Freitag, 28. Januar 2011

White Lies - Ritual (Review)

Mit "Ritual" liefert die britische Band nach nur 2 Jahren Pause schon ihr Nachfolgealbum zu "To Lose My Life". Mag bei der nicht unbedingt spontan klingenden Musik der 3 Herren unerwartet schnell sein, ist aber natürlich 'ne schöne Sache. Wurden sie zu Zeiten ihres Debuts noch in die Schublade des Post-Punk Revivals mit u.a. Interpol und Editors gesteckt, so greift dieser Vergleich nur noch bedingt, höchstens zu Editors lassen sich noch stärkere Ähnlichkeiten finden. Denn wie diese auf "In This Light and on This Evening" rücken auch White Lies nun ihre Synthesizer stärker in den Vordergrund, so dass diese nicht
mehr nur dezent Akzente setzen, sondern nun auch oft ein tragendes Element sind. So hat das Ergebnis, die Musik auf "Ritual", auch nur noch entfernt etwas mit "echtem" Post-Punk zu tun. Hört man sich Konsenswerke dieses Genres wie Gang Of Four's "Entertainment" oder eines der frühen Alben von Wire an, wird man nicht unbedingt meinen, dass diese in die selbe Sparte wie "Ritual" gehören.

Die Bezeichnung Pop trifft da schon eher zu. Das sind White Lies nämlich mittlerweile, wenn auch immer noch mit leicht düsterem Einschlag. Doch Pop trifft auch dann als Kategorisierung, wenn man ihn als etwas großes, nicht alltägliches definiert. Denn groß ist eine passende Beschreibung für den Sound der Londoner. Auf ihrem Zweitling klingt nichts Lo-Fi oder schüchtern, große Gesten und Pathos sind elementare Bestandteile der Platte. Da dürfen dann natürlich auch die großen Gefühle nicht fehlen. War auf "To Lose My Life" noch der Tod in fast jedem Song das bestimmende Thema, dreht es sich jetzt um das Zwischenmenschliche und somit um die Liebe. Oft werden wie in "Streetlights" die dunkleren Seiten dieser gezeigt. "Bored girls and sad boys / dull roads to anywhere / bad sex and ethanonal / High scores on solitaire." "Not a soul in a street light / this might be love." Neben dieser Thematik und dem erwähnten breiten und gut produziertem Sound, stechen vor allem noch die Gesangsmelodien der Refrains hervor. So werden die entsprechenden Zeilen von Songs wie "Peace And Quiet" und "Holy Ghost" nicht nur großartig vorgetragen, sondern beißen sich auch in den Gehörgängen fest.

Letztendlich ist das Album gegenüber dem Debut der Band, vor allem ein Album des "mehr". Mehr Sound, mehr Pathos, mehr Synthies, mehr Pop. Denn es ist nicht so, dass es nicht schon Pathos und Popappeal auf "To Lose My Life" gab, doch auf "Ritual" ist es halt ein erhebliches Stück mehr. Schaden tut es der Musik nicht unbedingt, wobei man Momente wie das Abgleiten von "Holy Ghost" zum Ende hin in Richtung Großraumdisco-Rockstampfer besser hätte vermieden sollen. Weiterhin muss man auch feststellen, dass die 2. Hälfte des Albums nur schwer mit der 1. konkurieren kann, vielleicht hätte man hier Füller wie "Bad Love" streiche können. Nichtsdestotrotz eine gute Platte, an deren Stil man sich als Fan aber auch erstmal gewöhnen muss.

7/10 Punkte




erstellt von Markus.

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