Sonntag, 9. Januar 2011

Jahresrueckblick 2010 - Markus

Mittlerweile ist auch das erste Jahr der neuen Dekade wieder vorbei und wie in jedem Jahr seit der Entstehung von moderner Musik gab es wieder allerlei Alben und musikalische Ereignisse. Vor kurzem wurden ja die Listen unserer Lieblingsalben gepostet, von daher wisst ihr nun auch, was uns 2010 am meisten geflasht hat. Schaut man sich nun die Listen anderer Websites, Zeitschriften und sonstiger Musikmedien fällt eins auf: Ein absolutes Konsensalbum wie die vor zwei Jahren erschienende Animal Collective gab es diesmal nicht, aber dafür einige Platten, die nah an diesen Status rankommen. Fast kein Topranking kam ohne Aracde Fire, LCD Soundsystem oder Kanye West aus. Bei den ersten zweien war dies zu erwarten, da sie auch schon vorher einen großen Stellenwert bei Kritikern und Fans hatten. Beim US-Rapper verwundert der große Hype allerdings schon, da er zu einem nicht kleinen Teil auch von eher Indiemusik orientierten Medien wie Pitchfork, Stereogum und Spin stammt. Das zeigt einmal mehr, dass Genregrenzen immer unwichtiger und wenig beachtet werden. Ob die eben genannten Alben allerdings wirklich so stark sind, wie behauptet, sei jetzt mal dahingestellt.

Und wo wir grad bei Genregrenzen waren, 2010 gab es definitiv eine Menge interessante Entwicklungen in den Musikszenen und -richtungen. Ein ehemaliges Randgenre wie Dubstep schaffte es beispielsweise (zumindest im UK und Internet) in die breite Öffentlichkeit. Dafür verantwortlich waren unter anderem hochgelobte Releases von Künstlern wie Mount Kimbie und James Blake, die die Ideen von Dubstep in neue Regionen weiterführten, die Supergroup Magnetic Man bestehend aus Skream, Artwork und Benga, deren erste Single und das dazugehörige Album die britische Top10 erreichte, und unzählige andere Künstler im Bereich der elektronischen Musik, die sich vom basslastigen Sound beeinflussen ließen. Eine weiteres Genre was gehörigen Aufwind erfuhr war Glitch Hop und allgemein Klänge die auf (Hip-Hop)Beats aufbauten und nicht unbedingt zum Tanzen geeignet sind. Besonders aus der amerikanischen Szene gab es viele gute Veröffentlichungen, meist aus dem Umfeld des Brainfeeder-Labels und seinem Gründer Flying Lotus, die sowohl von Kritikern als auch Hörern überwiegend positiv aufgenommen wurden. Auch bei uns erhielten Platten von Acts wie Gold Panda und Baths überdurchschnittliche Bewertungen.

Ein Thema was uns schon 2009 beschäftigt hat, war die Entwicklung des britischen Indierocks nach dem großen Hype zu Beginn. Damals stellten wir fest, dass es dank Bands wie Kasabian und The Horrors durchaus noch weiter gehen kann. Doch im vergangenen Jahr kam kaum etwas Nennenswertes aus der Richtung, was ja wegen der Lichtblicke im vorletzten Jahr durchaus verwundert. Ein Beleg für den schwachen Zustand ist die Tatsache, dass die wahrscheinlich am britischsten klingende Band derzeit aus den Staaten stammt. Die Rede ist von The Drums mit ihrem klassischen Indiepopsound samt Referenzen an The Smiths und co. Im Deutschrap passierte da schon etwas da schon etwas mehr. Nicht nur, dass "... mal sehen, ob das ein Album wird" von Musik für Menschen es als Aussenseiteralbum auf Platz eins einer unserer Hitlisten schaffte . Auch die Platten von Morlockk Dilemma, JAW und den Beleidigern waren überdurchschnittlich. Zudem gab es mit Tufu auch einen hoffungsvollen neuen MC, dessen Platte "Die Symbolik des Mastschweins" man sich hier
legal und kostenlos runterladen kann. Von ihm werdet ihr bestimmt noch mehr hören, auch bei uns. Letztendlich war 2010 für HipHop zwischen Rhein und Oder sicherlich nicht das schlechteste Jahr, allerdings hätte es mMn ein paar richtig gute Alben mehr geben können. Mal sehen was uns dann dieses Jahr raptechnisch erwarten wird. Ich bin gespannt, da u.a. Morlockk Dilemma schon seinen vierten Longplayer für den kommenden Februar angekündigt hat.

Eine andere Band, die ebenfalls die deutsche Sprache in der Musik benutzt, ist Tocotronic und damit hatten sie 2010 soviel Erfolg wie nie zu vor. Das erste Mal schaffte die beste oder zumindest bedeutendste Indierockband Deutschlands es auf Platz 1 der Charts und auch Magazine wie Spex und Musikexpress lobten "Schall Und Wahn" in höchsten Tönen. Sicherlich einer der wenigen Lichtblicke im heimischen Musikmainstream, der auch dieses Jahr von Grausigem geprägt war, sei es Unheilig oder ein mieser WM-Song von Shakira. Allerdings gab es auch Hoffnungsschimmer, da immer öfter Musiker, die eigentlich in der Independet bzw. alternativen Szene bekannt worden sind, größere Erfolge feiern. So z.B. beim Soulsänger Aloe Blacc und den Synthpoppern Hurts geschehen.

Nach dem wir nun noch einmal zurück auf die ein oder andere Entwicklung geblickt haben, interessiert es natürlich wie es 2011 weiter geht. An großen Namen mangelt es schon mal nicht. Arctic Monkeys, Mogwai, Coldplay und Trail Of Dead um nur einige zu nennen. Rockfans können zudem sich auf die Rückkehr der Stonerlegende Kyuss freuen, Rapheads dürften auf die Releases von Madvillain, Alligatoah und dem bereits erwähnt Morlockk Dilemma gespannt sein und in der Indiegemeinde erwartet man die Platten von Cold War Kids, Portugal. The Man und White Lies. Und als ob das alles nicht genug ware, gibt es u.a. auch noch Ankündigungen bzw. sogar schon Termine für etwas Neues von den Post-Punk-Größen Gang Of Four, der Schwedischen (Indie)Popsängerin Lykke Li und den bärtigen Barden von Fleet Foxes. Bei so vielen interessanten Alben werdet ihr bestimmt auch wieder einige Rezensionen von uns zu lesen bekommen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass mich 2010 trotz großer Vorfreude nur bedingt begeistern konnte. Im Gegensatz zu 2009 hat es mich sogar ziemlich enttäuscht, denn mein Lieblingsalbum des vergangen Jahres, Wavves' "King Of The Beach", hätte es ein Jahr zuvor nur knapp in die Top10 geschafft. Sicherlich gab es auch in den letzten 12 Monaten einige gute Alben, aber die wirklichen Meisterwerke fehlten leider. Aber diese Enttäuschung kann ja durch ein besseres 2011 wieder ausgeglichen werden.


Fortsetzung durch Leon folgt morgen.

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