Dienstag, 11. Oktober 2011

Urlaub in Polen im Kulturzentrum Schlachthof/Wiesbaden (23.09.2011; Konzertreview)

Urlaub in Polen sagten einmal, dass sie sich auch auflösen, weil es einfach nicht weitergeht, weil seit Jahren immer ungefähr die gleiche Anzahl Menschen auf ihre Konzerte geht. Auch auf dem Halt, den sie auf ihrer vorletzten Tour im Schlachthof eingelegt haben, ist das Publikum überschaubar, obwohl der Saal fast gefüllt ist. Dafür sieht man aber wirklich alle Gruppen die man erwarten kann. Menschen allen Alters und mit sehr verschiedenen Musikgeschmäckern (an der gesunden Mischung aus Metal-, Indie-, und Wasweissichwas-Band-T-Shirts erkennbar) haben sich eingefunden um Urlaub in Polen zu sehen.

Erstmal spielen aber Miumi und die Wiesbadener passen auch irgendwie zu Urlaub in Polen. Auch sie machen eine Art Noise-Rock, haben ihre experimentellen Momente und einen Computer als Unterstützung auf der Bühne, aber durch die Länge und Monotonie ihrer Songs wirkt alles, was sie da auf der Bühne machen unfokussiert. So würde vielleicht ein Ambient-Album der folgenden Hauptband klingen. Wer sich das also immer schon mal gewünscht hat, der tanzt vorne, ich persönlich stehe eher unbeteiligt hinten.

Nach kurzer Umbauphase kommen dann Georg Brenner, der seine Zigarette wohl nicht aufrauchen konnte bevor man ihn auf die Bühne gescheucht hat, und Jan-Phillip Janzen, auf die Bühne und schon als sich die Band zu den ersten Geräuschen aus dem Sampler gesellt, werden die Qualitäten dieser Band auf der Bühne klar. Das Sample aus „Theodore Flames“ ist etwas erweitert, das Schlagzeug treibt präzise nach vorne und Brenner ist mit vollem Herzen und teilweise etwas prätentiös gestikulierend bei der Sache. Auf seine eigene Weise charmant ist das und geht großartig weiter. Die meisten Songs können ohne Probleme gespielt werden. Das einzige, das stört, ist der Mikrofonausfall, der am Anfang ab und zu mal die Perfektion unterbricht, aber im Fluss auch nicht wirklich stört. Vielmehr heraus stechen so geniale Stellen wie die Performance von „Snowwhite“, in der Druck ohne Ende steckt und die dem Song durch einen erweiterten Mittelteil sogar kurz eine schwelgerische Atmosphäre verleiht.

Im Endeffekt ist es beeindruckend, was Urlaub in Polen hier auf die Beine stellen, aber leider viel zu kurz. Schon nach einer Dreiviertstunde beenden sie das Konzert und damit auch den Zustand zwischen Tanzwut und Trance, in die sie viele Zuschauer versetzt haben. Trotzdem ist ein Besuch der anstehenden Abschiedstour im Dezember unbedingt zu empfehlen – die Gefühle, die ein Auftritt der beiden auslösen können, sind nämlich einfach einzigartig.

08.12. Kassel - K19
09.12. Münster - Amp
10.12. Düsseldorf - FFT
15.12. CH-Bern - ISC
16.12. Ulm - Eden
17.12. München – Backstage


erstellt von Leon.

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