So ab sofort präsentiert euch der Alternative Block immer zum Monatsanfang ein Special zu unseren persönlichen Higlights in Longplayer- oder EP-Form des vorangegangenen Monats. Vorgestellt werden die neusten Volltreffer, Alltime-Classics, neu- und wiederentdeckte Schätze und alles was uns in letzter Zeit sonst bewegt, erheitert oder fasziniert hat. Aktualitätspflicht ist also nicht gegeben und jeder Redakteur darf seine Toplist abgeben.
Unserer Premiere strotzt vor Genrevielfalt. Da gibt es experimentellen Rock aus Südafrika, Electropop aus U.K. und Ambient aus den Vereinigten Staaten. Zusätzlich gibt es noch mehrere Hommagen an alte Musikidole aus Rock und Britpop von Markus und Leon, außerdem hat Niclas hat wieder nicht ganz alltägliche Musik parat.
Markus:
La Roux - La Roux
La Roux haben mit nur einem Album eine Menge erreicht: hohe Charterfolge, mehrere Hitssingles, heiße Anwärter auf die Kürung zum besten Newcomer und jede Menge Aufmerksamkeit. Klingt nach einem ziemlich großen Hype? Ja, das stimmt. Doch bei La Roux ist das alles gerechtfertigt. Elly Jackson und Ben Langmaid haben eine wunderbare Electropop-Platte geschaffen, in derem Licht Konkurrentinnen wie Little Boots deutlich verblassen. Das hier ist wunderbarer von den 80s inspirierter Pop, die Retroanlagen sind aber keinesfalls übertrieben. Und großartige Songs hat das Album auch in Hülle und Fülle. Die geniale Disconummer "Bulletproof", das schon vorherbekannte "Quicksand", das auf den Dancefloor ziehende "Fascination", das coole "Reflections Are Protection" und viele mehr.
Eines der besten Debuts des Jahres.
Tocotronic - Digital ist Besser
Dieses Werk gehört zu den Alben, die mit jedem Hören immer weiter wachsen. Mittlerweile ist "Digital ist Besser" eins meiner absoluten Lieblingsalben. Wenn man nicht bei bester Laune ist und Tocotronics Debut hört, fragt man sich wie 3 Jungs schon 1995 die Gefühle, Probleme und Einstellungen auffangen konnten, die heute immer noch aktuell vorhanden sind. Musikalisch ist das Album über 19 Songs vielleicht nicht sehr abwechslungsreich, doch die einfach den Punkt treffenden Slogans und Texte entschädigen dafür alle mal. Das ist zwar nichts für Zeiten des Fröhlichs seins, doch spätestens an grauen Herbsttagen entfaltet es seine ganze Kraft, besonders wenn man Lieder wie "Letztes Jahr im Sommer" hört.
Oasis - Definitely Maybe
Der 28.9.09. An diesem Tag wurde, die für viele beste Rockband unserer Zeit, Oasis, durch den Ausstieg von Noel Gallagher erschüttert. Mit dem fähigen Songschreiber, Gitarristen und Sänger fehlte der Band ein sehr wichtiger Teil. Ob es nun weitergeht oder nicht, steht noch nicht fest. Als man sich nach dem anfänglichen Schock nochmal durch ihre Diskographie durchgehört hat, wurde einem nochmal bewusst wie großartig Oasis waren und was der Britpop heute ohne sie wäre. Dass sie von Anfang an auf einem verdammt hohen Niveau waren, beweist ihr Debut "Definitely Maybe". Es gibt überhaupt keinen schlechten Song, und jeder hätte es verdient als Single veröffentlicht zu werden. Der Sound ist härter als auf den Nachfolgern. Herausgekommen sind zeitlose Britpop/Rock-Highlights wie das antreibende "Supersonic", die Hymne "Live Forever", das krachende "Bring It On Down" und einer meiner absoluten Lieblingssongs, "Slide Away". Mit dieser Scheibe hatten die Briten das beste Debut aller Zeiten aufgenommen und noch heute hat es nichts an seiner Qualität verloren.
Niclas:
William Basinski - Melancholia
Basinski weicht auf diesem Album ein wenig von seinem ansonsten eher starighten Konzept (Tape-Loops) ab und präsentiert hier den stillsten Ambient, den ich je gehört habe. Man muss das Album regelrecht durchbohren, ehe man es versteht. Langsame, dunkle Tapeloops und ab und zu ein paar wenige Tasten, die er auf dem Piano anschlägt. Das wars. Unglaubliches Album.
Hoedh - Hymnvs
Vielleicht ein unglaublicher Zufall, vielleicht aber auch nicht: Dieses Album klingt wie ein verlorengegangenes William Basinski-Album. Und irgendwie doch ganz anders. Der bereits verstorbene Ambient-Künstler Thorn Hoedh liefert hier unglaublich bewegenden Dark Ambient in seiner reinsten Form. Manchmal vollständig ruhig, dann ein paar Schreie, die sich anhören, als kämen sie direkt aus der Hölle. Meisterwerk.
David Thomas Broughton vs. 7 Hertz - David Thomas Broughton vs. 7 Hertz
Auf rateyourmusic.com steht als Genre-Bezeichnung "Folk". Naja, Folk gibt es vielen. Aber dieser Folk ist eigentlich kein Folk. Diese Platte kann man nicht definieren. Man muss sie eigentlich selber gehört haben. Man sollte sie sich wie "Laughing Stock" von Talk Talk in der Folk-Version vorstellen, nur mit noch zerbrechlicheren Vocals, mit Gitarren-Rückkopplungen, mit weniger Musikern, aber auf jeden Fall mit genau soviel Herz.
Leon:
BLK JKS - Mystery EP
Diese EP ist wohl selbst für Südafrika, dem Heimatland der BLK JKS, ziemlich ungewöhnlich. An allen Ecken sieht man ungewöhnliche Ideen und verschiedenste Stile. So wird hier Progressive Rock mit Funk, Jazz, Soul und einem sehr eigenen afrikanisch anmutendem Verständnis von Rhythmus vermischt. Die Struktur der einzelnen Songs ist schwer zu begreifen, nach mehrmaligem Hören findet man aber in fast jedem Lied etwas Refrainähnliches. Total andersartig und trotzdem schön zum zwischendrin hören mit seinen 20 ungewöhnlich schnell vergehenden Minuten.
Die Ärzte – Die Ärzte
Das Ärzte-Album mit dem wohl unterschwelligsten Humor. Speziell die von Bela geschriebenen Lieder, die hier deutlich überwiegen, sind wie zu erwarten eher düster gehalten. Aber auch Farins Lieder sind eher Pop-Punk als Fun-Punk. So wird sogar das Nino de Angelo-Cover „Jenseits von Eden“ nicht zur Lachnummer, wird durch seine Absurdität aber trotzdem lustig. Die Indizierungsgründe „Sweet Sweet Gwendoline“ und „Geschwisterliebe“ sind aus heutiger Sicht zwar nicht mehr bedenklich, aber trotzdem geniale Popsongs, die im Kopf stecken bleiben. Für mich persönlich das beste Album der 80er-Phase der Band und mit der Zeit nach der Reunion eigentlich nicht mehr zu vergleichen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen