Dienstag, 12. Oktober 2010

Alben des Monats: September 2010

Diesmal ein bisschen spaeter als sonst, aber auch der beste Wein braucht ja seine Zeit. Damit ist die Darbietung von abgestandenen Spruechen aber auch schon zu Ende und es beginnt der schmackhafte Teil. ;)


Markus:


Alloy Mental - We Have Control


Alloy Mental sind definitiv eine der unterbewertesten Bands der letzten Jahre. Nach der Veröffentlichung von "We Have Control" gerieten sie schnell in Vergessenheit, dabei ist ihr (bisher?) einziges Album immer noch großartig. Hier liefern die Künstler einen rasanten und markanten Stilmix aus Techno, Synthpunk und Psychedelic. Knallende Beats treffen auf eigenwillige Sprechgesänge und Synthiegeknarze. Zusammen gehalten wird das durch dezente aber punktgenaue Gitarren und Bass-Einsprengsel. So kriegt man auf "We Have Control" 11 Tracks von denen jeder seinen eigenen Stil repräsentiert. Besonders überzeugend sind das treibende, dunkle "So Silent", das mit fulminanten Drums beginnende "God Is Green" und vor allem "I Gotta Love" mit der
grandios hypnotischen Wirkung durch die im Refrain sattfindene Wiederholung des Tracktitels. Definitiv ein Geheimtipp, mit dem man sich nochmal beschäftigen
sollte.


Gold Panda - Lucky Shiner


Weggefegt hat mich Gold Pandas Debut zwar nicht, aber dadurch, dass es erst eine bisschen zum Zünden brauchte, dann aber seine Qualität konstant hielt, lief es diesen Monat doch relativ häufug bei mir. Und das auch zu recht. voller schöner Beats, farbenfrohen Synthies und gut genutzten Samples verbreitet "Lucky Shiner" eine angenehm zurückgelehnte gleichzeitig aber spannende Atmosphäre. Schöne Sache um den Sommer passend ausklingen zu lassen.


Leon:


Animal Collective - Strawberry Jam


Ich habe einem Freund mal erklaeren wollen, dass Musik, bei der man nicht merkt, ob der Hund gerade bellt, generell fast immer gut ist. Und dieses Album ist der Beweis dafuer: Wenn ich es hoere, ist jedes Aussengeraeusch eine Erweiterung des Sounds und nicht etwa stoerend. Animal Collective sind halt schon immer psychedelisch, aber hier sind sie einfach so frisch, so experimentell und das auch noch mit einfachsten Mitteln, die man aber nicht unbedingt erkennt, seltsam das Ganze. "Unsolved Mysteries" basiert z.B. nur auf etwas Synthie-was-auch-immer, Gesang, dem typischen AC-Schlagzeug und Hintergrund-Gegurgel bzw. Vordergrund-Gegurgel. Vergleiche will ich gar nicht ziehen, denn dieses Album ist einfach unvergleichlich, weil es sich vieel traut und sich immer ein bisschen nach elektronische Kirmesmusik fuer den Jahrmarkt eines Irrenhauses anhoert und die Texte passen dazu auch noch. Muss man moegen...


Perfume Genius - Learning


Schon mal versucht bei laufendem Ventilator einzuschlafen? Ich verzweifle dabei; kann daran liegen, dass ich sowieso schlecht schlafe und das ich keine 6 Monate im Jahr ueber 30 Grad gewohnt bin... Aber Learning hilft. Das permanent anwesende Rauschen (weil schlecht produziert) ueberdeckt ein bisschen das nervtoetende Luftwirbelgeraeusch, das Amateur-Keyboard stoert nur beim Einschlafen, wenn mal wieder ein (absichtlicher?) Verspieler dazwischen kommt und die unglaubliche Zurueckhaltung in der Stimme macht das richtige Zuhoeren zwar ein bisschen schwieriger, das Nebenbeihoeren dafuer aber um so einfacher. Wenn man dieses Album aber nur so hoeren wuerde, wuerde einiges fehlen, da die Texte einen Grossteil der Genialitaet ausmachen. Strophen wie "He made me a tape of Joy Division/ He told there was a part of him missing/ When I was sixteen/ He jumped off a building" in "Mr. Peterson" sind in jedem Song vorhanden, meistens mehrfach und machen die 28 ersten Minuten, die man von diesem Kuenstler bis jetzt zu hoeren gekriegt hat, zu einem emotionalen Erlebnis.

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