Dienstag, 22. Februar 2011

Radiohead - The King Of Limbs (Review)

Nachdem ich mich jetzt waehrend ich das Album zum ca. 10. Mal hoere und mich bereitfuehle eine fundierte Kritik zu schreiben, kann ich nichts anderes sagen als, dass die meisten einfach Schwachsinn ueber dieses Album reden. Wo bitte ist das fuer den Fan befriedigend, wo bitte aehnelt das "In Rainbows" und wie kann man dieses Album als schlechtestes von Radiohead einstufen - wie man schon sieht, schreibe ich gerade im vollen Bewusstsein hier meine Meinung und nichts als meine Meinung wiederzugeben... Alles andere macht hier auch keinen Sinn.

Meiner Meinung nach war diese Band immer vor allem Dingen eine gute, etwas seltsame Pop-Rock-Band, die mit Kid A/Amnesiac 2 aussergewoehnliche Alben hingelegt hat. "The King Of Limbs" hat mich deswegen zutiefst ueberrascht. Sie haben endlich wieder ihre Seele als Elektronikfrickler und neuerdings auch als Ambientmusiker gefunden. Diese neue Eigenschaft der Jungs und auch die Musik an sich erinnert weitlaeufig sogar an "Future Days" von Can, wobei natuerlich von Jam hier nichts zu spueren ist, sondern die Versessenheit bei der Anordnung der Sounds den Hoerer regelrecht anspringt. Gerade weil im Gesamtbild nicht viel gespielte Musik vorhanden ist und diese dann repititiv ist wie auf keinem Vorgaengeralbum, kann man die akribische Arbeit sehr gut bestaunen mit der die Stimme - das typische genuschelte Fallsett - immer wieder mit diversen Effekten belegt wird bis sie sich wieder zurueck in die Musik einbidet und Flaechen schafft, die ich normalerweise bei anderen Gruppen suchen wuerde.

Aber sie koennen es. Sie koennen Copy-and-Paste-Beats sowohl aus Jazz, Rock und Funk so mit Soundscapes umringen, dass die Songs sich am Ende doch entwickeln. Dieses erkennt wahrscheinlich kaum einer beim ersten Hoeren, dafuer koennen sie aber schon am Anfang trotzdem fesseln, sodass die 2. Haelfte vielleicht zum leicht zugaenglichsten Material zaehlt, dass sie nach der Jahrtausendwende aufgenommen haben. Mir schwirrt zum Besipiel schon seit Sonntag staendig ein "If you think this is over, you are wrong" (Separator) im Gehirn rum. Waehrend es sich vom Klangbild von allem, was sie vorher zusammen aufgenommen haben, entfernt hat, hoert man die Aehnlichkeit zu The Eraser von Thom Yorke und Einfluesse seiner Kolabopartner wie etwa Flying Lotus oder Modeselektor, wobei ich mir jedoch einbilde von allen Mitgliedern ein bisschen was zu hoeren. So sind Gitarre und Bass im vielflaechigen Sound immer noch wichtig und auch wenn Philip Selway hier nichts gespielt zu haben scheint und sein Solo-Album "Familiar" meilenweit weg ist, hoert man nicht nur im Lagerfeuer-Song "Give Up The Ghost" mehr Folk als je zuvor: Die Gitarren sind nirgendswo so eckig oder disharmonisch wie auf anderen Alben, sondern haben sich in eine melodioese und auch einfach total popige Richtung entwickelt.

Auch wenn die Hoererschaft aufgrund der seltsamen Veroeffentlichungsstrategie scheinbar auch bei der Einschaetzung der Musik verrueckt spielt, bringen Radiohead ausser wirtschaftlich eigentlich nichts Neues in die heutige Musikwelt - in ihrem Mikrokosmos ist der Hybrid aus Elektropop, Ambient und aller moeglicher Geraeusche aber eben doch ein Experiment. Und bei all der Skepsis, die ich gegenueber ihnen habe, muss ich sagen: Experiment gelungen.

8/10 Punkte


erstellt von Leon.

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