Freitag, 29. Oktober 2010

Crystal Fighters - Star Of Love (Review)

Crystal Fighters dürften dem ein oder anderen Musikbegeisterten schon bekannt sein. Sei es durch ihren großartigen Beitrag auf der Kitsuné Maison Compilation 7 im letzten Jahr, ihre schrägen Videos für Singles wie "In The Summer" (http://vimeo.com/13055682) und "I Love London" (http://vimeo.com/7552015) oder die vielen Remixes die von ihren Tracks angefertigt wurden, z.B. durch Acts wie Telepathe, Malente und Renaissance Man. Auch selber nahmen sie sich u.a. Two Door Cinema Club und MIT vor. Crystal Fighters sind so zumindestens in der Musikblogosphäre längst keine No Names mehr und das Interesse an der Band dürfte durch das Erscheinen ihres ersten Albums weiter steigen.

Über die Musiker selber ist sehr wenig bekannt und einiges gilt auch als Legende. So gibt es 5 Mitglieder die aus Navarra, Spanien stammen sollen und mittlerweile im Londoner East-End wohnen. Ihr Name soll durch den Fund einer Oper, des Großvaters entstanden sein. Deren Titel wurde nämlich ins Englische übersetzt und ergab so den heutigen Bandnamen. Was davon aber belegt ist und was nicht, ist nicht immer ganz klar.

Man weiß auch nicht so wirklich was einem beim Anhören von "Star Of Love" erwartet, denn auch die vorher bekannten Songs ähnelten sich eher wenig. Um es nun kurz auf den Punkt zu bringen: es erwartet einen so gut wie alles was sich zwischen und neben Pop und Electronic befinden kann. Dance-Punk und Indie Pop sind ebenso anzutreffen wie Folktronica und Dubstepbässe. Zu diesem Stilmischmasch kommen auch noch traditionelle baskische Instrumente sowie jede Menge Ohrwürmer. "Star Of Love" gestaltet sich so wie eine kleine musikalische Reise ins sommerliche Baskenland mit den kleinen maskierten Puppen auf dem Cover als Reiseführer. Ob diese keine Bedeutung haben und/oder stellvertretend für die Band oder zumindestens als eine Art Maskottchen stehen ist nicht bekannt.

Was bekannt ist: der Titel des Openers, nämlich "Solar System". Der gibt mit pumpender Bassline verhallenden Gesängen und Vokalschnipseln ein passendes Intro für die kleine Achterbahnfahrt, die noch folgen wird, ab. Denn als nächstes kommt mit "Xtatic Truth" der Überhit, der sich in leicht veränderten Version schon auf der vorhin erwähnten Kitsuné Masion Compilation befand. Trotz sehr vielem Hören im letzten Jahr zündet er auch jetzt immer noch. Auch danach gibt es keine Zeit zum Ausruhen, wenn "I Do This Everyday" aus den Lautsprechern tönt. Denn hier wird auf die Tanzfläche zielender Dance-Punk mit harten Gitarren verstärkt. Auch wenns im Vergleich zu den anderen Titeln nicht ganz so gelungen ist, ist es immernoch ein cooles Teil.

Danach beweisen die 5 erstmal, dass sie auch ein sehr gutes Händchen für Popsongs haben und tolle Melodien kreieren können. Die Vokals werden gefühlvoll von eine sehr jugendlich klingender Männerstimme vorgetragen und die Lyrics drehen sich um das Thema Liebe, wobei man sich gerade bei "Plage" fragt warum "Star Of Love nicht eigentlich im Sommer erschienen ist. Die Frage taucht auch definitiv beim nächsten Überhit "In The Summer" auf. Hier trifft Synthiewalze auf Hymnenhaftigkeit. Großartig.

Auch danach geht das bunte Zusammenwürfeln von Genres weiter. Während "At Home" wieder ein sehr schöner Popsong ist, "I Love London" an monotonen Ghettofunk und DJ Mujava erinnert, gibt es bei "With You" sowas wie Ellie Goulding in sehr gut oder Familjen mit zarten Frauenvokals. Auf der Tracklist zwischen den beiden letztgenannten befindet sich "Swallow", welches erst entspannt mit folkigem Gesang samt baskischen Akzent beginnt um dann von einer brachialen Dubstepbassline erschüttert zu werden, die zu den besten ihrer Art gehört, die ich seit langem gehört habe. Dazu noch eine leicht psychedelische Note und fertig ist der nächste Überhit. Den Abschluss bildete dann das zwischen ruhig und schnell wechselnde "Follow", was sehr starke Folktronicaeinflüsse aufweist. Passender Schlusspunkt, wieder hohes Niveau mitsamt der Textzeile die das Verhältnis zwischen mir und der Platte beschreibt: "You're the one i follow / follow to the middle / middle of a shadow / far away from all the sorrows". Alltag ade und dann mit den mystisch wirkenden kleinen Puppen ab zum musikalischen Stern der Liebe.

Ja, mit "Star Of Love" ist der geheimnissvollen Band ein wirklich gelungenes Debut geglückt. Ihr Stil klingt frisch, unverbraucht und ist sehr catchy. Einzige kleine Makel sind die Durchschnittlichkeit von "I Love London" und die Tatsache, dass das Album hauptsächlich von seinen Einzelsongs, nicht aber von seiner Gesamtheit lebt, weil ein bisschen die Zusammenfügung zum großen Ganzen fehlt. Da es aber trotzdem sehr gut geworden ist, fällt letzteres Problem nicht wirklich ins Gewicht, doch womöglich wäre so eine noch höhere Endnote raus gesprungen. Ein klein bisschen schade ist es zudem, dass die Scheibe nicht schon im Sommer releast wurde, da sie hier noch besser gepasst hätte. Ändert aber nichts an der Qualität der Musik und so ist es trotzdem eine Platte, die sich zum Jahresende bestimmt weit vorn in meiner Liste der diesjährigen Lieblingsalben befinden wird.

8/10 Punkte

erstellt von Markus.

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