Freitag, 3. Juli 2009

ALEXISONFIRE - Old Crows/Young Cardinals (Review)

ALEXISONFIRE sind einfach eine ganz eigene Musikrichtung. Sie waren schon immer eine Band, die sich nicht gerade um aktuelle Trends scherte und sich auch sonst nicht so viel um ihre äußerliche Darstellung kümmerte. Schon ihr Debütalbum war für die kanadische Band der Durchbruch im Untergrund, es folgten weitere Alben, die ihnen mehr und mehr an Ansehen verschafften. Da verwundert es auch nicht weiter, dass ihr viertes Album "Old Crows/Young Cardinals" ebenfalls eine sehr fesche Angelegenheit geworden ist. In ihrem Heimatland Kanada räumt die Truppe regelmäßig Platin-Scheiben ab, hierzulande konnten ALEXISONFIRE ihr Erfolgspotential leider noch längst nicht ausschöpfen. Hoffentlich bringt ihnen der neuerliche Europa-Deal mit Roadrunner in dieser Hinsicht Glück.

Mit "Old Crows/Young Cardinals" hauen die Jungs nun einen weiteren, elf Songs langen Longplayer raus, der es wirklich in sich hat. Das Album ist eine wunderbare Gute Laune-Platte, die allerdings jederzeit die nötigen Tiefe aufweist, um Langzeitwirkung zu garantieren. ALEXISONFIRE mischen mit traumwandlerischer Sicherheit fetten Screamo, rotzigen Punk, Alternative und eine Prise Indie zu einer Soße zusammen, die dank der Durchschlagskraft auch locker zu harten Gerichten passt. Vor dicken Kollegen in Lederhosen braucht man schon mal keine Angst zu haben. Noch wichtiger als Härte sind aber Hits und die haben ALEXISONFIRE auch zuhauf. "Young Cardinals", "Born And Raised", "Sons Of Privilege", "Emerald Street", "Heading For The Sun"... nach einigen Durchläufen steht hier sowieso die komplette Tracklist. Besonders toll ist, dass die Kanadier inzwischen dreistimmig vorgehen. Neben Sänger George Parfitt und Gitarrist Dallas Green hat jetzt auch der andere Gitarrist Wade MacNeil ein Wörtchen mitzureden. Abwechslung ist das halbe Leben.

Beginnend mit dem einleitenden „Old Crows“ wird klar, das man hier eindeutig bestrebt ist, die Blickrichtung nach vorne zu setzen – stark positiv rotzig. Das Gegenstück zu „Old Crows“ wirkt dagegen mit Greens klarem Gesang fast schon zurückhaltender. „Sons Of Privilege“, „Heading For The Sun“ sowie „Accept Crime“ mit „Hey“-Mitschrei-Part und fatastischem Klampfensolo drücken da noch etwas weiter nach vorne. „Born And Raised“ und „Midnight Regulations“ beweisen sich als echte Ohrwürmer und sind mit „Young Cardinals“ zu vergleichen. „No Rest“ überzeugt mit druckvollem Chorus und „The Northern“ beginnt ruhig, steigert sich langsam und verbleibt im Midtempo imklusive Orgel im Hintergrund – mit einem passenden Wechsel der Reibeisenstimme von Pettit und den wünderschönen Vocals von Green. Eine keineswegs schmalzige, wundervolle Ballade am Ende des 42 1/2-minütigen Albums. Einfach genial.

Freude der vergangenen Alben werden mit Freuden feststellen, dass sich ALEXISONFIRE mal wieder selbst erfunden haben, ohne etwas Grundsätzliches an ihrem Sound zu verändern. Was aber feststeht: „Old Crows/Young Cardinals“ legt hier buchstäblich an Tempo und Härte zu. Außerdem beweisen ALEXISONFIRE, dass sie in jedem Fall zu der Topriege des Post-Hardcore gehören. Neueinsteiger können sich einfach an einer arschcoolen Scheibe erfreuen, die ohne das kleinste Fitzelchen Kommerz im Blut großes Hitkino bietet.

Anspieltipps: Song 1 bis 11

erstellt von Jin.

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