Donnerstag, 8. Juli 2010

The Harvey Girls - I've Been Watching A Lot Of Horror Movies Lately (Review)

Vor dem Weiterlesen erstmal das Cover ankucken! Mit dem Foto ist nämlich alles gesagt. Wenn es nicht eindeutig Mexikaner wären, würde man nach dem Hören denken, es ist ein Bandfoto. Das ist einfach realistischer, als dass so ein samplegefülltes Psychedelic Rock/Pop-Album von einem Ehepaar aus Portland eingespielt wurde. Aber gerade daran sieht man: der neue Psychedelic Rock ist gesellschaftsfähig


Naja, so kann man das eigentlich dann auch wieder nicht sagen. Das Album kann zwar unter diesem Genre zusammengefasst werden, die einzelnen Songs können so aber kaum beschrieben werden. Die sind nämlich so unterschiedlich, dass dem Hörer im Verlauf des Albums die verschiedensten Referenzbands durch den Kopf schwirren könnten und die meisten davon liegen nicht gerade im Bereich Psychedelic Rock. Zwei der wenigen Merkmale, die sich durch das ganze Album ziehen, sind der nölige Gesang und die Beats .Der Rhythmus hätte größtenteils nicht minimaler ausfallen können und reicht in dieser Disziplin fast an das diesjährige Album von Gil Scott-Heron heran. Durch ihre Unaufdringlichkeit lassen sie immer den nötigen Raum für die Songs und fügen sich gut ein. Das 2. Merkmal, der Gesang, wirkt nach den ersten zwei, drei Songs noch ziemlich cool. Über das gesamte Album wünscht man sich dann schon fast Dieter Bohlen herbei, der Hiram Lucke für sein Genuschel ordentlich eine zimmert.


Nach so viel Gerede über die Abwechslung müssen jetzt natürlich noch Belege her: So bricht nach einem durchaus psychedelischen Anfang zwischen Amerika und Indien schon der dritte Song aus und wird zu einem glücklichen und gelungenen Mix aus Post-Rock und Indie-Pop. Wenn nach einigen Minuten Streicher zum Song dazustoßen, bekommt er, der bis jetzt nach entspannten Super Furry Animals-Songs wie „Cardiff In The Sun“ geklungen hat, sogar Sigur Ròs-Momente. Das Darauffolgende „Only Apparations On The Lawn“ klingt dann auch schon nach Anti-Folk a là Jeffrey Lewis mit Trompeten und weiß wiederum zu überzeugen. Jetzt wird sich noch schnell durch ein nicht besonders gelungenes Instrumental mit elektronischem Gezirpe und zwei etwas schmissigere Songs im Indie-Rock-Gewand gespielt bis mit „Alpha Invasion On Delta Waves“ ein fast rhythmusloser Ausklang für diese hakenschlagende Platte gefunden wird, der sich sehen lassen kann. Viele Songs der Harvey Girls können wirklich überzeugen. Bei dem großen Ausstoß an Alben, den die sie seit ihrer Gründung haben, haben sie jedoch scheinbar keine Zeit eine Platte rund klingen zu lassen. So klingt „I’ve Been Watching…“ wie ein Sammelsurium an guten Ideen, kann aber nur bei gut der Hälfte der Tracks überzeugen. Trotzdem kann das Album unter Umständen ein guter Tipp für die Liebhaber des neuen Psychedelic Rock sein.


6/10 Punkte


erstellt von Leon.

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