Montag, 31. Oktober 2011

Ahzumjot - Monty (Review)

Ohne ihn als Mitläufer darzustellen, Ahzumjot profitiert sicherlich vom derzeitigen Erfolg alternativer Rap-Entwürfe wie denen von Marteria und Casper. Es wurde gezeigt, dass man auch ohne Meta-, Battle- und Gangster-Rap in der hiesigen Hip-Hop-Szene positiv aufgenommen werden kann und Künstler, die abseits bekannter Pfade wandeln, stoßen vermehrt auf offene Ohren. So finden sich Parallelen zu Newcomern wie KaynBock und Rockstah, der auch auf dem Album gefeatured ist, während er mit den zu Beginn genannten Herren eine Vorliebe für elektronische Beats (Materia) bzw. ähnliche Themenspektren (Casper) besitzt. Trotz der gewissen Gemeinsamkeiten stellt "Monty" im deutschsprachigen Raum etwas sehr eigenständiges da, wenn auch nichts revolutionäres, was bekanntlich aber auch gar nicht von Nöten ist.

Obwohl Ahzumjot schon im Alter von 11 Jahren erste Rap-Versuche unternahm, ist bisher bis auf das letztjährige Kollabo-Album mit P.r.z. als Schlechte Menschen kaum Output des Jungen Herren an die Öffentlichkeit gelangt. Trotzdem wurde er im Vorfeld der Veröffentlichung seines ersten Langspielers mit reichlich Lorbeeren bedacht und das ein oder andere Mal als neue deutsche Hip-Hop-Hoffnung bezeichnet. Ob das mit dieser Platte gerechtfertigt wird, sei jetzt mal dahin gestellt. Kommen wir nun aber zum eigentlichen musikalischen Produkt.

Die erste Minute ist, um ehrlich zu sein, ziemlicher Müll. Kitschige Synths treffen auf ebenfalls kitschig vorgetragene, halbgesungene Vocals. Dann aber ertönt ein basslastiger Beat samt erster Rap-Strophe darüber, dass "wir alles tun für Andere" und die Zukunft trotzdem ungewiss ist. Sicherlich alles nicht ganz falsch, aber auch keine wirklichen neuen Erkenntnisse oder neuen Blickwinkel. Ausnahme bildet die Bezugnahme auf den namensgebenden Hund Monty, der sich mit solchen Problemen nicht herum schlagen muss, sondern einfach den ganzen Tag nichts tun kann, ohne über die Folgen seines Handels nachzudenken. Dies ist ein Bild, welches immer wieder auftaucht. Allerdings nicht im nachfolgenden "STDTKDS" welches erneut mit einer nervigen Hook aufwartet und textlich sicher für viele junge Menschen zwischen mittelmäßigem Abi, Studium, wenig Geld und, um einmal Rocko Schamoni zu zitieren, den "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit", Identifikationspotenzial besitzt. Ich für meinen Teil finde mich nur bedingt in diesem Track wieder, was auch an meiner Dorfjugend liegen könnte, auch wenn Slacker-Dasein und zweifelhafte Zukunftsaussichten auch in meinem Leben eine Rolle spielen. Das Thema Identifikation spielt bei diesem Album für mich ohnehin eine große Rolle. Obwohl ich sehr gerne Kollegahs Zuhaltertapes höre, ohne sonst Benz zu fahren oder Schellen an Prostituiere zu verteilen, und somit für mich das Mitfühlen von Rap-Texten nicht unbedingt von großer Wichtigkeit ist, ist es bei "Monty" der Fall, dass die Stücke, in denen ich mich persönlich wiederfinde, mir meist am besten gefallen, so z.B. "Gassi gehen". Die Hunde-Metapher steht hier für den Wunsch nach einer spannenderen, erfüllteren Zukunft, nach "einem Ort der, weniger scheiße ist". Zusammen mit einem atmosphärischen aber kraftvollen Instrumental, welches die Emotionalität des Refrains hervorragend unterstreicht. Meiner Meinung nach der eindeutig beste Song der Platte und auch der einzige der mir durchgängig gefällt.

Bei den nachfolgenden Anspielstationen wissen zwar Elemente wie die Hook ("Sepia zu Gold"), die, in diesem Fall leicht an Major Lazers "Pon De Floor" erinnernden, Drums ("Webcam"), das Instrumental ("Explosionsgeräusche") oder die Atmosphäre ("Nicht viel"), doch dafür fallen dann andere Dinge wieder negativ ins Gewicht. Man kann die 13 Stücke zwar alle durchhören, allerdings weckt kaum eins den Wunsch nach mehrmäligen Hördurchläufen. Ein weiterer Minuspunkt sind die 3 Features, die den Eindruck eher verschlechtern anstatt ih aufzuwerten.

Dass "Monty" trotz allem kein schlechtes (wenn auch kein gutes) Werk ist, liegt neben einigen gelungenen Ansätzen vor allem an der Sympathie, die Ahzumjots entspannte und runde, trotz nicht überragenden technischen Fähigkeiten, Vortragsweise ausstrahlt. Hier liegt leider aber auch wieder ein Kritikpunkt begraben. Ahzumjot klingt zwar angenehm und trotz dem teilweisen Verzeicht auf Reime nicht stockend oder abgehackt, leider würde etwas mehr Variation und Emotionalität, manchmal auch Aggressivität, der Stimmlage und des Flows dem Ganzen gut tun. Ebenfalls Fluch und Segen sind die recht einfachen Texte, die sehr authentisch wirken, denen es allerdings, um auf LP-Länge konstant zu interessieren, an lyrischer Finesse mangelt. Simplizität ist grundsätzlich nichts Schlechtes, funktioniert aber meist nur richtig, wenn der Künstler in der Lage ist diese emotional zu transportieren, was hier leider nur teilweise der Fall ist.

Trotz aller Kritik wartet Ahzumjots Solo-Debut mit einigen gelungenen musikalischen Momenten auf, als Gesamtwerk überzeugt es allerdings nicht durchgehend, auch weil herausragende Einzelsongs bis auf eine Ausnahme fehlen. Letztlich will der Funke einfach nicht richtig überspringen. Anhören sollte man es sich dennoch, zu mindestens wenn man an aktuellen, neuen Entwicklungen im deutschsprachigen Rap interessiert ist und eins muss man ihm lassen, er macht immerhin sein eigenes Ding. Ich für meinen Teil werde wahrscheinlich nicht noch einmal zu "Monty" zurückkehren, bin aber dennoch gespannt, was in Zukunft vom Herrchen des gleichnamigen Hunds kommen wird, da der junge Hamburger hier stellenweise durchaus sein Potenzial angedeutet hat.

4/10 Punkte



MONTY by Ahzumjot


erstellt von Markus.

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