Freitag, 25. Juni 2010

Ikaria – Luxembourg (Review)

Ikaria ist die griechische Insel, auf der Ikarus nach seinem Höhenflug von seinem Vater Dädalus begraben worden ist. Vor den Küsten hat außerdem der griechische Gott Dionysos mal ein paar Piraten ausgetrickst. Also nicht grade die spannendste Insel, wenn ein Begräbnis das wichtigste Ereignis ihrer Geschichte war. Ikaria ist halt aber auch diese Band aus Berlin, die im letzten Jahr Post-Rock und Pop zu einem zwar etwas eintönigen aber doch positiv verträumten Debüt verbunden hat, dass durch die sehnsuchtsvollen Vocals an Qualität gewonnen hat. Auf dem neuen Album „Luxembourg“ haben sie es mit der Eintönigkeit stellenweise aber dermaßen übertrieben, dass sie in Sachen Langeweile der Geschichte des Namensgebers locker die Stirn bieten könne

Schon nach wenigen Sekunden des Openers „Parabolic“ ist klar, dass der Gesang es auf dieser Veröffentlichung wohl nicht rausreißen kann. Fast über die gesamte Länge des Albums wirkt er seltsam kühl und zerstört die Atmosphäre. In „Young Hearts Fail“ macht er sogar den Spannungsbogen kaputt und behindert das Laut-Leise-Spiel. Warum bei den unpersönlichen Texten überhaupt Gesang gebraucht wird, ist mir sowieso ein Rätsel.

Abgesehen von den bis jetzt genannten Schwächen erinnert die Platte sehr an „Other Truths“ von Do Make Say Think aus dem letzten Jahr, jedoch mit deutlich gekürzten Songs. Insgesamt gibt es unter den elf Songs der Platte nämlich nur drei, die die Grenze von vier Minuten überschreiten.

All dem stehen aber auch klare Pluspunkte entgegen. Alles ist mit Mathias Oldén von Logh Live aufgenommen worden, was eine deutlich rauere Stimmung als beim Vorgänger schafft. Deswegen klingen sie an vielen Stellen dann auch wie eine dreckigere Version der rhythmusbetonten Seite der Band des Produzenten.

Das Album leidet zwar unter dem geringen Unterschied zwischen den einzelnen Songs, kommt damit möglicherweise aber auch dem Willen der Band zu einem noch „straighteren“ Sound als beim Debüt nach. Dem gegenüber gibt es ab und zu auch Momente, die überzeugen können und überraschen. Der erste von diesen Momenten ist der Song „Waitress No.1“, der die erste Abweichung vom Einheitsgesang hin zu einem etwas aggressiveren Ton zeigt und auch die Instrumente wirken angestachelt. Kurz vor Ende kommt mit „Severe“ noch ein schnellerer Song, der mit mehr Abwechslung überzeugt und direkt darauf „Seven Spires“, bei dem sich die Vocals endlich mal mit den Instrumenten ergänzen.

Ikaria können es also eigentlich. Wenn sie beim nächsten Album mehr auf Abwechslung achten, kann es sehr gut werden. So aber plätschert ihre Musik zu sehr vor sich hin, im Hintergrund würde sie aufgrund ihres Popappeals wohl niemanden nerven, aber das ist jawohl nicht das Ziel einer Post-Rock-Band.

4/10 Punkte

erstellt von Leon.

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