Donnerstag, 18. Februar 2010

Get Well Soon - Vexations (Review)

Man könnte kurz meinen, Get Well Soon's neustes Album wäre ein Märchenhörspiel. So mutet zu mindestens der Opener "Nausea" an. Ein Mädchen erzählt, was ihr neulich im Wald passiert ist und dann leiten Streicher den "richtigen" Song ein. Der ist ruhig und bedrückt, vor allem aber hat er eine getragene Atmosphäre, die man auf "Vexations" in so gut wie jedem Stück wiederfindet. Hier ist auch schon das Problem des Albums versteckt. Die Stimmung ist eintönig und oft sind es die einzelnen Lieder dadurch auch. An sich ist eine bedrückte oder melancholische Dauerstimmung ja nicht schlecht, doch hier rutscht es auch oft ins Belanglose ab. Das Konstantin Gropper ein hervorragender Komponist ist der versucht seine Musik stimmungsvoll erklingen zu lassen, ist bekannt. Doch die Platte ist einfach zu stimmungsvoll, es fehlen einfach die lockeren Phasen. Doch natürlich hat der Schwabe trotzdem wieder einiges an Klängen komponiert, die von der getragenen Stimmung leben und dadurch so majestätisch und doch filigran wirken, wie es nur Get Well Soon so hin bekommt. Zu diesen Highlights gehören z.B. "We Are Free", "5 Steps / 7 Swords" und "We Are Ghosts". Letzteres überzeugt vor allem durch die schönen Chöre und sogar einem gewissen Maß an Fröhlichkeit(!).

Viele Stärken von "Vexations" liegen aber im Detail. So sind die Texte z.B. eine große von Konstantin zusammengesuchte Zitatesammlung, zudem entpuppt sich das Werk auch als eine Konzeptalbum über die philosophischen Lehren des Stoizismus, in dem es um emotionale
Selbstbeherrschung geht. Das kunstvolle Cover verdient auch noch eine Erwähnung, gemalt wurde es von dem rumänischen Künstler Adrian Ghenie und zeigt, nicht wie man auf dem ersten Blick vermuten könnte, eine Person die sich das Gesicht runter reißt, sondern jemanden der sich eine Torte aus dem Gesicht wischt.

"Vexations" ist also kunstvoll, enthält einiges an guter Musik und wie man es von Konstantin Gropper kennt, ist alles schön und geschmackvoll mit verschiedensten Instrumenten arrangiert worden. Doch bei 14 Tracks langweilt die getragene Grundstimmung, die dann auch mal ins Belanglose rutscht, auf Albumlänge dann doch. Mit ein bisschen mehr Lockerheit und Experimentierfreude könnte Get Well Soon demnächst noch etwas wirklich großes schaffen. Das Talent und Können dazu hat er.

6/10 Punkt

erstellt von Markus.

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