Montag, 22. August 2011

Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung - Zurück zur Natur (Review)

„Wortkarger Wolfram“, „Bernd (Stiftung Warentest)“, „Massenkompatibel“, „Brandenburg“, „Dörte“ usw. usf. Die Songs, die Rainald Grebe als Klavierkabarettist bekannt gemacht haben, haben mit den neuen Stücken auf seinem 2. Album dieses Jahr nicht mehr viel zu tun. So weit weg von Comedy war noch keines seiner Alben und so musikalisch interessant erst Recht nicht.

Aber um einen wirklichen Eindruck von „Zurück zur Natur“ geben zu können, muss man vorne und einfach anfangen, was gar nicht so einfach ist. Es ist ein Konzeptalbum. Über die Natur. Wobei es vor allem eines ist: nämlich kritisch; kritisch gegenüber der Politik, gegenüber dem Landleben und gegenüber dem Stadtleben. Mehr kann man sich textlich schon mal gar nicht zwischen alle Stühle setzen.

Dabei ist dazu auch nie wirklich klar, was genau jetzt ironisch gemeint ist und was Ernst. So egal wie im Zwischenstück „Blauwale“ mit dem Text „Kannst du dir ein Leben ohne Blauwale vorstellen? Ja Ja Ja, Ja Ja Ja!“ kann Rainald Grebe die Umwelt gar nicht sein, wenn er schon ein ganzes Album über die Natur schreibt, aber komplette Ironie kann das im Mittelteil, der Naturschutz und grüne Politik auf hohem Level ins Lächerliche zieht, auch nicht sein. Dem Kabarett ist er textlich dann also doch insofern treu geblieben, dass seine Texte zum Denken aufrufen und dem Hörer nicht seine eigene Meinung aufzwingen wollen. Gegenüber diesen schwer zu interpretierenden Kompliziertheiten stehen dazu auch noch sehr persönliche Songs wie „Burnout“, der auf dem typischen Soft/Poprock-Teppich Probleme mit dem Tourleben und Routine ausdrückt, aber auch den „goldenen Oktober auf der A2“ beschreibt.

Wobei es den einen typischen Sound gar nicht wirklich gibt. Das wäre auch Schade nachdem in den Texten immerhin Herbie Hancock und die Talking Heads erwähnt werden. Die krasseste Neuerung hört sich dann auch gleich nach New Wave an. „Aufs Land“ hat so gar nichts mit dem Rest des Albums zu tun und wechselt mit dem Thema von einem aufgekratzten Beat in einen ruhigen Folksong mit Bläserunterstützung und schlägt dann auf den letzten 2 Minuten des 7-Minuten-Songs die Brücke zwischen beiden. So extrem hebt sich leider kein anderer Song mehr ab. Der Soul in „Alles richtig gemacht“ oder die ab und zu auftretenden härteren Gitarren können nicht davon ablenken, dass musikalisch noch Luft nach oben ist.

Mehr trauen könnte sich der Liedermacher mal, vielleicht ein Paar interessante Neuerungen wie die afrikanisch angehauchte Bridge in der Selbstparodie „Sachsen“ einführen. Aber bei der rasanten Entwicklung kann man nur hoffen, dass die KdV ihm auch noch hilft die Musik auf das Level der Texte zu heben.

8/10 Punkte




erstellt von Leon.

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