Mittwoch, 30. November 2011

Low im Artsclub Sinkkasten/Frankfurt (Main) (26.11.2011; Konzertreview)

Am Anfang der Performance von Low dachten sich wahrscheinlich viele der Frankfurter Zuschauer, dass so eine Band doch eigentlich viel mehr Menschen anziehen müssten… und das taten sie auch. Dieser Sinkkasten, in der kleinsten Zeil-Nebenstrasse überhaupt platziert, ist nur einfach völlig unauffindbar und so kommt rund ein Drittel der Gäste erst später und füllt den Raum dieses Underground-Clubs dann doch noch ganz gut aus.

Auch ich bin zu spät und höre vom ersten Song „Try To Sleep“, der auch der Opener ihres aktuellen Albums ist, nur noch die letzte Minute, aber selbst dieser Ausschnitt zeigt schon Größe. Als eingespielte Combo brauchen Alan Sparhawk und Mimi Parker die ganze Extrainstrumentierung und die Soundexperimente der letzten Alben nämlich eigentlich gar nicht. Denn auch im Powertrio-Format, in dem sie hier auf der Bühne stehen, bringen sie Emotionen rüber wie kaum eine andere Band und zeigen jedem Zuschauer ihre Liebe, sowohl zueinander als auch zur Musik. Die kommt zwar auch zuhause vor der Anlage schon an, mit der Leidenschaft, die man Sparhawk aber ansieht und von der ganzen Band fühlt, verstärkt sich das Hörerlebnis nochmal zu einem echten Gefühlserlebnis. Die Wärme, die den Raum von den Marshall- und Orange-Türmen her ausfüllt, fügt sich schon ein bisschen in die Vorweihnachtsstimmung und es wäre verständlich gewesen, wenn sie gleich etwas von ihrer Christmas EP gespielt hätten. Das ist aber eigentlich gar nicht nötig. Den Geborgenheitseffekt hat man auch so und heute stehen eigentlich die neueren Alben im Vordergrund.

Fast jeder Song wird mit einem kleinen Gitarrensolo eingeleitet und dann vom minimalistischen und fast vorsichtig aussehenden Drumming von Mimi Parker und dem interessanten Bassspiel von Steve Garrington komplettiert. Aber eigentlich ist der Star der Gesang: Manchmal unterstützt Mimi Alan wie bei „Witches“, das ohne das Banjo sogar direkter und auch ein bisschen dreckig rüberkommt und dem abschließenden „You’re all weak“ nochmal Nachdruck verleiht, und manchmal unterstützt Alan Mimi, und das führt wie in „You See Everything“ dann zu Highlights eines großartigen Konzerts.

Zu denen gehören aber auch die seltenen Ansagen von Alan Sparhawk, der einen Song namens „Love Is Forever“ - wo auch immer der jetzt herkam - mit den Worten einleitet: ‚This song is titled „Love Is Forever“. I don’t know how this translates, man. But in every language it’s awesome.’ Auf eine seltsame Weise fühlt man sich verbunden mit diesem Mann und er sich auch mit dem Publikum. Voller Freude erzählt er vom 2-jährigen Aufenthalt seines Bruders in Frankfurt und dass der hier 15 Kilo zugenommen hat und auch bei der Zugabe, in der Low die Lieblingssongs des Publikums spielen wollen, scheint er sich über jeden Wunsch zu freuen, der ihm zugebrüllt wird und Songs wie „July“ werden zu einem krönenden Abschlusseines Konzerts, das durch seine Atmosphäre voller Liebe und Sympathie wirklich berührt.

Für das nächste Mal, wenn es Low nach Mitteleuropa verschlägt, steht von mir also auf jeden Fall eine Empfehlung!

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