Mittwoch, 2. September 2009

Noah and the Whale - The First Days of Spring (Review)

Mit Laura Marling und Emmy The Great sind (fast) alle weiblichen Gesänge aus dem Sound von Noah and the Whale verschwunden. Der Abschied von Laura Marling hatte jedoch auch seine Vorteile. So hätte es das neue Album wohl nie ohne ihren Abschied von Band und vom Sänger/Gitarrist/Songschreiber Charlie Fink gegeben. Denn das Album baut komplett auf dem größten Thema der Rock- und eben auch der Folkmusik auf, der Liebe, in diesem Fall um die Liebe der beiden erwähnten im speziellen.

Man könnte jetzt meinen, dass die Aufrollung dieses dann doch ziemlich abgedroschenen Themas schnell langweilig wird. Aber Noah and the Whale schaffen es wirklich viele Facetten in die Musik einzubringen, die man so von einer englischen (Indie-)Folk-Band eher nicht erwartet. Sie überraschen beim Titeltrack „First Days of Spring“ sofort mit ungewöhnlicher Länge, wie auch mit einem eher Postrock-ähnlichem Auftakt, der sich langsam aufbaut ohne sich hochzuschrauben. Zum Einsatz von Charlie Finks Stimme kommt dann auch die Wende hin zum geigengestütztem Gitarrenfolk. Der Song schafft es mehrmals sich dem Auftürmen der Instrumente in der letzten Sekunde zu entziehen und wieder zurückzukommen zur entspannten Stimme des Sängers. Nach einem längeren Instrumentalteil verblasst der Song dann doch nicht im Belanglosen, sondern entlädt sich bei seiner letzten Chance. So ist er zugleich entspannend, als auch erforschungswürdig und spannend. Dieser Gegensatz zieht sich durch das ganze Album.

Die nächsten 3 Songs enthalten eigentlich keinen großen Ausbruch, bleiben aber allein wegen der Einsätze von Glockenspielen und Bläsern interessant. In den Texten merkt man wie emotional die Schreibphase gewesen sein muss. Wenn man in ‚I Have Nothing’mit den Worten ‚I have nothing, I have no one’ begrüßt wird , spürt man die Melancholie fast so als wäre man grade selbst verlassen worden. Nach dem letzten Aufbau in ‚Instrumental I’ entlädt sich alles im Chor und im fröhlichen Wesen von ‚Love of an orchestra’, das so zwar kleine ‚Bohemian Rhapsody’-Erinnerungen aufruft, aber doch meilenweit davon entfernt ist. Mit dem Chor erklärt sich dann übrigens auch das fast im ersten Satz der Review. Ab hier wird das Album dann doch etwas optimistischer. Der Schlussteil von ‚Stranger’ erinnert textlich sogar ein bisschen an ‚5 Years Time’ und ‚Blue Skies’ erklärt sich schon durch den Titel. Ab jetzt beginnt der langsame Ausstieg. Der Closer ‚My door is always open’ bleibt sehr lange sehr langsam um am Ende zu erkennen zu geben, dass konsequent die entgültige Trennung passiert und er jetzt frei ist.

Ein wirklich fesselndes Album, mit Melancholie und mit viel Spaß, als Album genauso gut wie die einzelnen Lieder sein können. Nachdem der Schlagzeuger seinen Austritt bekannt gegeben hat, kann man sogar ein bisschen hoffen auf ein Album nur mit Gesang, Gitarre, Geige, Bass und Xylophon. Aber auch wenn sie sich das nicht trauen, wird das nächste Album sicher keine Enttäuschung.

8,5/10 Punkte

erstellt von Leon.

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