen grüßen. Letztere sind übrigens auch auf "Life Sux" vertreten und waren an der Entstehung von "Nooding Off" beteiligt. Das hört man auch raus, denn dieses klingt wie ein klassischer Best Coast Song nur etwas verschrobener und mit männlichen Vocals.

Eindeutiges Highlight des kleinen Werks ist für mich "Poor Lenore" bei dem deutliche Einflüsse von Alterntive-Rock aus den 90ern mit einer eingängigen Hook kombiniert werden. Einziger Tiefpunkt hingegen ist "Destroh", welches erst vielversprechend beginnt dann aber Vocals der Band Fucked Up enthält, mit denen ich wenig anfangen kann. Die Texte sind wie erwartet nicht besonders tiefgängig und auch ein bisschen mehr Originalität könnte nicht schaden. Es ist aber auch so eine gute Veröffentlichung für zwischendurch geworden, die durchaus kurzweilige Unterhaltung bietet. Weltbewegendes darf man allerdings nicht erwarten.

7/10 Punkte




erstellt von Markus.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Urlaub in Polen im Kulturzentrum Schlachthof/Wiesbaden (23.09.2011; Konzertreview)

Urlaub in Polen sagten einmal, dass sie sich auch auflösen, weil es einfach nicht weitergeht, weil seit Jahren immer ungefähr die gleiche Anzahl Menschen auf ihre Konzerte geht. Auch auf dem Halt, den sie auf ihrer vorletzten Tour im Schlachthof eingelegt haben, ist das Publikum überschaubar, obwohl der Saal fast gefüllt ist. Dafür sieht man aber wirklich alle Gruppen die man erwarten kann. Menschen allen Alters und mit sehr verschiedenen Musikgeschmäckern (an der gesunden Mischung aus Metal-, Indie-, und Wasweissichwas-Band-T-Shirts erkennbar) haben sich eingefunden um Urlaub in Polen zu sehen.

Erstmal spielen aber Miumi und die Wiesbadener passen auch irgendwie zu Urlaub in Polen. Auch sie machen eine Art Noise-Rock, haben ihre experimentellen Momente und einen Computer als Unterstützung auf der Bühne, aber durch die Länge und Monotonie ihrer Songs wirkt alles, was sie da auf der Bühne machen unfokussiert. So würde vielleicht ein Ambient-Album der folgenden Hauptband klingen. Wer sich das also immer schon mal gewünscht hat, der tanzt vorne, ich persönlich stehe eher unbeteiligt hinten.

Nach kurzer Umbauphase kommen dann Georg Brenner, der seine Zigarette wohl nicht aufrauchen konnte bevor man ihn auf die Bühne gescheucht hat, und Jan-Phillip Janzen, auf die Bühne und schon als sich die Band zu den ersten Geräuschen aus dem Sampler gesellt, werden die Qualitäten dieser Band auf der Bühne klar. Das Sample aus „Theodore Flames“ ist etwas erweitert, das Schlagzeug treibt präzise nach vorne und Brenner ist mit vollem Herzen und teilweise etwas prätentiös gestikulierend bei der Sache. Auf seine eigene Weise charmant ist das und geht großartig weiter. Die meisten Songs können ohne Probleme gespielt werden. Das einzige, das stört, ist der Mikrofonausfall, der am Anfang ab und zu mal die Perfektion unterbricht, aber im Fluss auch nicht wirklich stört. Vielmehr heraus stechen so geniale Stellen wie die Performance von „Snowwhite“, in der Druck ohne Ende steckt und die dem Song durch einen erweiterten Mittelteil sogar kurz eine schwelgerische Atmosphäre verleiht.

Im Endeffekt ist es beeindruckend, was Urlaub in Polen hier auf die Beine stellen, aber leider viel zu kurz. Schon nach einer Dreiviertstunde beenden sie das Konzert und damit auch den Zustand zwischen Tanzwut und Trance, in die sie viele Zuschauer versetzt haben. Trotzdem ist ein Besuch der anstehenden Abschiedstour im Dezember unbedingt zu empfehlen – die Gefühle, die ein Auftritt der beiden auslösen können, sind nämlich einfach einzigartig.

08.12. Kassel - K19
09.12. Münster - Amp
10.12. Düsseldorf - FFT
15.12. CH-Bern - ISC
16.12. Ulm - Eden
17.12. München – Backstage


erstellt von Leon.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Tonia Reeh - Boykiller (Review)

Tonia Reeh dürfte dem ein oder anderen unter ihrem bisherigen Künstlernamen Monotekktoni bereits bekannt sein. Mit einer Newcomerin hat man es also definitiv nicht zu tun, auch weil sie unter ihrem eben erwähnten Synonym bereits 4 Alben veröffentlicht hat. Für ihr neuste Veröffentlichung hat sie sich nun wieder auf ihre Wurzeln zugewandt und sich anstatt experimentellem Electronicsound diesmal einem reinen Klavier-Vocal-Set gewidmet. Was nicht heißen soll, dass das Ganze jetzt auf einmal leichte Kost ist, nein, "Boykiller" ist ein Werk, dass sich nicht unbedingt zum Nebenbeihören eignet. Es herrscht eine melancholische Grundstimmung vor und die Stimme der Berlinern gleicht eher der von PJ Harvey als dem lieblichen Organ von Lykke Li. Textlich werden dabei u.a. Themen wie Verabschiedung und die negativen Seiten des Heimatgefühls behandelt.

Diese Mischung schafft schon zu Beginn ein erstes kleines Highlight. Der Titeltrack beschreibt die seltsame und verstörende Reise eines Zugvogels und weiß besonders zum Ende hin beim Eintreffen des Schlagzeugs zu überzeugen. Überhaupt, die Platte hat ihre stärksten Momente definitiv wenn die Drums sich zu Tonia und ihrem Klavier gesellen und die Songs einen unwiderstehlichen Drive erhalten. Dieses Prinzip funktioniert abseits des Openers u.a. erneut in "Braveheart" und "Happy Knife" das durch zusätzliche Gesangsspuren sehr gut ergänzt wird. Das Problem ist, das beim Fehlen der Rhythmusgruppe den Liedern oftmals das spannende Element fehlt und die Musik etwas träge vor sich hin läuft. Dank der atmosphärischen Stärke ist dies zwar zu verkraften, sorgt allerdings auch dafür, dass man nicht unbedingt so Widerhören motiviert wird.

Insgesamt hat "Boykiller" sicherlich seine starken Momente, allerdings können die Qualität und die Spannung nicht durchgängig gehalten werden. Trotzdem ein solides Album, das Freunden von Pianoklängen und starken Frauenstimmen zu empfehlen ist und auch der Rest macht keinen Fehler damit, in das Album rein zuhören.

6/10 Punkte




erstellt von Markus.

Montag, 3. Oktober 2011

Newsflash 03.01.2011

Unter der Woche gab es ja reichlich Spekulationen und gegensätzliche Aussagen zum Thema Bloc Party. Nachdem erst Kele Okereke nicht mehr wusste ob er überhaupt noch zur Band gehört und wenig später Russell Lissack berichtete, dass man einen neuen Sänger suche, wurde nun einen Tag später das Signal gegeben dass man weiter als Quartett in der bekannte Besetzung weitermachen möchte. Wie es nun weiter geht oder warum man sich nicht vorher zusammen gesetzt hat anstatt über die Medien zu kommunizieren wurde allerdings nicht genauer erläutert.

Positive Neuigkeiten gibt es vom, bei uns großer Beliebtheit erfreuenden, Rapper Umse. Der hat nach längerer Zeit der Ruhe um seine Person einen durchaus freshen neuen Track auf youtube veröffentlicht hat. Unterstützung erhielt er vom Beatbauer Deckah. Schönes Instrumental, guter Flow und gelungene Wortspiele.
Sehr gut!



Und es geht weiter mit gutem deutschen Hip Hop. Diesmal allerdings komplett instrumental, denn Augenringe unter dem dritten Auge Records präsentiert ein 7 Track EP gefüllt mit Tracks von u.a. Hulk Hodn, Twit One und Suff Daddy. Das beste: für diese muss man nicht mal was bezahlen sondern kann sie sich hier kostenlos runterladen.


Nun gibt es noch ein paar weitere neue Videos bzw. Songs.

Es gibt nun den ersten Höreindruck vom 31. Oktober erscheinenden Kollabo-Album vom ehemaligen The Velvet Underground Mitglied Lou Reed und Metallica. Das nachfolgende Stück heißt The View und wird auch auf der LP "Lulu" vertreten sein.




Zum bereits vor einiger Zeit vorgestellten Song "If I Had A Gun" von der neuen Noel Gallagher Solo-Platte, die ab dem 14. Oktober in den Läden stehen wird, gibt es nun auch ein Video. Klingt mMn nach wie eine nette B-Seite vom letzten Oasis Album.

Noel Gallagher's High Flying Birds - If I Had A Gun from verstaerker on Vimeo.



Auch das Gold Panda einen Beitrag zur DJ-Kicks-Reihe von !K7 geleistet hat und das Ergebnis ab dem 28. Oktober erhältlich sein wird, wurde in einem vorangegangen Newsflash schon mal erwähnt. Einen ersten Eindruck vom neuen Material des Briten, dass sich auf der Platte befinden wird, kann man nun erlangen. Nachfolgend "An Iceberg Hurtled Northward Through Clouds".

An Iceberg Hurled Northward Through Clouds by Gold Panda


Und zurück zum Anfang: abseits von seiner eigentlichen Hauptband Bloc Party veröffentlicht Kele Okereke am 31. Oktober via Wichita Recordings die neue EP "The Hunter" auf der sich insgesamt 7 Tracks befinden werden. Einen ersten, zusammen mit Lucy Taylor aufgenommenen, kann man sich jetzt anhören. Viel Spaß mit "What Did I Do".

