Mittwoch, 24. August 2011

Tufu - Hässlon (Review)

Tufu dürfte bzw. sollte den meisten unserer Leser ja bereits ein Begriff sein, schließlich wurde er ja hier schon das ein oder andere Mal erwähnt, sei es wegen seinem Kollabo-Album mit Anthony Drawn Anfang des Jahres oder seinem neusten Video im letzten Newsflash.

Nun ist der junge MC mit seiner mittlerweile 4. Soloveröffentlichung am Start, die erstmalig auch als Tonträger erhältlich ist, nach dem die vorherigen Releases nur als (kostenlose) Downloads verfügbar waren. Als Label fungiert wie schon bei "Seelenquantiserung" Sichtexot. 14 Tracks enthält das Album, dessen bestimmendes Thema schon im Titel vorgegeben wird. Es dreht sich alles um die wacken menschlichen Subjekte, die hier zum Objekt, in diesem Fall zum Hässlon, degradiert werden. So bestimmen Battleraps die textliche Ebene der Platte, die Fakeness, Pseudotiefsinn, Heuchelei und Massenkonformität des Hässlons attackieren. Dank Zeilen wie "Zeichentrickfigur, du siehst aus wie Pokémon - Los fang es, fang es! Was ist es? - Ein Hurenson!" wird der durchschnittliche Mainstreamrapper 32 Minuten lang unterhaltsam bloßgestellt.

Für das Gelingen dieses Konzepts auf musikalischer Ebene sorgen die Beatbastler Herbert Elch, Beatvadda, JasOn, Xl the red One, yannic (Audio88 & Yassin) und Tufu selbst, die durchgehend hochqualitative Instrumentals produziert haben. Die musikalische Kompenente fasst der Hauptprotagonist treffend selber zusammen: "Dieser Beat bombardiert deine Synthesizer-Mauern". Es wird also auf sample-basierte Beats gesetzt die zwar auf starke Retroeinflüsse schließen lassen, aber trotzdem nie wie durchschnittliche Oldschool-Beats klingen. Dafür sorgen (das) unorthodoxe (Verwenden von) Samples, stellenweise vertrackte Drumrhytmen und das Einstreuen dissonanter Töne. Insgesamt klingt das Soundbild angenehm rauchig, dreckig und dunkel und was mittlerweile nicht mehr allzu oft im Rap stattfindet, wirklich eigenständig. Verbunden mit den vorhin schon erwähnten Texten, samt Tufus einwandfreien Flows hat man es hier mit einem durchaus starken und auch frischen Album zu tun, was, wenn man den vorangegangen Output des jungen Herrens beachtet, nicht allzu überraschen dürfte.

Lob gibt es auch für das Feature von Anthony Drawn, von dem ich mir mal ein komplett instrumentales Saxophon-Album auf Hip-Hop-Beats wünschen würde. Die Kritikpunkte hält sich da sehr in Grenzen und erschöpfen sich darin, dass manche Songs im Vergleich zu anderen nicht wirklich zünden und die Punchlinedichte stellenweise ausbaufähig ist. Auch würde der Platte manchmal mehr Lockerheit im Vortrag des jungen MCs gut tun. Doch letztlich ist "Hässlon" ein deutlich überdurchschnittliches Stück Musik, das mich besonders instrumental, aber auch auf Rap-Ebene begeistern konnte.

7/10 Punkte




erstellt von Markus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen