Dienstag, 20. September 2011

Neon Indian - Era Extraña (Review)

Es brauchte nur die 2-minütige Passage vom, an Hudson Mohawkes "Octan" von der "Satin Panthers" EP erinnernden, Opener über den Beginn des 2. Songs, bis zum Eintritt der Hook, um zu erkennen, dass Alan Palomo immer noch eins wunderbar kann: eingängige, jugendlich klingende Electropop-Songs schreiben. Mit "Polish Girl" hat man den ersten Höhepunkt früh entdeckt, der gleichzeitig auch schon die wichtigsten Veränderungen zum Vorgänger "Psychic Chasms" aufzeigt.

Im Prinzip macht Neon Indian nichts bedeutend anderes als vor 2 Jahren, doch der Sound der Platte ist im Vergleich zu früher ein anderer. "Era Extraña" klingt um einiges weniger schrill und grell leuchtend, dafür aber homogener und auch etwas tiefer, zu dem wurde auch das Shoegaze-Element noch etwas weiter verstärkt. So kann man feststellen, dass die beiden Alben des Amerikaners jeweils ihren eigenen Klang besitzen, der es auch Außenstehenden ermöglichen sollte, Neon Indian Tracks zeitmäßig einzuordnen. Sehr gute, spaßige Popsongs kann er wie anfangs erwähnt immer noch schreiben, allerdings sind jetzt auch ernsthafte Instrumentalstücke möglich, wie "Heart: Release" zeigt, das aufgrund seiner Atmosphäre an Künstler wie Mondkopf erinnert. Ein Stück, das ich vor der Veröffentlichung nicht von ihm erwartet hätte.

Auch wenn der Soundentwurf von Neon Indian eigenständig klingt, so werden beim Hören der Platte immer wieder Assoziationen zu anderen Acts geweckt. So klingt "Heart: Decay" wie eine extrovertierte Version eines Boards Of Canada Songs, "The Blindside Kiss" weckt Erinnerungen an zahlreiche Shoegaze-Bands, "Arcade Blues" lehnt sich mit seinem verzerrten Synthie in der Hook stark an den Titeltrack des 2009er Albums an, "Hex Girlfriend" erinnert mich an einen Echt-Song und anderen 90er-Jahre-Gitarrenpop und öfters findet man Ähnlichkeiten zu anderen Chillwave-Acts wie Millionyoung und Dunian. Mit den anderen 2 bekannten Vertretern des Chillwave Hypes, Washed Out und Toro Y Moi, die sich auf ihren diesjährigen Alben mehr an Soft-, Dream- und Indiepop orientierten, hat "Era Extraña" allerdings nicht mehr viel zu tun.

Neben diesen ganzen Stellen, die auf andere Künstler verweisen, hat die LP auch definitiv ihre eigenen großen Momente. Neben den bereits erwähnten "Polish Girl", "Heart: Release" und "The Blindside Kiss" ist das vor allem das großartige "Halogen (I Could Be a Shadow)" in dem Alan Palomo erneut beweißt, dass er ein Händchen für jugendlich anmutenden, mitreißenden catchy Electropop hat. Die einzigen Dinge, die "Era Extraña" davon abhalten eine wirklich herausragende Veröffentlichung zu sein, ist der Zustand, dass der ein oder andere Track "leider" nicht mehr als solide ist und nicht wirklich hängenbleibt und dass das Ganze auf "Psychic Chasms" noch eine Spur frischer und kurzweiliger wirkte. Ein zweifellos gutes Album ist es aber dennoch.

7/10 Punkte

Neon Indian "Polish Girl" from Dot & Effects on Vimeo.




erstellt von Markus.

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