Donnerstag, 29. September 2011

Urlaub in Polen – Boldstriker (Review)

Das Schlagzeug kommt angaloppiert und Gitarre und Unidentifizierbares werden eingestreut. Dazu kommt Georg Brenners Stimme, die typisch in seiner eigenen Art Sprechgesang dargeboten wird. Der ist diesmal aber clean! Und das ist noch nicht mal das Unerwartetste, was im Opener „Lore-Ley I“ passiert. Denn gerade wenn man sich eingegroovt hat in diese, wie immer an Neu! erinnernde, Atmosphäre, da bekommt das Bild, das man von Urlaub in Polen bis jetzt hatte, Risse. Ein Klavier, nicht dissonant, nicht verstimmt, nicht mit Einsatz von riesigem Echo! Einfach nur ein Klavier. Das, was hier passiert, ist nicht hibbelig und nicht anstrengend und gleichzeitig ist es nicht aufdringlich und elektronisch. All das waren Brenner (Ken) und Janzen (Von Spar) auf den letzten 4 Alben dieses „Nebenprojekts“ ja auch schon und wenn sie da stehengeblieben wären, müsste diese Band sich ja nicht auflösen.

„Boldstriker“ ist das Album mit dem die 2-Mann-Band bis jetzt am wenigsten aus der Reihe aber am meisten aus ihrer Bandtradition tanzt. Alles ist nämlich irgendwie entspannt. Es gibt echte Songs mit sinnvollen, wenn auch schwierig zu verstehenden Texten. Seltsamerweise fassen sie ihre Bandgeschichte auf diese Weise aber auch zusammen. Die Entwicklung ging ja immer mehr in Richtung Nachvollziehbarkeit, aber bis jetzt auch immer in Richtung Electronika. Die hört man hier nur an wenigen Stellen. Der 2. Teil des genialen Snowwhite ist so eine. Nachdem die erste Hälfte des Songs vom Beat getragen ist, der unglaublich druckvoll die Klangfetzen vor sich her treibt, die Brenner in Massen in den Song einbaut, kommt ein kleiner Break. Dass aus dem Song fast eine 4-to-the-Floor –Nummer werden könnte, wäre auf jedem anderen Album undenkbar, passt hier aber perfekt hinein.

Genauso wie die Gastmusiker hier hinein passen: So viele davon gab es auf einem UiP-Album nämlich noch nie und neben dem Klavier das Wolke-Pianist Bene Filleböck und dem Bass, den auf einigen Tracks des Albums ihr Produzent Guido Lucas übernahm, kam selbst an der Gitarre auf „Oh Beo, Where Art Thou?“ ein Gastmusiker, nämlich Johannes Stankowski , zu Worte und diese Worte sind mechanisch ohne Distanz zum Hörer aufzubauen. Somit ist das Beste aus der Auflösung des ehemals ziemlich festen Bandgefüges gemacht worden. Jedes Instrument, dass nicht von Brenner und Janzen gespielt wurde, ergänzt den Sound, der aber auch bei Songs, bei dem man nur die beiden Bandmitglieder hört, nie unausgereift daherkommt.

Man kann „Boldstriker“ also als gelungenes Zeugnis einer harmonischen Trennung bezeichnen, denn mit diesem Album ist tatsächlich alles gesagt. Nach diesem letzten Schritt zur tatsächlichen Auflösung des Sounds, bei dem sich der Vergleich mit Sonic Youth weniger als je zuvor aufdrängt, freut man sich auf das, was hier noch entstehen kann, wenn das Nachfolgeprojekt, was auch immer da kommt, loslegt. Bis dahin hat man aber erstmal ein Album, das einen Schwebezustand sowohl leicht als auch interessant und verdreht beschreibt. Die bedrohlichen Momente wiegen dabei die euphorischen aus und es entsteht ein Gleichgewicht, das sehr selten ist bei dieser Art von Musik, die immer noch weit ab des Normalen spielt.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

Sonntag, 25. September 2011

Attacke (Editorial)

Hallo Leser,

das Editorial kommt jetzt mal Mitte des Monats, ist ein bisschen unter den Tisch gefallen. Es gibt eigentlich auch nur 2 Sachen zu erzählen:

1. Anfang des Monats hatten wir für 3 Tage jeweils über 1000 Zugriffe aus den USA. So if you are reading this, just stop it!
2. Es kommen bald mal wieder Beiträge zur argentinischen Rockmusik... die werden dann aber eher meine Favoriten aus den jeweiligen Epochen behandeln als einfach alles abzudecken. Darüber muss man dann eher mal ein Buch schreiben. Mal sehen.

Hier dann noch die neuen Reviews der letzten Zeit:

Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung - Zurück zur Natur: 8/10
Tufu - Häßlon: 7/10 Punkte
YOB - Atma: 7/10 Punkte
Astronautalis - This Is Our Science: 7/10 Punkte
Neon Indian - Era Extraña: 7/10 Punkte
Brenk - Gumbo 2: Pretty Ugly: 8/10 Punkte

Daneben wird die Karteikarte "Das Jahr '10" bald wohl zum Sammelpunkt für alles, was wir jahresüberblickstechnisch bis jetzt gemacht haben. Mehr ist eigentlich nicht vorgenommen bis jetzt und bei meinem momentanen Schulstress wird sich auch erstmal nichts mehr vorgenommen.

Viel Spass also beim Weiterlesen,
Leon.