Mittwoch, 14. Dezember 2011

Alben des Monats: November 2011

Wir waren schon mal später...

Leon:

Charles Mingus – The Black Saint And The Sinner Lady

Obwohl die Untertitel der 3 Songs auf „The Black Saint…“ schon ein bisschen eine mögliche Story zwischen Liebe, Sünde, Religion, Krieg und Frieden andeuten, kann man Charles Mingus‘ Avantgarde-Jazz-Meisterwerk doch aufnehmen wie man will. Zum Beispiel kann man sich die Tänzer vorstellen, die zu diesen Stücken tanzen, wie es die eigentlichen Titel andeuten – vielleicht würde das ein bisschen seltsam aussehen, aber zugucken würde ich trotzdem. Denn, wenn sie es auch nur halb so gut schaffen sollten Komposition und Improvisation in einer Form zu verbinden wie Mingus es hier geschafft hat, gäbe es an diesem „Ballett“ unglaublich viel Interessantes zu entdecken und gleichzeitig überhaupt nichts auszusetzen.


Has-Lo – In Case I Don’t Make It

Was ist das besondere am melancholischen Seelenstriptease von Has-Lo? Er hat sich dafür eine Ausdrucksform ausgesucht, in der alle Fehler sofort von anderen kritisiert werden und auf jede kleine Schwachstelle sofort mit abwertenden Kommentaren reagiert wird. Aber der Rapper ist so weit weg von typischen Klischees, dass wahrscheinlich kein anderer auf die Idee kommen wird genau ihn zum Feindbild zu machen. Denn in den Selbstmord, den er am Ende des Albums sogar selbst offen als möglichen Grund das Album gemacht zu haben anspricht, will ihn bestimmt niemand treiben. Seine Todesfantasien und Probleme klingen dabei mit Streichern und Pianos auf minimalistischen Beats so menschlich und traurig, dass man wirklich mit ihm leiden kann und ihn für sein Talent trotzdem noch beneidet.


Markus:

Asap Rocky - LiveLoveA$ap

Asap Rocky ist einfach ein cooler Dude. Es ist zwar kein herausragender Lyriker, dafür ist er aber der Typ mit dem hervorragenden Beat-Geschmack, gutem Flow, Charisma und Swag. Er ist der "Pretty Motherfucker", wie er selber gerne betont. Hier folgt Hit auf Hit, trifft Cloud Rap auf Dirty South, Chopped and Screwed auf East Coast Hip Hop. Die Musik ist gleichzeitig Vernebelt und erhaben, vor allem aber einfach großartig.


Big K.R.I.T. - Return Of 4Eva

Der Mississippi-Rapper gilt bei vielen als einer der interessantesten, noch relativ neuen Akteure im US-Rap. Und das zu recht. Nicht viele produzieren so gute Beats und überzeugen auch auf lyrischer und raptechnischer Ebene. Auf diesem Free-Album verbindet er gekonnt klassisches Sampling mit Synthies und Drumcomputer. Das klingt dann sowohl zeitgemäß und frisch, als auch zeitlos. Für sein komplettes Schaffen gilt, dass er immer den Spagat zwischen derbem Country Shit und souligen, geerdeten Tracks schafft. So thematisiert Big K.R.I.T. hier u.a. das Cruisen unter freiem Himmel, seine Rapanfänge, dem Umgang mit Stereotypen und das Lebensgefühl im Süden der Staaten. Alles durchgängig auf hohem Niveau.


Clams Casino - Instrumentals

Dass "LiveLoveA$ap" so überzeugen konnte, ist er der Verdienst von Clams Casino, der für 5 Beats auf dem Mixtape verantwortlich war. Doch auch Lil B, Mac Miller, Soulja Boy u.a. belieferte er schon mit passenden Instrumentals. Einige dieser wurden Anfang des Jahres zusammengestellt und veröffentlicht, so dass die oftmals sehr guten Stücke, die größtenteils auch ohne Raps funktionieren, auch nochmal ihre verdiente Aufmerksamkeit erhielten. Clams Casino hat sich zur wichtigsten Figur eines neuen Hip Hop-Mini Hypes, der den Namen Cloud Rap aufgesetzt bekam, entwickelt. Dieser zeichnet sich durch verträumte, dichte Beats, die gleichzeitig aber auch immer kraftvoll und episch klingen. Hört man Clams Casino dann tauchen vor dem inneren Auge Nebelschwaden, Sonnenauf- und -untergänge auf, passend zur Schönheit der Beats.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen